“Menschen identifizieren sich mit Betrieb im Ort”

Markt / 12.06.2015 • 20:21 Uhr
Ihr Garten ist ein wichtiger Inspirationsort für Unternehmerin Dagmar Bösch-Ebenbichler.
Ihr Garten ist ein wichtiger Inspirationsort für Unternehmerin Dagmar Bösch-Ebenbichler.

Höchst. Dagmar Bösch-Ebenbichler hat vor 19 Jahren den Malerbetrieb von ihrem Vater Werner übernommen. Im Interview spricht die engagierte Unternehmerin über die Herausforderungen der Branche, über Familientradition und wieso sie eigentlich gerne öfters auf den Baustellen mitarbeiten würde.

Sie managen seit fast 20 Jahren einen großen Malerbetrieb mit 30 Mitarbeitern. Werden Sie immer noch oft darauf angesprochen, dass Sie eine Frau in einem traditionellen Männerberuf sind?

Bösch-Ebenbichler: Das war eigentlich nur am Anfang. Damals war man zwar kritisch eingestellt, man hat mich aber schon lange gekannt, weil ich schon die Lehre im Betrieb gemacht habe. Die Frauen haben speziell bei den Malern stark aufgeholt. Es ist also nicht mehr so ein Thema, wie es einmal war.

Warum gibt es Ihrer Meinung nach so wenige Unternehmerinnen im Land? Liegt das an der Unvereinbarkeit von Familie und Beruf?

Bösch-Ebenbichler: Es gibt wenige und es sind meistens nur Ein-Personen-Unternehmen. Ich würde mir schon wünschen, dass mehr Frauen Mitarbeiter beschäftigen. Die Vereinbarkeit ist natürlich ein Thema und sobald man Mitarbeiter hat, gibt es viele Auflagen, die man erfüllen muss. Das nimmt mittlerweile enorme Ausmaße an. Darum lagern viele die Lohnverrechnung aus und verlieren aber dadurch die Zusammenhänge. Niemand hat mehr Bezug zum Lohn, und das ist schade. Aber die Politik will es ja verbessern. Ärgerlich ist auch das Thema Infrastruktur. Die Riedstraße ist so wie vor hundert Jahren und es ist kein Ende in Sicht. Es gibt keinen Mut zur Veränderung, und das nimmt den Betrieben viel Luft. Denn wenn man als Handwerker zu Kunden muss und eine dreiviertel Stunde unterwegs ist, ist das schwierig zu erklären. Das zahlt niemand gern und wir verrechnen das auch nicht gerne.

Ihre Firma ist einer der größten Malerbetriebe in Vorarlberg. Wie sieht die Situation in Ihrer Branche aktuell aus?

Bösch-Ebenbichler: Spannend. Wir haben fast 30 Mitarbeiter und brauchen daher eine gewisse Grundauslastung, die wir uns mit größeren Projekten erkämpfen. Im Privatbereich haben wir auch einen guten Namen, machen auch Wärme-Verbundsysteme. Wir können also alles aus einer Hand abdecken, und das ist unser großer Vorteil. Wir waren einer der Ersten, die das angefangen haben. Früher haben das hauptsächlich die Maler gemacht, heute machen es vor allem die Verputzer. Das hat sich verschoben, aber wir machen das nach wie vor und sind hier gut aufgestellt.

So können Sie sich auch gegenüber dem Mitbewerb abheben?

Bösch-Ebenbichler: Ja, so kann man sich abheben. Oft wollen die Menschen ihr Haus malen und haben im Hinterkopf, dass sie zu hohe Heizkosten haben. Wir können da kompetent beraten und helfen bei Bedarf auch bei den Förderungen.

Gibt es bei den Malern Billigkonkurrenz aus dem Ausland?

Bösch-Ebenbichler: Das spüren wir eigentlich nicht. Der Vorarlberger hat auch gerne Vorarlberger Firmen, und das ist richtig so. Wir sind beständig, sind vor Ort und ein Ansprechpartner, auf den man sich verlassen kann. Wir sind gut im Gemeindeleben eingebunden und die Menschen identifizieren sich zu einem gewissen Maß mit dem Betrieb im Ort oder in der Umgebung.

Sie haben das Handwerk von der Pike auf gelernt, arbeiten heute aber hauptsächlich im Büro. Wären Sie Ihren Mitarbeitern noch eine Hilfe auf der Baustelle?

Bösch-Ebenbichler: Ich könnte es schon noch. Ich würde auch gerne auf Baustellen gehen, aber es scheitert oft am Weg – bis man dort ist und arbeitet, staut sich dann eben alles im Büro und bleibt liegen. Aber ich habe es schon wieder vor. Denn es ist schön, wenn man die Schritte sieht, vom Angebot bis zur Ausführung. Wir haben ein tolles Team und es ist auch eine Wertschätzung ihnen gegenüber.

Wie einfach ist es, Mitarbeiter zu finden?

Bösch-Ebenbichler: Das Lehrlingsthema ist schwierig, obwohl Maler so ein toller Beruf ist. Man sieht, was man gemacht hat, trifft Entscheidungen, hat Kundenkontakt und sehr vielfältige Aufgaben. Wir haben aktuell sieben Lehrlinge, sie sind sehr motiviert. Aber leider fehlt in der Gesellschaft die Vielfalt. Oft ist nur die Matura gefragt und das Handwerk kommt am Schluss. Das finde ich persönlich sehr schade.

Sie haben den Betrieb von Ihrem Vater Werner übernommen. Heute arbeiten Sie im Betrieb mit Ihrem Mann Reinhold. Wie funktioniert die Zusammenarbeit?

Bösch-Ebenbichler: Es funktioniert wunderbar. Mein Vater hat lange noch mitgearbeitet. Er hat aber dann gesehen, dass es gut läuft und sich jetzt zurückgezogen. Es hat sich also alles sehr gut eingespielt. Wichtig für mich ist Kontinuität. Und unser Ziel ist es deshalb auch, mit einem guten Team weiterhin gute Arbeit zu leisten.

Wir lernen immer wieder dazu. Vor allem im ökologischen Bereich ändert sich bei den Materialien viel.

Dagmar Bösch-Ebenbichler managt den Malerbetrieb zwar vom Büro aus. Das Handwerk hat sie aber von der Pike auf gelernt. Fotos: Oliver Lerch
Dagmar Bösch-Ebenbichler managt den Malerbetrieb zwar vom Büro aus. Das Handwerk hat sie aber von der Pike auf gelernt. Fotos: Oliver Lerch

Kennzahlen

» gegründet: 1973
» Gesellschafter: Dagmar Bösch-Ebenbichler (60 %), Reinhold Ebenbichler (40%)
» Geschäftsführerin: Dagmar Bösch- Ebenbichler
» Mitarbeiter: 30
» Leistungen: Fassadenschutz, Wärmedämmfassaden, Wohn- und Büroraumgestaltung, Sanierungen, Spachtelungen und Kreativtechniken, Beschichtungen

Zur Person

Dagmar Bösch-Ebenbichler

Geschäftsführerin und 60-Prozent-Gesellschafterin der Werner Bösch Malerbetrieb GmbH in Höchst

Geboren: 14. 12. 1964

Ausbildung: Nach der Pflichtschule absolvierte die Höchsterin Dagmar Bösch-Ebenbichler eine kaufmännische Lehre im Familienbetrieb, anschließend folgte die Maler-Lehre, anschließend die Meisterprüfung

Laufbahn: Seit dem Jahr 1996 ist sie Geschäftsführerin der Werner Bösch Malerbetrieb GmbH in Höchst

Familie: verheiratet, drei Kinder