Messepark-Streit wird noch heftiger

Im Juli soll in der Stadt eine Entscheidung fallen. Experte kritisiert CIMA-Studie scharf.
Dornbirn. Mit Überzeugungsarbeit versuchen die Messepark-Manager Burkhard Dünser und Guntram Drexel gute Stimmung für die Erweiterung bzw. den Umbau des Einkaufszentrums in Dornbirn zu machen. Die Mitglieder von Parteien aller Couleur und anderen Interessengruppen nahmen das Angebot bislang gerne an, zu einem Meinungsumschwung kommt es aber nicht in allen Fällen. In der Dornbirner ÖVP gibt es eine Front zwischen Befürwortern und Gegnern, die Grünen sind nach wie vor vehement gegen die Messepark-Pläne. Das machte Landesrat Johannes Rauch am Montagabend bei einer Veranstaltung der VN deutlich: Die Erweiterung müsse abgelehnt werden. Ginge diese durch, so vermutet der Regierungspolitiker, dann würde weiteren Bauten auf der grünen Wiese Tür und Tor geöffnet. Die erste Entscheidung falle zwar in Dornbirn, das Land müsse dem Ansinnen mit den gebotenen Möglichkeiten einen Riegel vorschieben. Dornbirns Bürgermeisterin Andrea Kaufmann, die mit ihrer eigenen politischen Meinung zur Erweiterung des größten Vorarlberger Einkaufszentrums um 4700 Quadratmeter Verkaufsfläche auch nach den Wahlen weiterhin hinter dem Berg hält, will die für sie leidige Sache nur schnell erledigt haben. „Es hat keinen Sinn, die Sache in die Länge zu ziehen. Mein Plan ist es, den Antrag auf Umwidmung noch im Juli in die zuständigen Gremien, wie den Stadtplanungsausschuss, zu bringen“, gibt sie im VN-Gespräch Auskunft über den Zeitplan im Dornbirner Rathaus und sorgt bei der Opposition für Ärger. Gerald Loacker, Neos: „Es ist an der Zeit, dass die Frau Bürgermeister endlich Farbe bekennt“, fordert er.
Die Frage ist, ob alle zur Entscheidung herangezogenen Daten zuverlässig seien, sorgt sich der deutsche Handelsforscher Joachim Will, Geschäftsführer des in Wiesbaden angesiedelten Standortberatungsunternehmens Ecostra. Er zieht das CIMA-Gutachten zum Einzelhandel in Vorarlberg mit harschen Worten in Zweifel: „Methodisch miserabel“ nennt er die Arbeit der Studienautoren, die Ergebnisse seien politische Gefälligkeitsgutachten für Land und Wirtschaftskammer. CIMA-Gutachten kenne er, so Will, auch aus anderen Regionen und es sei seltsam, dass sie überall zum gleichen Urteil kommen. Will kennt Vorarlberg, er hat sowohl für private wie für öffentliche Auftraggeber Standorte analysiert.
„Greifbare Sündenböcke“
Einkaufszentren seien ein politisch gemachtes Feindbild, sie seien greifbare Sündenböcke, weil man gegen die tatsächliche Gefahr im stationären Handel, das Internet, nichts ausrichten könne. Der Internethandel sorge nämlich in ländlichen Gegenden für einen Kahlschlag im Handel, aber dagegen finde man keine wirksamen Mittel, argumentiert der Handelsforscher. Dass die Ortskerne und Innenstädte an Attraktivität verlieren, sei ja kein spezifisches Vorarlberger Problem, sondern international zu beobachten.
Keine Ausnahmen
Wenn man dem Umwidmungswunsch des Messeparks nachgebe, „dann brauchen wir keine Raumplanung mehr“ beharrt im Gegensatz zum deutschen Handelsforscher die gerade gewählte Spartenobfrau des Vorarlberger Handels, Theresia Fröwis, auf der Ablehnung der Erweiterung. Sie fordert, dass in Zukunft nicht nur Gemeinden und Städte über die Ortentwicklung entscheiden können, sondern dass der Handel aktiv einbezogen werde und dass Ausnahmen künftig nicht mehr möglich sein können. Untermauert wird der Widerstand der Wirtschaftsgemeinschaften gegen den Messepark durch eine Streitschrift an jeden Haushalt im Land, herausgegeben von der Regio Bregenzerwald, in der auf zwanzig Seiten Argumente gegen die Erweiterung aufgelistet werden.
Noch vor Entscheidungen getroffen werden, laden die Messepark-Kritiker Anfang Juli zu Aktionstagen ein.
Seltsam, dass CIMA-Studien überall zum selben Ergebnis kommen.
Joachim Will
