Hubert Rhomberg

Kommentar

Hubert Rhomberg

Partner, Feinde und Vasallen

Markt / 10.07.2015 • 22:27 Uhr

Das Geschäft zwischen Amerika und Russland läuft hinter den Kulissen wieder auf vollen Touren. Gleichzeitig wird der Druck „hoch“ gehalten – durch die Einschränkung europäischer Firmen und auf europäischem Boden. Genau dort soll sich das große Kräftemessen abspielen. Dafür bringen wir 600 neue US-Gefechtsköpfe in unsere Gegend, also zu den Guten, um denen auf der anderen Seite, also den Bösen, Schrecken einzujagen.

 

Das Ganze muss zu einer glaubwürdigen Story gemacht werden. Die Bevölkerung muss schließlich auf eine mögliche Auseinandersetzung zweckmäßig eingestimmt werden. Es handelt sich bei den Gefechtsköpfen um sogenannte „taktische“ Nuklearwaffen. Die werden, da regional und militärisch begrenzt („taktisch“ eben. Da stellt sich die Frage: Was sind eigentlich die anderen?) hoffentlich nicht die ganze Menschheit ausrotten, sondern nur – tja, so ein Pech – gerade bei den „Verbündeten“, also aus Sicht der USA „Vasallen“, einen Rückwurf ins letzte Jahrhundert bewirken. Aktuell werden 30.000 Soldaten für „Manöver“ an die NATO-Außengrenze gekarrt.

Wie auch immer es ausgehen wird: Es ist beunruhigend, und wir sollten höllisch aufpassen, dass wir nicht wie vor hundert Jahren in irgendetwas „hineinstolpern“, was wir uns in letzter Konsequenz nicht vorstellen wollen.

 

Jedenfalls sollten sich die Menschen Russlands und Europas nicht zu gut verstehen. Sonst könnte diese eigentlich so logische Allianz in den Bereichen der Ressourcen, der Märkte (beides braucht Europa), der Technologie und der Marktöffnung (hilft beiden) ja die Machtverhältnisse auf der Welt zu sehr ausgleichen. Die USA bezeichnen Russland immer als Partner. Sie meinen aber Feind. Die Europäer bezeichnen sie als Verbündete, meinen aber Vasallen. Unser Europa wird als Markt bezeichnet, aber als Aufmarschgebiet gesehen. Der Showdown lässt sich dann aus der ersten Reihe, fußfrei, beobachten. Ich bin davon überzeugt, dass weder die amerikanische noch die russische oder auch die europäische Bevölkerung so etwas annähernd wollen. Die sind aber hier nicht gefragt. Wir sollten als Europäer unseren eigenen Willen und unsere eigene Stärke haben. Das würde auch eine entsprechende gesunde Abgrenzung und Klarheit gegenüber anderen Mächten ermöglichen – ob im Osten oder im Westen.

Wir sollten als Europäer unseren eigenen Willen und unsere eigene Stärke haben.

markt@vorarlbergernachrichten.at
Hubert Rhomberg ist Baumeister und Geschäftsführer der Rhomberg Holding.