“Gute Vorbilder in Sachen Lehre kapieren und kopieren”

Feldkirch. (VN-sca) „Wir haben in Vorarlberg gute Vorbilder, die muss man kapieren und kopieren“, sagt Arbeiterkammer-Präsident Hubert Hämmerle (54) und ist sich sicher, dass die Sozialpartner und das Land einen gemeinsamen Weg finden, um die duale Ausbildung zu sichern und aufzuwerten.

Der AK-Chef hat selbst eine Lehre absolviert, danach arbeitete er bei seinem damaligen Arbeitgeber Blum jahrelang in der Ausbildung. Er wisse um den Wert der Lehre, er wisse aber auch darum, wo es Potenzial zur Verbesserung gebe, so Hämmerle im Gespräch mit den VN. Er sei oft in den Betrieben, er rede mit den Lehrlingen und mit Ausbildern. Handlungsbedarf in Sachen Lehre sieht Hämmerle nicht bei den großen Ausbildungsbetrieben und auch in vielen Branchen gebe es ausgezeichnete Ausbildungsarbeit. Verbesserungspotenzial ortet er bei kleinen Lehrbetrieben, die Hilfestellung bei der Ausbildung junger Menschen gebrauchen können: „Die müssen sich zuerst um das Tagesgeschäft kümmern.“

Um das Image der Lehre bei den Entscheidern, zu denen er neben den Jugendlichen die Eltern und Lehrpersonen zählt, zu verbessern, müsse die Qualität in allen Bereichen gehoben werden. „Kleine Betriebe haben oft nicht die Möglichkeiten, wie sie die großen Ausbilder haben. Wir müssen sie deshalb unterstützen.“ Er weiß auch wie: So sollen Berater von außen helfen, den Lernerfolg zu optimieren. Dazu müsse man aber Geld in die Hand nehmen. Vorstellen könnte er sich, dass eine „Lehrlingsausbildungsqualitätsgemeinschaft“, an der sich die Sozialpartner, Land Vorarlberg und Unternehmen beteiligen, bei der Wirtschaftsstandortgesellschaft (WISTO) angesiedelt werde und Angebote erarbeite, auf die die kleinen Lehrbetriebe zurückgreifen können.

Ein weiterer wichtiger Punkt für ihn ist, dass es für alle Lehrberufe eine verpflichtende Zwischenprüfung gibt, „denn die Lehre ist die einzige Ausbildungsform, in der es im fachlichen Bereich keine Prüfung über die ganze Lehrzeit gibt“. Die Prüfung könnte man, so die Überlegungen der AK, in den Berufsschulen durchführen. Vorstellbar sei aber auch ein neutrales Gremium, das diesen Test durchführt. Das würde die Durchfallsquote drastisch reduzieren und die Qualität deutlich erhöhen. „Denn zur Hälfte der Lehrzeit kann man auf die Entwicklung Einfluss nehmen und Defizite im fachlichen Bereich ausgleichen.“ Die Vorarlberger Elektro- und Metallindustrie (VEM) führe eine solche Prüfung in Eigeninitiative durch und erziele damit große Erfolge.

Zwischenprüfung

Grundsätzlich können sich eine solche Prüfung auch Landeshauptmann Markus Wallner und der Obmann der Wirtschaftskammer-Sparte Gewerbe und Handwerk, Bernhard Feigl, vorstellen. Feigl: „Dass im Land über die Wiedereinführung der Zwischenprüfung für Lehrlinge nachgedacht wird, ist positiv. Wichtig ist aber, dass diese Prüfung für alle Branchen praktikabel ist.“

Es sei keineswegs die Absicht der Arbeiterkammer, die Durchfallsquote durch einfachere Prüfungen zu verringern. Hämmerle: „Weil das Leistungsniveau in der Pflichtschule gesunken ist, sind aber die Betriebe gefordert, noch mehr Engagement und Herz in die Ausbildung zu stecken und dabei brauchen sie Unterstützung“: Beratung eben und das Comeback der Zwischenprüfung.

Er sei zuversichtlich, dass dazu ein Konsens zu erreichen sei und baut  auf den runden Tisch, zu dem Wallner geladen hat. „Wir müssen uns einig sein, dass es Probleme gibt, dann können wir den Ausbildungsweg Lehre gezielt wieder auf Kurs bringen“, ist er überzeugt.