„Gemeinsam kommen wir weiter“

Stefanie Walser leitet seit 2011 das Familienunternehmen Walser Leder & Mode.
Hohenems. (cro) „Man steht mit der Firma am Morgen auf und man geht mit der Firma am Abend ins Bett“, sagt Stefanie Walser. Das klingt nicht nach 40-Stunden-Woche, Work-Life-Balance sowie genügend Zeit für Freizeit, Hobbys, Familie und Freunde. Oder doch? Die 34-Jährige lacht. „Ich kenne es nicht anders, ich bin schließlich im Geschäft groß geworden.“ Dennoch hat sie den Entschluss, das Familienunternehmen Walser Leder und Mode in Hohenems zu übernehmen nicht spontan gefällt, sondern reifen lassen. „Immer wieder habe ich mir die Frage gestellt: Was willst du wirklich?“, reflektiert sie die Zeit der Entscheidungsfindung. Und so hat sie sich nach ihrer Matura an der Höheren Lehranstalt für wirtschaftliche Berufe (HLW) in Rankweil erstmal für ein BWL-Studium in Innsbruck entschieden. Doch sie spürte schnell, dass ihr das zu wenig war. Stefanie Walser war inzwischen Anfang 20, modebewusst, zielstrebig und bereit, Herausforderungen anzunehmen. Und langsam wusste sie auch was sie wollte: Zurück nach Vorarlberg, zurück zu den Wurzeln und sich dort engagieren, wo sie für sich eine Zukunft sah, nämlich im eigenen Familienunternehmen.
Neueröffnung 2012
Mit diesem Wissen richtete sie ihr Studium nun gezielt auf die Nachfolge aus. „Ich wechselte auf die Fach-Uni in Nagold und schloss als Textilbetriebswirtin ab“, zeigt sie ihren Werdegang auf. Nach einem Jahr als Einkaufsassistentin in einem renommierten Zürcher Modegeschäft, wechselte sie 2007 ins eigene Geschäft in Hohenems. Und sie brachte mit, was eine gute Nachfolgerin ausmacht: Wertschätzung für das, was ihre Eltern erschaffen haben, Respekt vor ihrer Erfahrung, aber auch die Bereitschaft, mitanzupacken und etwas in die Hand zu nehmen, Ideen, um etwas zu verändern, und ein Gespür für Trends und den Zeitgeist. „Mir wurde schnell bewusst, dass wir mit unseren Lederwaren einen saisonalen Markt bedienen“, erkannte Stefanie Walser die durch die Spezialisierung entstandene Einschränkung. So entstand der Plan, das Unternehmen neu auszurichten. „Ich wollte uns zukunftsfit machen“, sah sie das Risiko und setzte genau da an. „Ich brachte die Idee mit ein, unser Sortiment um Mode zu erweitern“, lässt sie auch eine Affinität zu Fashion und neusten Trends durchblicken, die jetzt 70 Prozent des 2000 Artikel umfassenden Sortiments ausmachen. Und sie beweist zudem einen guten Geschmack. Nicht nur in der Auswahl der Kollektionen, sondern auch in der Neugestaltung des Geschäftslokals mit Wohnzimmeratmosphäre. Dazu entschloss sie sich, nachdem sie 2011 die Geschäftsführung des Einzelhandels-Bereichs in der Firma übernahm. Heute präsentiert der Betrieb auf fast 500 Quadratmetern helle ansprechende Räume, eine Mode, die Tochter, Mutter und Großmutter gleichermaßen anspricht. „Erst kürzlich kam eine Drei-Generationen-Familie zum Einkaufen, und sie erzählten, dass die Oma schon seit 30 Jahren immer wieder zu uns ins Geschäft kommt.“ Apropos Kundenkreis: Lagebedingt – Walser Leder & Mode liegt an der Durchzugsstraße zwischen Dornbirn und Hohenems – zählt der Großteil der Käufer, also rund 70 Prozent, zu den Stammkunden. Und die werden auch gepflegt mit einem eigenen Modejournal, das zwei Mal im Jahr erscheint, mit Einladungen zu Kundenevents und natürlich durch kompetente und aufmerksame Beratung.
Verbindung von Jung und Alt
Seit dem Umbau 2012, der sich immerhin mit einem sechsstelligen Betrag zu Buche schlug, finden aber auch immer mehr Neukunden den Weg in den Modetempel. „Sie fahren uns gezielt an, und zwar nicht nur aus den Nachbargemeinden, sondern auch aus Zürich und oder München “, freut sich die mutige Chefin, dass ihre Neuorientierung so gut angenommen wird. Natürlich gehören Leder- und Lammfell-Artikel auch weiterhin dazu. Und wahrscheinlich steckt auch dahinter das Erfolgsgeheimnis. Nämlich aus der Verbindung von Jung und Alt, die sich nicht nur im Sortiment widerspiegeln, sondern auch in den Personen, die hinter dem Unternehmen stehen. Denn Stefanie Walser wird die Zukunft des Familienbetriebs Seite an Seite mit ihrer Mutter Inge Walser gestalten. „Gemeinsam kommen wir einfach weiter. Als Mutter und Tochter.“