Bau will im Land höher hinaus

Markt / 17.12.2015 • 22:21 Uhr
Bau will im Land höher hinaus

Bauwirtschaft steigert Umsatz. Leistbares Wohnen aber nur mit höherer Baunutzungszahl.

Hohenems. (VN-reh) Die Bilanz der Vorarlberger Bauwirtschaft für das heurige Jahr schaut gut aus. Bedingt durch die gute Wetterlage zeichne sich bis Ende 2015 ein gesundes Plus ab, sagt Bau-Innungsmeister Peter Keckeis. Der Bau hält sich auf hohem Niveau stabil und wird heuer einen Umsatz von 629 Millionen Euro erreichen. Allein im November war die Auftragslage um fast acht Prozent höher als im November 2014.

Auch für das erste Halbjahr 2016 stehen die Zeichen gut. Die Vorarlberger Baubetriebe gehen laut aktueller Umfrage von einem Plus in Höhe von vier Prozent aus. Wachstums­treiber wird einmal mehr der Wohnbau sein. Hier soll sich ein Wachstum von acht Prozent ausgehen. Die Gründe sieht Bauunternehmer Karl Grabher in der Wohnbauförderung neu und in der Tatsache, dass die Politik verstärkt in leistbares Wohnen investiere. Denn der Bedarf an Wohnraum steigt, jedes Jahr zählt Vorarlberg 3000 neue Einwohner.  

Aber: Die Befürchtungen sind da, dass die Baukonjunktur langfristig abflacht. Denn wenn es so weitergehe, könne man sich Bauen schlichtweg nicht mehr leisten. Schuld daran sind zum einen die hohen Grundstückspreise, zum anderen Gesetze und Normen, die das Bauen komplizierter und teurer machen. Innungsmeister Keckeis hat für die überbordende Bürokratie auch ein Beispiel parat: „Heuer wurde die Volksschule Röthis saniert. Dabei musste ein schönes schmiedeeisernes Geländer mit Blech verkleidet werden, da der Abstand der Gitterstäbe nicht den neuesten Sicherheits-Standards entspricht. 100 Jahre lang ist nichts passiert und trotzdem müssen diese Maßnahmen getroffen werden.“ Der Appell der Bauwirtschaft an die Politik ist deutlich: Man brauche höhere Baunutzungszahlen, also die Möglichkeit, Grundstücke dichter verbauen zu können. So sind vierstöckige Wohnanlagen in Vorarlberg vielerorts noch fast ein Ding der Unmöglichkeit.

Knappe öffentliche Budgets

Ebenfalls positiv unterwegs ist der Gewerbe- und Industriebau im Land. Dafür sorgen derzeit und im kommenden Jahr Bauprojekte großer Firmen wie Doppelmayr, Blum, Meusburger, Rauch, Getzner oder Rondo. Nur um den öffentlichen Hoch- und Tiefbau ist es weniger gut bestellt, erklärt Hilti&Jehle-Geschäftsführer Alexander Stroppa. Zwar werden derzeit noch einige große Projekte im öffentlichen Bereich realisiert – im Tiefbau die Straßenbauprojekte L200 und A14, im Hochbau das Krankenhaus Feldkirch. Jedoch zeigen die Prognosen für 2016, dass die Bauunternehmer wegen den knappen öffentlichen Budgets keine großen Erwartungen haben.

Erwartungen gibt es aber an mögliche künftige Mitarbeiter. Da gerade Hilfsarbeiter am Bau schwer zu finden sind, hoffen die Betriebe auf Bewerbungen von Konventionsflüchtlingen.