Schwindler vor den Vorhang
Als die Manipulationen der VW-Ingenieure in Sachen Abgas und Verbrauch ans Licht kamen, war man zwar überrascht und verärgert, was sich die Wolfsburger da erlaubt haben. Über die zu niedrigen Verbrauchsangaben in den Hochglanzprospekten des Autoherstellers wunderte sich allerdings niemand. Das hat nämlich jeder immer schon gewusst. In der Tat gab und gibt es kaum einen Autofahrer, der die im Prospekt angegebenen Verbrauchswerte in der Praxis erreicht.
Vielleicht deshalb verhielten sich die Mitbewerber ruhig. Denn eigentlich hätte es nur eines gegeben: Den Scheinwerfer auf den Bösewicht, die Mogler vor den Vorhang. Denn für jene, die die Vorschriften eingehalten haben, die ehrlich Verbrauch und Abgaswerte angeben, gibt es überhaupt keinen Anlass zur Zurückhaltung, wenn es gilt, Falschspieler zu deklarieren. Ein besseres Verkaufsargument für die eigene Marke, für das korrekt deklarierte Produkt gibt es wohl nicht.
Der VW-Dieselskandal scheint jetzt auch im Elektrogerätebereich seine Fortsetzung zu finden. 20 Prozent der Geräte, so die deutsche „Verbraucherzentrale Bundesverband“, verbrauchen mehr Energie, als auf der Verpackung angegeben ist. Die Energiestandards (in schöner Grafik A+ usw.) sind in einem Fünftel aller Fälle Tinnef – Muster ohne Wert. Auch in diesem Fall gilt und die Konsumentenschützer kommen dieser Aufgabe auch nach: den Finger auf die Wunden legen, den Schwindel offenbaren.
Genauso sollten und müssen solche Fouls aber von der Wirtschaft und insbesondere von den Konkurrenten geahndet werden. Denn wer Waren und Dienstleistungen auf Basis falscher Tatsachen an Mann und Frau bringt, der schadet nicht nur dem Kunden, sondern verstößt gegen den fairen Wettbewerb. Den Schaden haben alle.
Die Möglichkeiten sind vorhanden: Vergleichende Werbung, die in einer Art Gentlemans Agreement bei uns zwar erlaubt ist, aber so gut wie gar nie zur Anwendung kommt, ist eine davon. Warum nicht den Vergleich anstellen zwischen korrekt und „geschummelt“, die Kunden werden es danken. Und warum gehen seriöse Anbieter nicht rechtlich gegen jene vor, die ganze Branchen in Mißkredit bringen, sei es nun in der Autoindustrie, im Elektrogeschäft oder in der Nahrungsmittelproduktion. An der Zeit wäre es, dass die Wirtschaft sich selbst schützt und klarstellt, dass solche Manipulationen nicht Usus sind. Hoffentlich.
An der Zeit wäre es, dass die Wirtschaft sich selbst schützt und klar- stellt, dass solche Manipulationen nicht Usus sind.
andreas.scalet@vorarlbergernachrichten.at, 05572/501-862
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