„Wir alle in der Firma sind die Firma“

Teamwork: Bei Forster lernen Lehrlinge auf Augenhöhe mit und vom Chef.
Ihr Betrieb feiert heuer das 50-jährige Bestehen. Seit Beginn bilden Sie Lehrlinge aus. Wie wichtig sind sie?
fetz: Sie haben den gleichen Stellenwert wie der Chef, die Chefin, der Meister und der Facharbeiter. Wir sind ein Team, das nicht ohne jeden Einzelnen funktioniert. Unsere Lehrlinge erhalten
hundertprozentige Unterstützung, den Beruf zu erlernen. Talente können vielschichtig sein. Diese lassen wir mit einfließen und fördern sie.
Sie bilden schon seit 25 Jahren Lehrlinge aus. Wo liegt Ihr Fokus?
fetz: Es ist immer wieder eine Herausforderung, aber ich arbeite gerne mit Jugendlichen. Ziel ist ein gutes Abschneiden bei Wettbewerben – das motiviert – und eine ausgezeichnete Lehrabschlussprüfung.
Ihre Lehrlinge schneiden immer wieder sehr gut bei Wettbewerben ab . . .
fetz: Ja, sie nehmen immer an den Landeslehrlingswettbewerben teil. Zwei von ihnen konnten schon die „Worldskills“ 2003 und 2011 gewinnen. Die Gewinn-Bilanz bisher: Landeswettbewerb neunmal, Bundeslehrlingswettbewerb dreimal, Staatsmeisterschaft und Weltmeistertitel zweimal.
Kennzeichnen diese Erfolge einen „Ausgezeichneten Lehrbetrieb?“
fetz: Ich bin kein besserer Ausbilder als viele unter uns Kleinunternehmern, aber ich versuche, möglichst nah am Lehrling zu arbeiten und eine kontrollierte, fundierte Ausbildung zu erarbeiten. Wir gehören zu den wenigen Betrieben, die diese Auszeichnung bisher immer entgegennehmen durften.
Zwei von fünf Lehrlingen sagen, dass sie ihre Ausbilder kaum sehen und Überstunden machen müssen. Wie sehen Sie das?
fetz: Als Bundeslehrlingswart und Mitglied bei Prüfungskommissionen kenne ich die Situationen in vielen Betrieben. In dieser Aussage steckt ein wahrer Kern. Zu einer guten Ausbildung gehört nicht nur der Wille des Lehrlings, sondern auch der des Lehrbetriebes. In dieser Richtung gäbe es noch großes Potenzial.
Wie schaffen Sie es, dass High Potentials Ihnen die Treue halten?
fetz: Diese Frage ist gut, aber schwierig. Der Betrieb braucht einen gesunden Kern und einen ehrlichen Umgang mit Mitarbeitern, die gleichzeitig Geschäftspartner sind. Ein Lehrling sollte erkennen, dass eine fundierte Ausbildung und eine abgeschlossene Lehre unbezahlbar sind. Das können wir bieten. Der Markt schreit nach gut ausgebildeten Facharbeitern. Wichtig ist, dass jeder, der in unserem Betrieb gearbeitet hat, sagen kann, hier habe ich gelernt, hier habe ich mich wohl gefühlt.
Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?
fetz: Sehr gute, und bin mit unseren Lehrlingen sehr zufrieden. Die Jugendlichen müssen natürlich viel lernen, aber mit Beharrlichkeit und unter Berücksichtigung der persönlichen Interessen und Talente werden immer gute Facharbeiter/innen aus ihnen. Und ich lerne immer mit.
Wann ist das Verhältnis Ausbilder/Lehrling harmonisch?
fetz: Meine Mitarbeiter übernehmen die Ausbildung auf den Baustellen mit Bravour, die Lehrlinge sind stark eingebunden in den Arbeitsprozess. Meine Aufgabe besteht darin, die Lehrlinge mit möglichst vielen Situationen und Problemstellungen zu konfrontieren, sie mit ihnen zu besprechen und zu bearbeiten.
Was ist den Lehrlingen wichtig?
fetz: Das betriebliche Umfeld ist äußerst wichtig. Hier sind wir in der Chefetage täglich gefordert, denn wir alle zusammen in der Firma sind die Firma.
Zur Person
Michael Fetz
Ausbildung: Malermeister
Laufbahn: Volks-, Haupt-, Handelsschule, grafische Ausbildung in Mailand, restauratorische Ausbildung in Venedig, Meisterschule in Baden, selbstständig seit 1996, von 2003 bis 2011 Trainer und Experte bei den Worldskills, seit 2012 Bundeslehrlingswart
Alter: 47 Jahre
Familie: verheiratet mit Veronika und zwei Söhne Maximilian (15) und Alexander (13);
Hobbys: Musik