Hubert Rhomberg

Kommentar

Hubert Rhomberg

Registrierkassen für Briefkästen

Markt / 08.04.2016 • 22:20 Uhr

Die positive Nachricht dieser sehr aufregenden Woche lautet: Das Verheimlichen von sehr großen Summen in auf Intransparenz spezialisierten Kanzleien wird in Zeiten des zunehmenden Datenhacks und der schwindenden Loyalität schlecht behandelter Mitarbeiter immer schwieriger. Das ist gut.

 

Spannend ist aber vor allem die Überlegung, welche Folgen der Wegfall dieser so wichtigen Möglichkeit, den Entscheidungsträgern in der Weltpolitik ihren „gerechten Anteil“ am ungestörten Vermögenszuwachs zukommen zu lassen, auf die wesentlichen Spieler hat. Bislang wurden ja genau solche „Tax haven“ – genauso übrigens wie die Randbedingungen zu ungestörten Finanzgeschäften abseits der Realwirtschaft – am besten durch das Einbeziehen dieser Regelmacher abgesichert.

 

Wenn dies nun immer weniger möglich wird, ist das zu begrüßen. Dann müssen nämlich die Profiteure dieser günstigen Randbedingungen selbst aus der Deckung kommen. Und dann wird es irgendwie zum Problem, dass sie eine Minderheit von einem Promille sind, das über die Lebensqualität auf diesem unseren Planeten und insbesondere die in den einzelnen Staaten entscheidet.

 

Unterdessen haut man wieder einmal auf die Falschen ein und verdächtigt jeden Bürger, zwingt jeden Gastwirt und Kleinunternehmer im Land zur Registrierkasse und unterstellt jedem Unternehmer, der mehr als fiktive Finanzwerte produziert, seine Mitarbeiter auszubeuten und die Umwelt zu schädigen. In der Folge ergeben wir uns völlig der Regelungswut, den Vorschriften und den unverhältnismäßigen Aufwänden. Wie der Geschäftsführer der Fa. Blum, Gerhard Blum, anlässlich der „VN Top 100“-Preisverleihung völlig richtig sagte: Nur weil einer etwas anstellt, sollten nicht die anderen, ehrlichen 99 Prozent mit diesem Wahnsinn bestraft werden!

 

Vielleicht machte es Sinn, zuerst einmal bei den „Briefkästen“ und den jeweiligen Helfern dort eine Registrierkasse anzubringen? Unsere Hypo hat ja hoffentlich den Rückwärtsgang eingelegt. Dabei Offshore-Geschäfte zu unterlassen ist klug. Das internationale Geschäft zu lassen, wäre es aber nicht. Unsere Vorarlberger Industrie braucht die Internationalität. Also: nicht das Kind mit dem Bade ausschütten!

Unsere Vorarlberger Industrie braucht Internationalität. Also: nicht das Kind mit dem Bade ausschütten!

markt@vorarlbergernachrichten.at
Hubert Rhomberg ist Baumeister und Geschäftsführer der Rhomberg Holding.