Reden statt schreiben

Ein Großteil der Arbeitnehmer ist überzeugt, dass die Face-to-Face-Kommunikation die beste Methode ist.
KOMMUNIKATION. (VN-dh) „Die Kollegen sollen wieder mehr miteinander reden.“ Der frühere Fußballprofi und jetzige Trainer des englischen Premier-League-Klubs FC Southampton, Ronald Koeman, ließ diese Woche mit einem öffentlich ausgesprochenen Appell aufhorchen, dass seine Mannschaft wieder mehr direkt miteinander kommunizieren soll. Konkret verlangt der vielfache niederländische Nationalspieler mehr Kommunikation und weniger Social Media via Smartphone. „Ein großes Problem im Fußball ist momentan, dass auf und abseits des Platzes zu wenig Kommunikation unter den Spielern stattfindet. „Als ich gespielt habe, wurde im Bus geredet und Karten gespielt“, so der 53-Jährige. Deshalb schickt Koeman seine Spieler in wöchentliche Kommunikationssitzungen, um sie auf diese Weise dazu zu bringen, mehr miteinander zu sprechen.
Was im Teamsport Fußball seine Gültigkeit hat, gilt auch im täglichen Arbeitsleben. Schließlich ist auch hier Teamgeist gefragt, um die Herausforderungen zu bewältigen. Die Realität sieht jedoch anders aus. Denn laut einer aktuellen Umfrage, die in Österreich zum Thema „Technologie und Berufsleben“ durchgeführt wurde, gab ein Drittel der Befragten an, aufgrund der technologischen Möglichkeiten seltener den persönlichen Kontakt mit Kollegen zu pflegen. Männer (40 Prozent) sind dabei häufiger von dieser Entwicklung betroffen als Frauen (29 Prozent).
Face-to-Face gefragt
Eine Economist-Studie aus dem Jahr 2011 besagt, dass über 60 Prozent der Kommunikation per E-Mail abgewickelt wird und nur noch ein Viertel von dem, was besprochen wird, via Telefon geschieht. Immerhin sind sich 88 Prozent einig, dass das direkte Face-to-Face-Gespräch noch immer die beste Kommunikationsmethode ist. Dementsprechend fühlen sich auch zwei Drittel der Arbeitnehmer aufgrund der modernen Kommunikationswege weniger eng mit ihren Kollegen verbunden. Das wird auch dadurch verdeutlicht, dass – laut einer weiteren Umfrage – dem persönlichen Gespräch wenig Bedeutung beigemessen wird. Demnach widmen Führungskräfte nur einen geringen Teil ihrer Arbeitszeit der Kommunikation mit den Mitarbeitern.
Dabei gehen Experten davon aus, dass bis zu 80 Prozent der in Organisationen auftretenden Fehler durch falsche oder mangelnde Kommunikation entstehen. Wer hingegen Face-to-Face agiert, dem bietet sich ein starkes Potenzial für entscheidende Interaktionen und kritische Momente. Laut Economist-Studie können Mitarbeiter durch das direkte Gespräch ihre Produktivität effektiv steigern – nicht nur bei strategischen Projekten, sondern auch bei der alltäglichen Zusammenarbeit. Wie heißt es eben so treffend: „Durchs Reden kommen die Leute zusammen.“