“Qualität rechtfertigt einen höheren Preis”

Markt / 29.04.2016 • 20:17 Uhr
Dominik Lercher ist für den Werkzeugbau zuständig, Sandra Ender-Lercher kümmert sich um den Kunststoffspritzguss und das Kaufmännische.
Dominik Lercher ist für den Werkzeugbau zuständig, Sandra Ender-Lercher kümmert sich um den Kunststoffspritzguss und das Kaufmännische.

Klaus. Sandra Ender-Lercher und Dominik Lercher führen als Geschwister den Familienbetrieb Lercher Werkzeugbau und Kunststoffspritzguss in Klaus in zweiter Generation. Im Gespräch mit den VN sprechen sie über Wachstum, Arbeitsteilung im Familienunternehmen und wie sie sich von der Konkurrenz unterscheiden.

Ihr Unternehmen bringen viele sofort mit der besonderen Lehrausbildung in Verbindung. Was machen Sie anders als andere?

Dominik Lercher: Ich denke, alle Lehrbetriebe im Land legen eine hohe Qualität an den Tag. Wir versuchen uns dadurch zu differenzieren, dass bei uns Lehrlinge gleich aktiv Bauteile in Angriff nehmen, die dann auch weiterverwendet werden. Es werden also keine Probebearbeitungen gemacht. Zudem haben wir ein sehr familiäres Verhältnis zueinander.

Sandra Lercher: Wir haben 112 Mitarbeiter und 23 Lehrlinge. Bei uns sind es Hightech-Jobs, das hat nichts mehr mit dreckig werden zu tun. Dieses Klischee ist allerdings noch bei vielen im Kopf. Wir sind auch in so vielen verschiedenen Branchen – von Möbel-, Automobil- oder Medizinindustrie bis erneuerbare Energien – tätig, sodass es nie langweilig wird.

Die Branche gilt als sehr konservativ. Heißt: Wer einmal einen guten Werkzeugbauer hat, bleibt ihm auch treu. Wie gewinnen Sie dennoch neue Kunden?

S. L: Durch Einsatz, Fleiß, dank einer breiten Aufstellung und der Bereitschaft, auch einmal eine Sonderschicht zu machen. Vorletzte Woche zum Beispiel brauchte ein Kunde aus dem Automobil-Bereich dringend Teile. Deshalb haben wir eine Schicht mit 15 Mitarbeitern aufgezogen und den Auftrag umgesetzt. Wir haben ein total motiviertes Team, bestehend aus allen Altersgruppen, wo alle an einem Strang ziehen. Auch mein Bruder und ich sind hemdsärmelig dabei und helfen mit.

D. L: Einen Werkzeugbauer wechselt man nicht so einfach, weil das mit massiven Aufwendungen, Kosten und Risiken verbunden ist. Wir können zeigen, was wir bislang gemacht haben, und bemühen uns, dass jeder Kunde das bekommt, was er sich vorgestellt hat. Wir bleiben so lange dran, bis es funktioniert. Erst dann sind wir alle glücklich. Wir können den Kunden aber natürlich erst überzeugen, wenn er bei uns durchs Tor gegangen ist. Davor passiert vieles über Mundpropaganda oder den Vertrieb und Messeauftritte.

Was sind für Lercher die größten Herausforderungen in der Zukunft?

D. L: Die Demografie ist ebenso eine große Herausforderung wie politische Themen. Die Frage ist, ob man in der Steuerhochburg Österreich künftig auch einmal Unternehmen und den Mitarbeitern entgegenkommt. Und es geht natürlich immer darum, Neukunden zu gewinnen und bestehende Kunden weiter zufriedenzustellen.

S. L: Fachkräfte gibt es immer weniger. Schade ist, dass sehr wenige Frauen technische Berufe erlernen. Wir haben im Werkzeugbau und im Kunststoffspritzguss sehr gute Erfahrungen gemacht. Das Tor für Frauen wäre also sehr weit offen. Um den Standort beibehalten zu können, ist auch entscheidend, inwieweit wir künftig in der Lage sind, weiter zu automatisieren.

Lercher sitzt an einem teuren Standort. Wie ist die internationale Konkurrenzsituation?

S. L: Wir sind ein Nischenplayer und im Hightech-Massenartikelbereich tätig. Wir bewegen uns im μ-Bereich, das ist dünner als ein Haar. Da gibt es nicht so viele Unternehmen, die das können. Den teuren Standort versuchen wir durch effiziente Lösungen zu rechtfertigen.

D. L: Je besser das Werkzeug, desto besser ist die Ausbringungsmenge. Dadurch ist auch der höhere Preis gerechtfertigt. In Billiglohnländern sind die Standards bei Mitarbeiter-Ausbildung, Maschinen-Equipment und Zulieferern einfach anders. In Summe kann das nicht unserer Qualität entsprechen. Wenn ich ganz wenige Teile brauche, kann man das in Billiglohnländern zukaufen. Da sind wir mit Sicherheit die Falschen. Wenn man aber ein Hightech-Produkt braucht, bei dem hohe Stückzahlen im Hintergrund stecken, zahlt es sich aus, zu uns zu kommen.

Sie haben vor sechs Jahren die Firma von Ihren Eltern übernommen. Wie funktionierte die Übernahme?

S. L: 2009 war eigentlich das Probejahr, 2010 die offizielle Übergabe. Unsere Eltern haben sich immer mehr zurückgezogen und haben uns Stück für Stück Bereiche übergeben. Wir haben nach wie vor ein gutes Einvernehmen und können sehr stolz darauf sein, wie gut es funktioniert hat.

War es immer klar, dass Sie ins Unternehmen einsteigen?

D. L: Für mich immer. Ich glaube, mein erstes Wort war Spritzgusswerkzeug – und ich habe immer schon in der Firma mitgearbeitet.

S. L: Sobald ich den Führerschein hatte, musste ich in die Schweiz fahren, um Material zu holen. In der Gründungszeit war es schon schwierig, das war entbehrlich. Aber alle haben zusammengeholfen.

Es gibt Kunden, die wissen genau, was sie wollen. Und es gibt welche, die kommen mit einer Idee.

Sandra Ender-Lercher und Bruder Dominik Lercher führen den Familienbetrieb Lercher in zweiter Generation. Einen extrem hohen Stellenwert hat die Lehrlingsausbildung. Fotos: VN/Hartinger
Sandra Ender-Lercher und Bruder Dominik Lercher führen den Familienbetrieb Lercher in zweiter Generation. Einen extrem hohen Stellenwert hat die Lehrlingsausbildung. Fotos: VN/Hartinger

Kennzahlen

» Gegründet: 1979

» Gesellschafter: Familie Lercher (100 %)

» Mitarbeiter: 112, davon 23 Lehrlinge

» Export: 30 %

» Investitionen 2015: 2,5 Mill. Euro

» Kompetenzen: Werkzeugbau, Kunststoffspritzguss, Lohnfertigung

Zur Person

Sandra Ender-Lercher

Geschäftsführende Gesellschafterin Lercher Werkzeugbau GmbH, Klaus

 

Geboren: 15. Dezember 1969

Ausbildung/Laufbahn: Studium Betriebswirtschaft und Sprachen, Tätigkeit in verschiedensten Branchen im Verkauf und Marketing.

Familie: verheiratet, 1 Sohn

Dominik Lercher

Geschäftsführender Gesellschafter Lercher Werkzeugbau GmbH, Klaus

 

Geboren: 30. August 1980

Ausbildung/Laufbahn: HTL Bregenz, berufsbegleitend Wirtschaftsingenieur-Studium an der Fachhochschule Vorarlberg

Familie: verheiratet, 1 Sohn