Rekord “made in Vorarlberg”

Markt / 13.06.2016 • 22:26 Uhr
Mit einem Exportanteil von 60 Prozent ist der Außenhandel einer von Vorarlbergs wichtigsten Wachstumstreibern. Foto: VN/Steurer
Mit einem Exportanteil von 60 Prozent ist der Außenhandel einer von Vorarlbergs wichtigsten Wachstumstreibern. Foto: VN/Steurer

Vorarlbergs Exporte werden 9-Milliarden-Grenze knacken. Exporttag informiert über neue Marktchancen.

Feldkirch. (VN-reh) Waren im Wert von 4,6 Milliarden Euro haben Vorarlbergs Unternehmen im ersten Halbjahr 2015 in die Länder dieser Welt exportiert. Im Gesamtjahr soll erstmals die Neun-Milliarden-Euro-Marke geknackt werden. Dieses Volumen – die exakten Zahlen liegen noch nicht vor – wäre dann auch ein neues Allzeithoch in der Exportgeschichte des Landes. „Es schaut gut aus, dass wir dieses Ziel erreichen“, ist Wirtschaftskammerdirektor Helmut Steurer überzeugt.

Um die Unternehmer des Landes über die Chancen auf den Weltmärkten zu informieren, lud die Wirtschaftskammer Vorarlberg gestern zum Exporttag ins Feldkircher Montforthaus. Dort standen 23 Wirtschaftsdelegierte aus 21 Ländern rund 200 interessierten Unternehmern Rede und Antwort. Im Fokus: der persönliche Kontakt. „Dieser ist nicht zu ersetzen“, erklärt Steurer, der sich von der großen Resonanz begeistert zeigte. Gut besucht waren auch die verschiedenen Workshops, in den Themen wie die Marktöffnung des Irans im Mittelpunkt standen. Denn es gelte, neue Chancen zu nutzen, sagt Steurer. Der Iran sei durch die teilweise Aufhebung der Wirtschaftssanktionen für die heimischen Betriebe interessant geworden. Stark nachgefragt waren aber auch Gespräche mit Vertretern aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, Russland, Indien und den USA.

Aufschwung in den USA

Für die USA, den wichtigsten Exportmarkt außerhalb Europas, spricht Michael Friedl, Österreichs Wirtschaftsdelegierter in New York, von einem Wirtschaftsaufschwung, allerdings mit Wenn und Aber. „Der Turnaround nach der Wirtschaftskrise 2008 ist fast geschafft.“ Im vergangenen Jahr legte die Wirtschaft um 2,4 Prozent zu. Mit diesem Wert rechne man auch für heuer. Unter anderem sorgen die hohen Konsumausgaben für eine sinkende Arbeitslosigkeit. Der Behauptung, dass die Wirtschaftspolitik von Präsident Obama – wie im Wahlkampf oft vermittelt – eine einzige Katastrophe sei, würden die Zahlen eindeutig widersprechen. Rund 80 Vorarlberger Firmen sind bereits in den USA mit einer Niederlassung vertreten. Darunter große Player wie Alpla, Blum, Doppelmayr, Gebrüder Weiss, Wolford, Grass, Gunz, Omicron oder Zumtobel, sowie kleinere Firmen wie SST Solar. Wie alt oder groß ein Unternehmen sei, sei für die Amerikaner aber nicht relevant. „Sie wollen einen Nutzen, egal ob eine Firma 200 oder zwei Jahre besteht, und egal ob sie aus Taiwan oder Vorarlberg kommt“, erklärt der Wirtschaftsdelegierte, der unter anderem für technische Textilien einen Markt sieht.

Wiederum anders zeigt sich der Markt Türkei. Für Georg Karabaczek, Wirtschaftsdelegierter in Istanbul, hat das Land trotz negativer Schlagzeilen, viel zu bieten. Mit einem Wirtschaftswachstum von vier Prozent im vergangenen Jahr sei die Türkei derzeit der am schnellsten wachsende OECD-Staat. Für heuer liegen die Aussichten bei 3,5 Prozent. „Die Wirtschaftsentwicklung ist widerstandsfähig und entwickelt sich gut“, konstatiert Karabaczek. Die Bevölkerung sei immer schon unternehmerisch denkend gewesen. Auch die Verflechtung mit der EU werde bestehen bleiben. Er sieht keine Gefahr, dass sich das ändern werde. Die Flüchtlingskrise sei letztlich kein Konflikt innerhalb der Türkei, sondern eine EU-Krise. Im Land merke man das kaum, weil viele Flüchtlinge in Städten zuhause und deshalb gut integriert seien. Zudem hätten viele Syrer oder Iraker große Summen im Land investiert. Dennoch sei es schwierig, den Menschen ein normales Bild der Türkei zu vermitteln, sagt der Wirtschaftsdelegierte. „Aber sobald man sich selbst ein Bild von diesem Land macht, ändert sich die Einstellung“, ist er überzeugt und sieht noch viel Potenzial für Vorarlberger Firmen. Zahlreiche sind bereits vertreten, 20 Unternehmen – darunter Alpla und Rondo Ganahl – haben eine lokale Niederlassung.

Als Wirtschaftsdelegierte sehen sich Michael Friedl und Georg Karabaczek in ihrer Aufgabe als „Partnervermittlungsagentur“ für die Unternehmer. Man könne unterstützen, Wege aufzeigen und diese auch abkürzen. Insgesamt hat die Wirtschaftskammer übrigens 660 Experten in über 110 Stützpunkten auf fünf Kontinenten vor Ort, die für die richtigen Verbindungen sorgen.

Die Wirtschaftsdelegierten Michael Friedl (New York, l.) und Georg Karabaczek (Istanbul, r.) mit WKV-Direktor Helmut Steurer. Foto: wkv
Die Wirtschaftsdelegierten Michael Friedl (New York, l.) und Georg Karabaczek (Istanbul, r.) mit WKV-Direktor Helmut Steurer. Foto: wkv