Auf den Sprossen der Karriereleiter

Fördern durch fordern ist oberste Maxime im Tischlerei-Unternehmen Hubert Feldkircher.
Der Betrieb bildet seit zwölf Jahren Lehrlinge aus, Sie seit zehn Jahren. Wie würden Sie die Arbeit mit jungen Menschen beschreiben?
Heim: Es ist eine fordernde Aufgabe, die nicht immer leicht ist. Das Geben und Nehmen muss ausgeglichen sein. Aber es macht viel Spaß, jungen Leuten etwas beizubringen und zu sehen, wie sie sich entwickeln.
Welche Eigenschaften helfen dabei?
Heim: Abgesehen von den fachlichen Qualitäten ist die soziale Kompetenz sehr wichtig. Man muss das vorleben, was man von den Lehrlingen fordert und von ihnen erwartet.
Wie wichtig sind die Lehrlinge für den Betrieb?
Heim: Wir haben in den letzten Jahren sehr stark auf Lehrlinge gesetzt. Lehrlinge bekommen bei uns viel Verantwortung übertragen, das stärkt ihr Selbstvertrauen und sie werden schnell zu motivierten, selbstständigen Mitarbeitern.
Wie und was wird ausgebildet?
Heim: Tischler und Tischlerei-Techniker – unsere Lehrlinge werden vom ersten Arbeitstag an aktiv in die Produktion einbezogen. Meine oberste Devise lautet „Fördern durch fordern“. Das heißt, den Lehrlingen etwas zutrauen und ihnen auch Verantwortung übertragen, für die sie natürlich auch geradestehen müssen.
Wie kommen Sie an gute Auszubildende heran?
Heim: Durch Mundpropaganda, gute Kontakte zu Lehrern, die uns kennen und empfehlen.
Was wünschen Sie sich von ihren Teamverstärkern?
Heim: Leidenschaft für unseren Beruf und eine gute Einstellung zur Arbeit im Allgemeinen.
Wie können Sie Talente im Betrieb halten?
Heim: Es ist branchenbedingt nicht so einfach, Lehrlinge im Tischlerberuf zu halten, und eine kleine Firmenstruktur bietet leider nicht viele Sprossen auf der Karriereleiter. Aber wir bieten grundsätzlich jedem Lehrling, der motiviert ist, an, bei uns zu bleiben und unser Team zu verstärken. Wir sind überzeugt, dass die wunderbare Arbeit mit Massivholz große Qualität hat und ein Anreiz zur Firmentreue sein kann.
Wie binden Sie die Eltern mit ein?
Heim: Sie werden bei uns dreimal pro Lehrjahr zu einem Gespräch eingeladen, um sie und uns auf dem Laufenden zu halten.
Wissen Sie, was den Lehrlingen wichtig ist?
Heim: Ich würde sagen Spaß, Geld, Freizeit und Respekt.
Was sagen Sie zu Kritik betreffend Überstunden?
Heim: Wenn man den Lehrlingen vorlebt, dass auch hin und wieder Einsatz gefragt ist, und ein Team nur dann gut funktioniert, wenn alle zusammenhalten, haben sie vermutlich nicht so ein großes Problem, sich mal etwas mehr einzubringen. Auch Lehrlinge fordern und sie wollen gelegentlich etwas von ihrem Arbeitgeber: von einem Konto kann man leichter was beheben, wenn man bereits etwas eingezahlt hat . . .
Warum, denken Sie, wurde Ihr Betrieb ausgezeichnet?
Heim: Unser Betrieb wurde zum dritten Mal in Folge ausgezeichnet. Unsere Lehrlinge haben die Möglichkeit, an einem zweiwöchigen Austausch mit anderen Tischlereien teilzunehmen, um Bereiche unseres Berufsbildes kennenzulernen, die wir nicht ausreichend abdecken können. Im dritten Lehrjahr können sie ein Praktikum im Ausland absolvieren. Im Herbst hat unsere Lehrlingsdame diese Chance ergriffen, und mehrere Wochen in einem Betrieb in Nordirland gearbeitet.
Wie stehen Sie zu Karriere mit Lehre?
Heim: Ja, gerade versucht unser zweiter Lehrling nebenher die Matura zu machen. Er wird dafür von uns einmal in der Woche freigestellt. Aber: Die guten Lehrlinge, die man fördert und unterstützt, sind schwer zu halten.
Zur Person
Christoph Heim
Ausbildung: Tischlermeister
Laufbahn: Matura, Tischlerlehre, vierjähriges Praktikum in einem Architekturbüro, Werkstattleiter und Lehrlingsausbilder bei Möbelhandwerk Feldkircher
Alter: 39
Familie: Partnerin
Hobbys: Sport, Reisen, gutes Essen