“Ein Mitnahmeeffekt“

Die beim Lehrlingsgipfel beschlossenen Maßnahmen sind auf halbem Weg.
Schwarzach. (VN-sca) „Der Prozentanteil von Schulabgängern, die sich in Vorarlberg für eine Lehre entscheiden, ist nach wie vor super. Die Entwicklung in Österreich ist aber für mich besorgniserregend“, sagt Egon Blum zu den aktuellen, am Mittwoch in den VN veröffentlichten, Zahlen. An einer „Betreuungsentschädigung“ will er aber festhalten, vorausgesetzt die Betriebe seien bereit, zur Mitte der Lehrzeit einen „Ausbildungsfortschrittsnachweis“ für die ihnen anvertrauten Lehrlinge zu erbringen. Blum vermutet aber, dass die „Blum-Bonus-Philosophie-Neu“ anscheinend nicht richtig verstanden werde.
Die Wirtschaftskammer Vorarlberg steht der von Blum geforderten und vom Landtag einstimmig beschlossenen Prüfung jedenfalls kritisch gegenüber, wie Landesstatthalter Karlheinz Rüdisser dem FPÖ-Landtagsabgeordneten Christoph Bitschi auf dessen Anfrage zur Umsetzung des Lehrlingsgipfels mitteilt: „Die Erfahrungen der Wirtschaftskammer mit dem „Praxistest zur Mitte der Lehrzeit“ haben gezeigt, dass die Koppelung der Zwischenprüfung an eine Förderung vor allem zu Mitnahmeeffekten geführt, aber keine wahrnehmbare positive Wirkung auf die Qualität in der Lehrlingsausbildung gebracht hat.“ Und auch das Sozialministerium, so Rüdisser, habe Zweifel an der Zweckmäßigkeit dieser Zwischenprüfungen.
Wettbewerb statt Prüfung
Dafür wird von der Kammer eine andere Prüfung präferiert. Sie will einfach die Lehrlingswettbewerbe ausbauen. Bereits derzeit finden in 34 Lehrberufen derartige Wettbewerbe mit mehr als 900 Lehrlingen statt – damit durchlaufen bereits jetzt in Vorarlberg fast die Hälfte der in Betracht kommenden Lehrlinge während ihrer Lehrzeit einen Qualitätscheck, resümiert die Kammer. Ansonsten sei man zu diesem Thema in Gesprächen mit den verantwortlichen Schuldirektoren, Ausbildern und Interessenvertretern. Und heute ganz sicher auch mit den Abgeordneten, denn das Thema steht auf der Tagesordnung des Landtags.
Auch die Lehrlingscoaches, die besonders kleinere Firmen bei der Ausbildung unterstützen sollen, sind noch nicht angeheuert. „Es hat sich gezeigt, dass die Akzeptanz des Ausbildungsberaters in den Betrieben ein hohes Maß an fachlichen Kenntnissen und praktischer Erfahrung voraussetzt.“ Und dafür braucht es Praktiker. Nun prüfe man, ob Ausbildungsprofis allenfalls teilzeit die Betriebe coachen können oder ob nicht pensionierte Ausbilder für die Aufgabe gewonnen werden können.
Und in Sachen Imageverbesserung für die Lehre, ebenfalls ein wichtiger Eckpunkt der beschlossenen Maßnahmen, sei das Land derzeit mit der Arbeiterkammer, der Wirtschaftskammer und der Industriellenvereinigung in Gesprächen, eine gemeinsame Plattform für die Lehrausbildung zu kreieren.
