„Wir sehen noch einiges Potenzial nach oben“

Zahlreiche Vorarlberger Unternehmen sind in der Türkei erfolgreich vertreten. Aber es gibt noch Luft nach oben.
FELDKIRCH. Als Exportpartner liegt die Türkei für Vorarlberg an 15. Stelle. Erfreulich ist, dass die Exportquote im letzten Jahr wieder um fünf Prozent gestiegen ist. Das ist noch nicht das Ende der Fahnenstange, ist WKV-Direktor Helmut Steurer überzeugt.
Trübt die aktuelle Situation in der Türkei generell die wirtschaftlichen Verbindungen?
Steurer: In den letzten Jahren war die türkische Wirtschaft von hohen Wachstumsraten geprägt. Allerdings dämpft nun die Sicherheitslage die Nachfrage im sonst so erfolgsverwöhnten Tourismus und verringert die Motivation von Geschäftsreisenden, in die Türkei zu gehen. Durch die große Bedeutung des Reise- und Tourismussektors für das BIP hat das Auswirkungen auf das gesamte Wirtschaftswachstum. Nicht vergessen werden darf, dass die Türkei immer schon nach Westen orientiert war. Rund zwei Drittel der Auslandsinvestitionen stammen aus dem EU-Raum. Trotz aller Unsicherheiten bleibt die Türkei ein bedeutender Wirtschaftsmarkt mit engen Verflechtungen zur EU.
Sind wirtschaftspolitische Impulse in Aussicht?
Steurer: Die aktuelle Regierung ist bestrebt, den wirtschaftlichen Wachstumskurs der Türkei mit staatlichen Anreizen anzukurbeln. Dazu gehören weitere Investitionen in die Infrastruktur (z. B. Ausbau des Eisenbahnnetzwerkes), in den Logistiksektor (Errichtung von multimodalen Logistikzentren) oder in den Innovationsbereich (neue Fördermöglichkeiten für F&E). Mit der Anhebung des gesetzlichen Mindestlohns um 30 Prozent wird aber auch ein allgemeiner Anstieg des Lohnniveaus erwartet, womit der Wirtschaftsstandort Türkei teurer wird.
Wie sehen die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Vorarlberg und der Türkei konkret aus?
Steurer: Zahlreiche Vorarlberger Unternehmen sind in der Türkei erfolgreich vertreten. Bei einer Vielzahl an Großprojekten sind innovative Qualitätsprodukte und Services aus Vorarlberg gefragt. 20 Vorarlberger Unternehmen verfügen über eine lokale Niederlassung, darunter auch produzierende Unternehmen wie Alpla oder Rondo Ganahl, die in den vergangenen Jahren in Produktionsanlagen in der Türkei investiert haben. Die Türkei ist der 15. wichtigste Exportpartner Vorarlbergs und die Exportquote stieg 2015 um über fünf Prozent. Wir sehen aber noch einiges Potenzial nach oben.