“Wir können nicht auf jeden politischen Zuruf reagieren”

Markt / 11.08.2016 • 22:21 Uhr
Vorstand Wilfried Amann und Vorstandsvorsitzender Michel Haller: „Wirklich herausfordernd ist das Marktumfeld.“ Foto: VN/Paulitsch
Vorstand Wilfried Amann und Vorstandsvorsitzender Michel Haller: „Wirklich herausfordernd ist das Marktumfeld.“ Foto: VN/Paulitsch

Neue Spitze der Vorarlberger Hypobank hat klare Vorstellungen zur Zukunft des Instituts.

Bregenz. In einer außerordentlichen Sitzung hat am Mittwoch der Aufsichtsrat der Vorarlberger Landes­hypothekenbank die vakanten Vorstandspositionen neu besetzt. Der sogenannte Nominierungs- und Vergütungsausschuss der Bank hat offensichtlich gute Vorarbeit geleistet, denn die Entscheidung für Michel Haller als Nachfolger für Noch-Vorstandschef Michael Grahammer und Herbert Amann als neuen Vorstand fiel einstimmig aus. Auch am Tag eins nach der Entscheidung herrscht gute Stimmung. „Besonders für die Besetzung des Vorstands mit Herbert Amann habe ich zahlreiche Gratulationen erhalten“, sagt Neo-Chef Haller im Gespräch mit den VN.

Große Herausforderungen

Viel Zeit, sich über den Karriereschritt zu freuen, haben die beiden Banker, die ab 1. Jänner 2017 ihre neuen Posten einnehmen, nicht. Es wartet eine ganze Reihe von Aufgaben, die nun abgearbeitet werden müssen (die VN berichteten am Dienstag). Und das, obwohl die Bank in einem schwierigen Marktumfeld und behaftet mit Ballast, wie der Hypo-Heta-Affäre sowie dem U-Ausschuss im Landtag, im vergangenen Jahr das beste Ergebnis in der inzwischen 119-jährigen Geschichte erwirtschaftet hat (siehe Factbox rechts).

Baustelle Nummer eins für den Vorstand ist sicher der U-Ausschuss im Landtag, der seine Hearings noch bis März 2017 abhält. Nach Abschluss bleiben dem Ausschussvorsitzenden sechs Wochen Zeit, um den Schlussbericht abzuliefern. „Wenn das klar ist, werden wir unsere Strategie festlegen“, so Haller. Man werde Vorarlberger Firmen aber auch weiterhin in Offshore-Länder begleiten. Entscheidend sei, welche Leistungen angeboten werden. „Das müssen die drei Eigentümer definieren.“ Diese und die gesetzlichen Vorgaben seien entscheidend für die Geschäftsstrategie. Haller zeigt der Politik dabei die Grenzen auf: „Wir können nicht auf jeden politischen Zuruf reagieren.“ In Sachen Offshore ist sich der neue Chef sicher, dass nichts an der Bank hängenbleibt. Deshalb fürchte der Vorstand auch die Recherchen der Finanzmarktaufsicht nicht. Neo-Vorstand Amann dazu: „Die Diskussion um Offshore ist unglücklich, weil viele Themen vermischt werden, die nichts miteinander zu tun haben.“  

Für die Bank gebe es aber größere Herausforderungen: Regularien, die Wirtschaftsentwicklung und Negativzinsen. Die Abschlagszahlung statt der sogenannten Bankensteuer sei aber ganz im Sinne der Bank, denn durch diese sei man im internationalen Wettbewerb extrem benachteiligt. „Es wird aber noch Thema sein, wie die Abschlagszahlungen unter den Bundesländern aufgeteilt werden.“ Ab 2017 gibt es außerdem keine Landeshaftung mehr für die Hypo-Banken, ein Umstand, der vorbereitet werden muss.

Universalbank in Vorarlberg

In Vorarlberg werde man weiterhin als Universalbank tätig sein, in den Filialen sei die Bank Nischenanbieter. „Es ist dann unsere Aufgabe zu erklären, dass wir mit den Erträgen aus den anderen Regionen die Vorarlberger Wirtschaft finanzieren“, so Haller. Derzeit arbeite die größte Bank Vorarlbergs aber auch an der „Filiale der Zukunft“ – konkret, wie man digitale und stationäre Dienste richtig synchronisiere sowie an der Schärfung des Auftritts. Amann, der noch bei der Raiffeisenbank tätig ist, zu seiner neuen Aufgabe: „Die Hypo ist eine Bank, auf die das Land stolz sein kann“, mit guten Rahmenbedingungen und einem ähnlichen Verständnis wie sein jetztiger Arbeitgeber. „Es gibt viele Parallelen. Beide Banken verstehen sich beispielsweise als regionale Dienstleister.“

Hypo Bilanz 2015

» Bilanzsumme: 13,9 Mrd. (-2%)

» Ergebnis vor Steuern:
121,1 Mill. Euro (+124%)

» Konzernergebnis:
92,9 Mill. Euro (+125%)

» Gesamteigenmittelquote:
14,87 %

» Mitarbeiter: 729

» 17 Filialen in Vorarlberg, Standorte in Wien, Graz, Wels, Bozen, St. Gallen