Das Umweltgewissen

Markt / 13.09.2016 • 19:16 Uhr
Das Energieinstitut begleitet die Vorarlberger in die Energieautonomie, mehr oder weniger drängend.  Foto: VN
Das Energieinstitut begleitet die Vorarlberger in die Energieautonomie, mehr oder weniger drängend. Foto: VN

Mitglieder des Energieinstituts fordern Konzentration auf Kernkompetenz.

Dornbirn. (VN-sca) Als vor Kurzem der Campus V an der Dornbirner Stadtstraße nach seiner Sanierung neu eröffnet wurde, konnte sich Josef Burtscher, Geschäftsführer des Energieinstituts, beruhigt in seinem Chefsessel zurücklehnen. Denn nachdem über viele Jahre viel zu viel Energie bei der Klimatisierung des Energieinstituts verbraucht wurde, ist nun endlich auch das Energiemanagement des Bürogebäudes auf dem Standard, den das Institut seit gut 30 Jahren der Öffentlichkeit zu vermitteln versucht.

„Ausgelagerte Behörde“

Aus dem Institut, das eigentlich ein Verein ist, wurde inzwischen längst eine ausgelagerte Behörde des Landes, die mit diesem Konstrukt scheinbar gut leben kann. Von eineinhalb Arbeitskräften wuchs der Mitarbeiterstand laut eigener Homepage auf 50 Mitarbeiter. Laut Auskunft des Obmanns gegenüber den VN sind es 45. Der Verein wird von insgesamt 13 Mitgliedern getragen, wobei die größten finanziellen Beiträge, nämlich 38 Prozent, vom Land Vorarlberg, dem Stromkonzern Illwerke VKW und den Raiffeisenbanken aufgebracht werden. Von den 4,14 Millionen Euro, die im vergangenen Jahr für den Betrieb aufgebracht werden mussten, stammen damit 1,57 Millionen von diesen drei „Sponsoren“, 2,9 Millionen werden durch Projektförderung des Bundes, Beiträge der übrigen Mitglieder, die EU und nicht näher benannte andere aufgebracht. 677.000 schließlich sind Kosten, die Kunden verrechnet werden.

Aufklärung und Beratung

„Das Energieinstitut hat seine Berechtigung“, sagt der Direktor der Arbeiterkammer Vorarlberg, Rainer Keckeis, doch ob es den ökologischen Bauchladen, den sich der Verein inzwischen angeschafft hat, braucht, daran zweifelt der Arbeitnehmervertreter. Die Aufklärungsarbeit sei eine wichtige Aufgabe, die sieht er auch weiterhin beim Institut, sonst könne man die vom Land angestrebte Energieautonomie 2050 auch nicht erreichen. In seinen Augen sollten sich die Energiefachleute als Serviceorganisation verstehen. Das habe man zuweilen aus den Augen verloren, stellt Keckeis fest. „Man hat immer neue Betätigungsfelder gesucht, um Arbeit für die vielen Mitarbeiter zu haben und brauchte dann nochmals mehr Mitarbeiter“, beschreibt er die Geburt einer neuen Bürokratie.

Politik jedenfalls sollte das Energieinstitut nicht machen, „das ist Aufgabe des Landes“, sagt Keckeis nicht ohne Grund: Er ist nicht der Einzige, der den proaktiven Kurs in Sachen Umweltpolitik des ehemaligen Institutsleiters und jetzigen grünen Klubobmanns Adi Gross kritisiert hat. Unter seinem Nachfolger Josef Burtscher ist es besser geworden, das habe man bei einem gemeinsamen Bau- und Forschungsprojekt zu den Wohnkosten festgestellt. Auch Thomas Peter, Geschäftsführer des Vorarlberger Gewerbes und Handwerks in der Wirtschaftskammer, attestiert der neuen Führung eine Rückkehr zu mehr Sachlichkeit und weniger Umweltgewissen, zu mehr Sacharbeit.

Hohe Baukosten

Der Schlagabtausch der Wirtschaft in Sachen Baubook vor wenigen Jahren markierte einen Tiefpunkt in der Beziehung des Instituts mit dem Vereinsmitglied. Damals beklagte Wirtschaftskammerdirektor Helmut Steurer eine eklatante Ungleichbehandlung von möglichen Bauprodukten, die vom Energieinstitut betrieben werde. Die Beziehung ist besser geworden.

Dennoch: „Dass die Baukosten in Vorarlberg derart hoch sind, daran hat das Energieinstitut erheblichen Anteil“, so Peter gegenüber den VN. Eine Feststellung, die auch Arbeiterkämmerer Keckeis unterschreiben würde. Peter begrüßt, dass hoheitliche Aufgaben wie die Ausgabe und Verwaltung der Energieausweise ab dem Jahr 2017 im Landhaus abgewickelt werden. Übrigens: Zum aktuellen Schlagabtausch um die Energieautonomie hat sich das Energieinstitut bisher einer Stellungnahme enthalten. Ganz im Sinne der neuen Zurückhaltung.

Energieinstitut

» Gründungsjahr: 1985
» Rechtsform: Gemeinnütziger Verein
» Ständige Mitarbeiter: 45

» Freie Mitarbeiter: ca. 20

» Jahresbudget 2015: ca. 4,1 Mill. Euro

» Vereinsmitglieder: VKW AG, Illwerke, Vorarlberger Energienetze GmbH, Raiffeisenbanken, AK, LWK, WKV, Umweltverband, Stadtwerke Feldkirch, Architekturinstitut, Vogewosi, Volksbank Vorarlberg