Die Lehre ist wichtige Zukunftschance für Ungarn

Markt / 21.09.2016 • 19:44 Uhr
Dr. Helmut Steurer: „Die Lehre wäre eine Chance für Ungarn.“ WKV
Dr. Helmut Steurer: „Die Lehre wäre eine Chance für Ungarn.“ WKV

Feldkirch. Österreichische Firmen sind in vielen Branchen führend und mit einem Gesamtvolumen von 6,5 Milliarden Euro weiterhin ein sehr gewichtiger Player auf dem ungarischen Markt. Welche Entwicklungen zu erwarten sind, weiß Wirtschaftskammerdirektor Helmut Steurer.

Wie schätzen Sie die wirtschaftliche Situation Ungarns ein?

STEURER: Das Land hat seine Hausaufgaben in den vergangenen Jahren gemacht. Im europäischen Vergleich steht Ungarn mit einem Wirtschaftswachstum von 2,9 Prozent für 2015 und prognostizierten 2,5 Prozent für 2016 sehr gut da. Dieser Aufschwung geht allerdings von einer sehr niedrigen Basis aus, weil der Einbruch infolge der globalen Wirtschaftskrise in Ungarn besonders extrem war.

Was trägt zu diesem Aufschwung maßgeblich bei?

STEURER: Das Rückgrat der ungarischen Wirtschaft ist die Industrieproduktion (+7,5 Prozent im Jahresvergleich), im Speziellen der Automobilsektor. Das aktuelle Wirtschaftswachstum wird aber auch zu einem erheblichen Teil vom Bausektor getragen; im Detail sind es vor allem Infrastrukturprojekte, die zu den erfreulichen Ergebnissen beitragen. Mit 1. Jänner 2016 hat die ungarische Regierung zudem beschlossen, die Mehrwertsteuer für den Wohnbau in den kommenden vier Jahren von 27 auf fünf Prozent zu senken, um den Anteil des Wohnbaus am gesamten Baugewerbe (derzeit sieben Prozent) deutlich zu steigern.

Vor welchen Herausforderungen steht die ungarische Wirtschaft?

STEURER: Der (Fach-)Arbeitermangel ist in Ungarn immer deutlicher zu spüren. Dieser liegt einerseits an der Abwanderung vieler junger, gut ausgebildeter Ungarn nach Westeuropa und andererseits wird die Situation durch eine fehlende flächendeckende Lehrlingsausbildung verschärft. Die Regierung ist aber bemüht, die Lage zu verbessern und orientiert sich dabei an unserem System der dualen Ausbildung. Derzeit wird das ungarische Ausbildungssystem umfassend reformiert. Der Fokus wird dabei auf Praxisorientierung und die Anforderungen der Industrie gelegt.