Konflikt erreicht Zumtobel-Zentrale

Markt / 21.09.2016 • 22:28 Uhr
Blockade vor dem Zumtobel-Werk in Usingen.  Foto: UB
Blockade vor dem Zumtobel-Werk in Usingen.  Foto: UB

Mitarbeiter von Zumtobel Usingen protestierten vor der Konzernzentrale in Dornbirn.

Dornbirn. (VN-sca) Der Konflikt zwischen Mitarbeitern und Unternehmensführung von Zumtobel Lighting Deutschland ob der angekündigten Werksschließung im hessischen Usingen fand am Mittwoch vor den Toren der Zumtobel-Zentrale in Dornbirn einen neuen Höhepunkt. Seit zwei Wochen streiken die 145 Mitarbeiter vor dem deutschen Werk, gestern reisten 100 von ihnen nach Dornbirn, um in Vorarlberg gegen das Zusperren des Werks lautstark zu demonstrieren. Nach Ansicht der Mitarbeiter wäre die Schließung nicht notwendig, habe man in Usingen doch allein im letzten Jahr sieben Millionen Euro verdient.

Unterstützt wurde die Kundgebung von der österreichischen Produktionsgewerkschaft Pro-Ge. Der Zentralbetriebsratsobmann von Zumtobel war nicht anwesend. Nach den gescheiterten Verkaufsverhandlungen mit dem Vorarlberger Unternehmer Thomas Lorünser wurde die Schließung des Werkes verkündet; jetzt geht es den Mitarbeitern, die von der mächtigen IG Metall in ihren Forderungen unterstützt werden, um den Sozialtarifplan. Die Mitarbeiter verlangen drei Bruttomonatsgehälter, eine Transfergesellschaft und einen Fonds, um Härten auszugleichen. Das Angebot von Zumtobel, so Michael Erhardt von der IG Metall, sei nicht akzeptabel.

„Ist es schon“, sagt hingegen Helmut von Fircks, der für Zumtobel die Kommunikation in diesem Konflikt besorgt. Man habe schon im April einen Sozialplan vorgelegt und bis heute keine Antwort darauf erhalten, die deutsche Firmenleitung hoffe, dass diese Gespräche dann konstruktiv seien. Man habe sich am Abfindungsangebot für Mitarbeiter des Werkes Lemgo orientiert, dort habe die in diesem Fall in Deutschland zum Einsatz kommende Einigungsstelle genau das mit der Gewerkschaft ausverhandelt, was nun in Usingen angeboten wurde. „Das Angebot ist deutlich über dem, was Gerichte in ähnlichen Fällen festgelegt haben“, so von Fircks. Für Erhardt ist das kein Angebot. „Es muss für Zumtobel richtig teuer werden. Das ist blanke Notwehr“, so der Gewerkschafter, der in Dornbirn zeigte, dass in Deutschland mit härteren Bandagen gekämpft wird als in Österreich.

Die aufgeladene Stimmung nach einer rund fünfstündigen Busfahrt dokumentierte sich nicht nur in lautstarker Zustimmung, auch an die Firmenleitung gerichtete Schimpfwörter zeigten den aufgestauten Zorn. Weiters brachten die Teilnehmer der Kundgebung neben Transparenten auch lärmende Sirenen und einen Protestsänger mit. Das war auch für Pro-Ge-Landessekretär Siegfried Birnleitner ungewohnt, der bei der Begrüßung Verhaltensregeln ausgab und dafür Buh-Rufe erntete. Natürlich hielten die deutschen Zumtobelianer den Werkseingang nicht frei, „denn man soll auch in Dornbirn mitbekommen, was in Usingen läuft“. Die Stimmung drohte zu kippen, als aus Usingen die Meldung eintraf, dass Zumtobel die Abwesenheit der Mitarbeiter nutze, um Maschinen abzutransportieren, unterstützt von einer Hundertschaft Polizei. Maschinen wurden aber nicht abtransportiert, sondern fertige und halbfertige Produkte. Als sich dann auch noch das Zumtobel-Management querstellte, als sechs Mitarbeiter-Abgeordnete am Gespräch teilnehmen wollten, war die Stimmung am Siedepunkt.

Schlussendlich sprach Zumtobel-Deutschland-Chef Christian Ranacher mit drei Vertretern und das, so die Delegierten unisono, sei sehr konstruktiv gewesen. Nach 90 Minuten kam ein skeptischer Optimismus auf. Am Freitag stehen die nächsten Verhandlungen an.

Die Abfindung muss für Zumtobel richtig teuer werden.

Michael Erhardt, IG Metall

Das Angebot ist weit über dem, was sonst gezahlt wurde.

H. von Fircks, Zumtobel
Lautstarker Protest der Usingen-Belegschaft vor der Werkseinfahrt bei Zumtobel in Dornbirn. Foto: VN/Rauch
Lautstarker Protest der Usingen-Belegschaft vor der Werkseinfahrt bei Zumtobel in Dornbirn. Foto: VN/Rauch