An Bescheidenheit gewöhnen

Markt / 29.09.2016 • 22:21 Uhr
An Bescheidenheit gewöhnen

Wifo und IHS senken Österreichs Wachstums­prognose für 2017.

Wien. (VN) Die beiden führenden heimischen Wirtschaftsforschungsinstitute Wifo und IHS prognostizieren für das kommende Jahr 2017 eine schwächere Entwicklung der österreichischen Wirtschaft. Beide Institute senken in den aktuellen Herbstprognosen ihre bisherige BIP-Prognose für 2017 um 0,2 Prozentpunkte auf 1,5 bzw. 1,3 Prozent. Die Wachstumsprognosen für heuer werden mit 1,7 (1,5) Prozent bestätigt.

Die Wirtschaftsforscher rechnen damit, dass die positiven Effekte der Steuerreform nachlassen und das Wachstum der privaten Konsumnachfrage zurückgeht. Belastend auf die Entwicklung der Wirtschaft wirken sich auch die Schwäche der internationalen Konjunktur und die hohen Unsicherheiten aus, die unter anderem durch den Brexit, protektionistische Tendenzen und geopolitische Risiken hervorgerufen werden.

„Wir müssen uns an ein bescheidenes Wachstum und leider auch an hohe Arbeitslosenraten gewöhnen“, sagt der neue Wifo-Chef Christoph Badelt. „Wir sollten uns keine Illusionen machen, aus den wirtschaftspolitischen Problemen herauszuwachsen.“ Die wirtschaftspolitische Agenda müsse weniger zögerlich als bisher erfüllt werden und sich an Bildung, Forschung und Technologie orientieren. Zudem müssten eine Senkung der Abgabenbelastung angestrebt werden, die Steuerstruktur umstrukturiert, der Faktor Arbeit entlastet und verschiedene Energiekomponenten besteuert werden, rät Badelt.

Arbeitsmarkt belastet

Im kommenden Jahr werde die Arbeitslosigkeit noch leicht zulegen, weil durch den Sondereffekt Flüchtlinge mehr Asylberechtigte auf dem Arbeitsmarkt auftauchen werden, merkt IHS-Arbeitsmarktexperte Helmut Hofer an. Das sei prinzipiell zwar sehr gut für die Integration, belaste kurzfristig aber den Arbeitsmarkt. „Wir werden mit Arbeitslosigkeit leben müssen.“ Die Arbeitsmarktpolitik alleine werde es nicht schaffen, die Arbeitslosigkeit zu verringern, vielmehr müsste die Nachfrage nach Arbeit noch stärker ausfallen. Der Faktor Arbeit müsste entlastet, die Lohnnebenkosten gesenkt und mehr in Bildung investiert werden.