“Man kann sich nicht auf Lorbeeren ausruhen”

Markt / 30.09.2016 • 19:42 Uhr
Der Baumaschinen-Bereich ist immer noch ein wichtiges Standbein für die Diem-Werke. Besonderes Plus ist der Qualitätsanspruch.
Der Baumaschinen-Bereich ist immer noch ein wichtiges Standbein für die Diem-Werke. Besonderes Plus ist der Qualitätsanspruch.

Hörbranz. Christoph Hagspiel kennt die Diem-Werke von der Pike auf. Zunächst als Abteilungs- und Produktionsleiter tätig, führt er heute als Geschäftsführer die Geschicke des Spezialisten für Maschinen-, Behälter- und Anlagenbau. Im Interview spricht er über neue Geschäftssegmente, Einschnitte und wieso der Betonmischer seit Jahrzehnten immer noch im Portfolio ist.

Mit der Entwicklung des ersten Betonmischers Ende der 50er-Jahre hat Diem einen Erfolg gelandet, der über Jahrzehnte anhielt. Welchen Stellenwert hat dieser heute noch?

hagspiel: Kipptrommelmischer und Zwangsmischer produzieren wir nach wie vor, aber nicht mehr in den Mengen wie früher. Es gibt viele Billiglohnländer, in denen man viel günstiger produzieren kann. Unsere Qualitätsschiene haben wir aber bis heute beibehalten.

Inwieweit merken Sie im
Baumaschinenbereich die Schwankungen der Baukonjunktur?

Hagspiel: Die Baumaschinen, die wir bauen, sind eher für den kleineren Bereich. Also nicht für die große Bauindustrie. Wir haben uns spezialisiert auf Baumaschinen für feuerfesten Beton, die man in der Industrie verwendet.

Sie erzeugen seit vielen Jahren auch Kessel und sind im Sondermaschinenbau tätig. Wie wichtig sind diese Geschäftszweige für Diem?

Hagspiel: Wir haben in der Vergangenheit gesehen, dass schwierige Zeiten leichter zu bewältigen sind, wenn man mehrere Standbeine hat. Im Behälterbau sind wir seit mittlerweile 25 Jahren. Das ist das umsatzstärkste Standbein mit einem Anteil von 35 Prozent. Die Sondermaschinen konstruieren wir entweder mit Kunden zusammen oder bringen sie selber auf den Markt.

Seit Kurzem gibt es ein weiteres Standbein: Die Grill & Garten Manufaktur.

Hagspiel: Es wird nicht einfacher. Je mehr Standbeine und Artikel man hat, umso schwieriger wird es, das zu handeln. Aber man muss in guten Zeiten schauen, was man Neues machen kann. Denn in schlechten Zeiten ist es meist zu spät. Der Gartenmarkt ist enorm wachsend und wird auch in Zukunft stark bleiben. Durch die ganzen Unruhen rund um Europa bleiben viele zu Hause und investieren das Geld statt in einen Urlaub lieber in ihren Garten. Deshalb haben wir uns auch für diesen Zweig entschieden. Eigentlich machen wir das schon lange, haben es aber nie beworben. Jetzt machen wir es professionell. Wir haben viele leidenschaftliche Gärtner und Griller bei uns im Team. Dadurch sind viele Ideen entstanden.

Der Gründer der Firma, Alfred Diem, galt als Tüftler und Forscher. Wie hält man diesen Innovationsgeist am Köcheln?

Hagspiel: Innovation ist nach wie vor wichtig und wird in Zukunft noch wichtiger. Wenn man früher etwas Neues auf den Markt gebracht hat, hatte man eher Zeit, sich auf den Lorbeeren auszuruhen. Heute ist alles schnell­lebig. Wenn man etwas Neues bringt, kann es leicht sein, dass es der Mitbewerber ein Jahr später im Programm hat.

Welche neuen Entwicklungen sind in der Pipeline?

Hagspiel: Im Sondermaschinenbau für die Betonindustrie gibt es jährlich neue Anlagen, die besser sind und bei denen andere Materialien eingesetzt werden. Im Bereich Baumaschinen haben wir neue Typen konstruiert für Märkte im Osten oder in Afrika, wo eine einfachere Bedienbarkeit gefragt ist. Die Mischer haben nur einen Aus- und Ein-Schalter, sind leistbarer, aber dennoch in einer sehr guten Qualität.

In welche Länder liefern die Diem-Werke?

Hasgpiel: Unser Hauptexportland ist die Schweiz. Danach kommt Deutschland. Ansonsten sind wir eigentlich auf jedem Kontinent vertreten. Die Sondermaschinen, die wir produzieren, gehen inzwischen mehr nach Übersee als nach Europa. Meistens wird über Händler verkauft, denn die sind vor Ort und der Kunde ist gut aufgehoben. Wenn ein Kunde beispielsweise in den USA oder in Dubai ein Problem hat, kann nicht jemand von uns in den Flieger steigen, um es vor Ort zu beheben, wenn das vielleicht nur eine Stunde Arbeit ist. Wenn der Händler nicht weiterweiß, erst dann kommen wir ins Spiel. Nur so können wir den Markt weltweit abdecken.

Für das Unternehmen war der plötzliche Unfalltod des Firmenchefs Harry Diem ein großer Einschnitt. Wie sind Sie mit dieser Situation umgegangen, wie hat sich das auf die Firma ausgewirkt?

Hagspiel: Das war für uns sehr schwer. Er war alleiniger Gesellschafter, hatte das Ruder in Händen. Wir waren angewiesen auf die Hilfe von großen Unternehmen im Land, die geschaut haben, dass wir Geld von der Bank bekommen und weitermachen können. Wir mussten auch eine große Entscheidung treffen. Das alte Werk wurde 1912 erbaut, und wir haben uns dann für einen kompletten Neustart an einem neuen Standort entschieden. In nur sieben Monaten haben wir alles auf die Beine gestellt. Das war anfangs unvorstellbar.

Der große Innovationsgeist des Gründers ist bei uns im Unternehmen nach wie vor spürbar. 

Für die Diem-Werke und Geschäftsführer Christoph Hagspiel ist der Behälterbau der mittlerweile umsatzstärkste Bereich geworden.  Fotos: VN/Hofmeister
Für die Diem-Werke und Geschäftsführer Christoph Hagspiel ist der Behälterbau der mittlerweile umsatzstärkste Bereich geworden. Fotos: VN/Hofmeister

Kennzahlen

» Gegründet: 1949

» Gesellschafter: Harry Diem’s Erben Verwaltungs KG (Anteil: 74%), Christoph Hagspiel (26 %)

» Geschäftsführer: Christoph Hagspiel

» Mitarbeiter: 48

» Geschäftsfelder: Behälter-, Maschinen- und Anlagenbau

» Beteiligung: Unitech Energietechnik (75 %)

» Export: weltweit

Zur Person

Christoph Hagspiel

Geschäftsführer und 26-Prozent-Gesellschafter Diem-Werke Gesellschaft mbH, Hörbranz

Geboren: 25. 3. 1975

Ausbildung: nach der Ausbildung bei Doppelmayr diverse Weiterbildungen (u.
a.­ Schweißwerkmeisterschule, Maschinenschlosser-Meister, Werkmeisterschule)

Laufbahn: Wechsel zu den Diem-Werken, anfangs als Abteilungsleiter, später Produktionsleiter, dann Betriebsleiter, seit 2013 ist Hagspiel Geschäftsführer und Gesellschafter

Familie: zwei Kinder