Handwerkstradition mit anschmiegsamer Note

Markt / 13.10.2016 • 19:45 Uhr
Jürgen Amanns Kunden kommen aus Vorarlberg, der Schweiz, Liechtenstein und Deutschland. Foto: VN/Hartinger
Jürgen Amanns Kunden kommen aus Vorarlberg, der Schweiz, Liechtenstein und Deutschland. Foto: VN/Hartinger

Der letzte seiner Art: Amann Pelze, letzter Kürschnerbetrieb im Land, feiert Jubiläum.

Hohenems. (VN-reh) Es ist ein aussterbendes Handwerk. Und der Kürschnerbetrieb von Jürgen Amann der letzte seiner Art in Vorarlberg. Seit 60 Jahren gibt es Amann Pelze bereits, den Grundstein dafür legten seine Eltern Emilie und Wilfried Amann. Dass der Sohn den Betrieb einmal übernehmen würde, war anfangs allerdings nicht klar. „Ich habe zuerst Koch gelernt“, erzählt er im VN-Gespräch. Als er dann eines Tages in der Werkstatt den Meister bei seiner Arbeit sah, wuchs seine Begeisterung für die Pelze und er begann das Handwerk zu lernen.

In den Jahren, die seither vergangen sind, hat sich vieles verändert. Auch von Vorurteilen blieb der Kürschner nicht verschont. Als nämlich Ende der 80er-Jahre Kaufhäuser damit begannen, Billigpelze zu verkaufen, schwappte der Unmut über die nicht-artgerechten Zuchtbedingungen auch auf die Kürschnerbetriebe über. „Da wurden alle in einen Topf geworfen, so wie beim Weinskandal“, erzählt Amann, der sich dem Washingtoner Artenschutzgesetz verpflichtet hat. „Wir tragen ein Label, wo vom Anfang bis zum Ende alles nachrecherchierbar ist“, berichtet Amann. Zucht sei eben nicht gleich Zucht. Viele Felle wie jene von Füchsen kommen von Jägern oder aus der Schädlingsbekämpfung. Dazu gehören aufgrund ihrer Überpopulation Bisamratten oder Waschbären. Genauso stammen viele Pelze von Tieren, die zur Ernährung genutzt und damit sowieso geschlachtet werden. Pelze seien ein komplettes Naturprodukt und somit atmungsaktiv. „Leder ist übrigens genauso ein Fell, nur eben abrasiert“, sieht Amann einen großen Unterschied in der öffentlichen Wahrnehmung.

Verwerten statt wegwerfen

Im Hohenemser Betrieb werden nicht nur Felle zu Pelzkleidung verarbeitet, sondern auch Reparaturen durchgeführt oder ältere Modelle auf einen neuen Stil umgearbeitet. So entstehen aus einem geerbten Pelzmantel Decken, Kissen, Innenfutter oder modische Accessoires. Genauso übernimmt Amann die Aufbewahrung der Winterpelze im Sommer.

Die Mode hat sich in den vergangenen Jahren geändert. Der klassische Nerzmantel ist zwar nach wie vor gefragt, hauptsächlich setzen die Kunden aber auf geschorene Pelze, die leichter sind. 70 Prozent der Modelle, die Amann verkauft, werden in der hauseigenen Werkstatt gefertigt, der Rest kommt von kleinen Konfektionierern, „für deren Qualität ich mich verbürge“, so der Kürschnermeister. Seine Ideen holt er sich bei Besuchen der Mailänder Pelzmesse oder aus Zeitschriften. Immer wieder ist er davon fasziniert, wie aus Fellen modische Stücke entstehen und er seine Kunden damit begeistern kann.

Nachfolger hat Amann noch keinen. „Ich werde auch nach 65 noch weiterarbeiten und somit meinen Kunden treu bleiben. Die Freude am Beruf ist eben groß“, sagt Amann. Nun wird aber erstmal das 60-Jahr-Jubiläum groß gefeiert. Ab 24. Oktober warten exklusive Angebote auf alle Pelzliebhaber.