So hat sich die Seestadt verändert

Das ursprüngliche Siegerprojekt für die Seestadt-Verbauung sah drei Gebäude vor.
Bregenz. Nun sorgen sich auch die Radfahrer um die künftige Gestaltung der Seestadt. Sie sehen ihren Wunsch nach einer fahrradtauglichen Unterführung zum See ignoriert. 1700 Bürger haben, so Stadtapotheker Werner Braun als Sprecher der Plattform für ein fahrradfreundliches Bregenz, eine entsprechende Petition unterzeichnet. Die Stadt habe abgewunken, es gebe keine andere Möglichkeit als Lifte sowohl bei der Seespange als auch bei der Unterführung, die der neue Bahnhof im benachbarten Seequartier bekommen soll. Damit reiht sich, wenn auch aus anderen als gestalterischen Gründen, auch die Fahrradinitiative in die Phalanx der Kritiker ein, neben den Initiatoren von „SeeundStadtundBregenz“, der Initiative „Mehr am See“, dem Verein Bodenfreiheit“, der SPÖ und Architekten wie Hermann Kaufmann.
Jahrhundertprojekt
Ziel ist es, das „Jahrhundertprojekt Seestadt“, das schon ob der Länge der bisherigen Planungsmaßnahmen als solches gelten kann (erste Vorschläge für die Nutzung gibt es bereits aus dem Jahr 1989), kurz vor Erteilung der Baugenehmigung noch zu stoppen bzw. zu überdenken. Von der anderen Straßenseite, dem Seequartier, das auf dem Bahnhofsgelände entstehen soll, beobachtet man die derzeitigte Diskussion mit Interesse und Zurückhaltung, denn es gibt auch Bauten, die man gemeinsam ausführen will und muss, wie die Tiefgarage und die Verkehrsanbindung.
Schriftliche Kommunikation
Die Kommunikation zwischen Kritikern und Baubetreibern beschränkt sich derzeit auf Presseaussendungen und offene Briefe. Am Dienstag hat Bernhard Ölz, Sprecher der Seestadt-Projektbetreiber Prises und Prisma-Geschäftsführer, auf einen offenen Brief der Architekten Georg Bechter, Andreas Cukrowicz, Martin Mackowitz und Markus Thurnher, welche die Initiative ins Leben gerufen haben, ebenfalls mit einem solchen geantwortet: „Wir haben die Verantwortung, dem Postfaktischen entgegenzutreten. Es ist aus unserer Sicht nicht gut für eine demokratische Stadtentwicklungskultur, wenn dramatische, beängstigende Bilder, gepaart mit ungeprüften Fakten und Prognosen, in einen Entwicklungsprozess eingeworfen werden, ohne das Gespräch zu suchen und ohne dass dazu Fakten oder seriöse Grundlagen dargestellt werden.“
Forderung nach Handout
Er bezieht sich damit auf die Forderung der Initiative, welche um die Zusendung eines aktuellen, aussagekräftigen Handouts gebeten hat, die unbeantwortet blieb. Stattdessen werden weiterhin alte Planstände veröffentlicht. „Wir stellen weder das Ergebnis des Wettbewerbs noch das beauftragte Architektenteam infrage. Es geht uns einzig darum, der ehrlichen Erkenntnis Raum zu verschaffen, dass der Prozess Seestadt zu einem für die Stadt Bregenz äußerst unerfreulichen Ergebnis geführt hat“, so die Initiative.
Einsichtnahme
Ölz wehrt sich dagegen und argumentiert, dass gerade den Wettbewerbsteilnehmern der Initiative sowohl sämtliche Grundlagen als auch die Möglichkeiten zur Einsichtnahme und Beteiligung im gesamten Prozess bekannt sind, unter anderem auch zum aktuellen Projekt. Dies wurde in einer Bürgerinformation im Festspielhaus am 3. November 2014 umfassend und breit inkl. der aktuellen Pläne vorgestellt. Die Einreichplanung erfolgte auf dieser Grundlage am 19. Dezember 2014, bis heute ohne relevante Änderungen. Und er setzt nach: Man werde nach Vorliegen des Baubescheides eine Evaluierung unter Einbezug der Änderungsvorschläge vornehmen. „Danach fällen wir gemeinsam mit den Miteigentümern die Entscheidung zur Umsetzung.“
Zur Information vor dem VN-Stammtisch zur Bregenzer Seestadt (siehe Ankündigung): Die Draufsichten auf das Siegerprojekt der Architekten Gerhard Aicher, Zechner & Zechner ZT GmbH, Philip Lutz und Elmar Ludescher sowie das schlussendlich bei den Baubehörden eingereichte Projekt, das 2014 bei einer Bürgerveranstaltung präsentiert wurde.