Hitparade der Regionen: Platz 98 für Vorarlberg

Markt / 01.03.2017 • 22:25 Uhr
Hitparade der Regionen: Platz 98 für Vorarlberg

EU hat 262 Regionen auf ihre Wettbewerbsfähigkeit untersucht. Vorarlberg knapp vor Mittelmaß.

Schwarzach, Brüssel. (VN-sca) „Vom Mittelmaß zur Exzellenz“ postulierte die Industriellenvereinigung Vorarlberg vor einem Jahr und forderte dazu auf, den Wirtschaftsstandort attraktiver zu machen. Österreich sei nicht das Maß, an dem man sich messen sollte, gab sich IV-Präsident Martin Ohneberg angriffslustig und stieß damit nicht unbedingt auf Zustimmung im Landhaus. Nun zeigt sich: Vorarlberg ist auf dem Weg nach oben. In der Hitparade der Europäischen Kommission – korrekt: European Regional Competitiveness Index (RCI) – hat sich der Standort von Platz 106 im Jahr 2013 auf Platz 98 im aktuellen Ranking vorgearbeitet. Im Bundesländervergleich ist Vorarlberg auf dem dritten Platz zu finden, ex aequo mit der Steiermark, aber hinter der Region Wien/Niederösterreich, die in der 100-Punkte-Skala 72,6 Punkte (europaweit Platz 49) erreichte, und Tirol mit 65,6 Punkten (Platz 95).

London ist die Nummer eins

Die EU-Kommission untersucht für das Ranking, das alle drei Jahre durchgeführt wird, elf Parameter: Institutionen, gesamtwirtschaftliche Stabilität, Infrastruktur, Gesundheit, Basisausbildung, höhere Bildung und lebenslanges Lernen, Marktgröße, Arbeitsmarkteffizienz, technologische Bereitschaft, Entwicklungsstand der Wirtschaft sowie Innovation. Sieger in diesem anspruchsvollen Wettstreit der Regionen ist übrigens eine Region, die bald nicht mehr mitgezählt wird, nämlich London und die umliegenden Regionen mit 100 von 100 möglichen Punkten. Unter den Top-Ten-Regionen sind übrigens weitere drei britische zu finden.

Arbeitsmarkt und Patente

Vorarlberg befindet sich bei den meisten Parametern in der Nähe von Platz 100, doch es gibt positive und negative Ausreißer. Deutlich über dem Durchschnitt sind die Gesundheitsversorgung, die aktuellen Arbeitsmarktzahlen und die Patentanmeldungen. Negative Ausreißer finden sich bei den Bildungsindikatoren, sowohl was die Basisbildung, die höhere Bildung als auch lebenslanges Lernen angeht. Ansonsten fällt Vorarlberg nicht weiter auf. In der Detailanalyse zeigt sich, dass Vorarlberg weder durch besondere Stärken noch durch besondere Schwächen auffällt. „Das zeigt, dass wir solide unterwegs sind, aber die Dynamik noch größer sein könnte. Wir könnten aber durch gezielte Initiativen den Abstand zu den besten Regionen, die teilweise direkt in unserem Umfeld liegen, verringern“, gibt sich Martin Ohneberg, der Präsident der Vorarlberger Industriellenvereinigung, optimistisch und ist guter Dinge, dass die Daten aus Brüssel auch die Initiative seiner Interessenvertretung beflügelt.

Reformstau auf Bundesebene

Die Strategie der Industriellen setzt darauf, die Dinge umzusetzen, die im Land Vorarlberg ohne Zutun von Bund und EU umsetzbar sind. Unter den Parametern sind das jene Dinge, die überdurchschnittlich bewertet werden. Dennoch: Die bundesstaatlich bestimmten Parameter lassen sich nicht ausblenden und schlagen sich wegen der schwachen Performance in der Wirtschaftspolitik nieder. So wurde die Abgabenquote nicht gesenkt, die Arbeitszeit nicht flexibilisiert, das Arbeitsrecht hemmt ebenfalls die Entwicklung, über Entbürokratisierung wurde nur geredet, und die Autoren der Untersuchung kritisieren außerdem, dass es keine Reformen im Bildungs- oder Verwaltungsbereich gegeben hat. Ohneberg schließt daraus: „Österreich zieht Vorarlberg nach unten.“

Erhebung seit 2010

Der Index für regionale Wettbewerbsfähigkeit wurde von der EU-Kommission im Jahr 2010 eingeführt, er ermöglicht es den Regionen, ihre Entwicklung fortlaufend und im Vergleich mit anderen Regionen zu beobachten, zu bewerten und entsprechende Maßnahmen zu treffen, um die Wettbewerbsfähigkeit zu fördern. Der Index basiert auf dem Konzept des Global Competitiveness Index der vom Weltwirtschaftsforum Davos (GCI-WEF) entwickelt wurde.

Wenn man die Metropolen weglässt, gehört Vorarlberg zu den Topregionen in Europa. Auch die von uns beeinflussbaren Faktoren haben gute Werte, die wir weiter optimieren.
               LSth. Karlheinz Rüdisser

Wenn man die Metropolen weglässt, gehört Vorarlberg zu den Topregionen in Europa. Auch die von uns beeinflussbaren Faktoren haben gute Werte, die wir weiter optimieren.

LSth. Karlheinz Rüdisser

„Der Trend ist erfreulich, darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich alle Bundesländer im Mittelfeld befinden. Zu den besten Regionen besteht großer Aufholbedarf.
               Martin Ohneberg, IV-Präsident

„Der Trend ist erfreulich, darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich alle Bundesländer im Mittelfeld befinden. Zu den besten Regionen besteht großer Aufholbedarf.

Martin Ohneberg, IV-Präsident

Statement. EU-Regionen im Vergleich

„Der Trend für Vorarlberg ist erfreulich, allerdings darf er nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich alle österreichischen Bundesländer im Mittelfeld befinden. Zu den wettbewerbsfähigsten Regionen besteht nach wie vor großer Aufholbedarf.