“Weiß nicht, wie Zahlen zustande kommen”

Markt / 18.05.2017 • 22:20 Uhr
Wohnen ist nicht nur in Vorarlberg ein emotionales Thema. Doch hier soll nun ein Institut für Sachlichkeit sorgen. Foto: LHV
Wohnen ist nicht nur in Vorarlberg ein emotionales Thema. Doch hier soll nun ein Institut für Sachlichkeit sorgen. Foto: LHV

Vorarlberger Eigen­tümervereinigung will unabhängiges Wohn­institut gründen. 

Dornbirn. (VN-sca) Das Frust­potenzial beim Präsidenten der Vorarlberger Eigentümervereinigung ist groß. Doch Markus Hagen redet sich nicht nur den Ärger vom Herzen, er macht auch Vorschläge, wie aus seiner bzw. der Sicht von Eigentümern die Diskussion um Wohnraum und Raumplanung versachlicht werden könnte. Auch „wenn er Bauchweh hat“, fordert er die Gründung eines unabhängigen Wohninstituts in Vorarlberg, dem er gleich mehrere Aufgaben zugedacht hat. „Wir haben in Vorarlberg keine verlässlichen Zahlen zur Situation“, stellt er anlässlich der Präsentation der Idee fest, „aber was kann man machen. Wir sind in einer Sackgasse“.

Thema effizient angehen

In dem Institut sollen die Zuständigkeiten, die derzeit fünf Landesräte beschäftigen, gebündelt werden, damit das Thema effizient angegangen werden könne. Die Trägerschaft müsse breit aufgestellt sein und außerhalb des öffentlichen Verwaltungsbereichs angesiedelt sein. „Neben der Federführung des Landes Vorarlberg wären die Wirtschafts- und Arbeiterkammer, die Vogewosi als auch die Vorarlberger Eigentümervereinigung und die Mietervereinigung als Träger denkbar, um Beispiele zu nennen.“

Er werde nun das Gespräch mit Vertretern der Institutionen suchen. „Wir übernehmen auch gerne eine koordinierende Funktion. Wir haben bereits in der Vergangenheit bewiesen, dass die Eigentümervereinigung nicht nur einfach Forderungen aufstellt, sondern sich aktiv um die Umsetzung bemüht“, betont Hagen. Bei bereits geführten Gesprächen sei die Idee jedenfalls gut aufgenommen worden.

Und wie gesagt: Zuerst müsse einmal Grundlagenforschung betrieben werden, die die Basis für künftige Entscheidungen bieten solle. Denn den jetztigen Zahlen misstraut er. Das basiere alles auf Vermutungen. Kein Mensch, keine Institution, habe zuverlässiges Material. Man müsse sich darauf verlassen, was behauptet wird. Er wisse nicht, wie die Zahlen zustande kommen. Er und die rund 6000 Mitglieder der Eigentümervereinigung schrecken sich vor allem vor der – wie er es nennt „Enteignungskeule“, mit der gedroht werde, wenn Haus- und Grundstückseigner mit ihrem Eigentum nicht tun würden, was der Bürgermeister verlangt. Er warnt vor Gesetzen, die man in einiger Zeit vielleicht wieder bereue, wenn sich die Lage am Wohnungs- und Grundstücksmarkt verändere und entspanne.

Evaluierte Förderung

Wissen will die Eigentümervereinigung auch, wie sich die Wohnbauförderung auf den Immobilienmarkt auswirke, ob die Förderziele überhaupt erreicht wurden und wie diese, so man sie evaluiert habe, gezielt eingesetzt werden können, um den Markt zu steuern.

Die Forderung der Wohnungseigentümer nach einem Institut und Hagens Zweifel an den Zahlen zu Immobilien, Leerstand und Baugrundreserven provozierten Reaktionen. Die grüne Wohnbausprecherin Nina Tomaselli schlägt eine Bresche für die Initiative „vauhochdrei“, in der Bürgermeister und Architekten Vorschläge machen, wie Bauland mobilisiert werden kann und wirft Hagen vor, dass es die von ihm vertretene Liberalisierung des Wohnungs- und Mietmarktes sei, die verantwortlich für die  höchsten Wohnkosten in Österreich ist.

Wir haben keine verlässlichen Zahlen zum Immobilienmarkt.

Markus Hagen, VEV