Verkauf soll Standort Bregenz nicht gefährden
Suche nach Wolford-Investor: Interesse vorhanden, Gewerkschaft hofft auf offene Karten.
Bregenz. Eines war die letzten Monate absehbar. Wolford braucht frisches Kapital. Denn ein schwieriges Marktumfeld in wichtigen Märkten, negative Währungseffekte und interne Probleme führten dazu, dass der Bregenzer Strumpfhersteller mit einem höheren Verlust im Gesamtjahr 2016/17 rechnen muss als geplant.
Nun werden die Weichen neu gestellt. Wie die Aktiengesellschaft am Freitagabend bekannt gab, soll Wolford einen neuen Mehrheitseigentümer bekommen. Die Hauptaktionärsgruppe – die WMP Familien-Privatstiftung, die Sesam Privatstiftung und die „M. Erthal & Co.“ Beteiligungsgesellschaft m.b.H, die im Besitz der Familien Palmers und Wilhelm stehen, sowie ihnen nahestehende natürliche Personen – will ihre Beteiligung verkaufen.
„Wird Interesse geben“
Für die rund 600 Mitarbeiter in Vorarlberg heißt es nun Abwarten. „Der Prozess der Investorensuche wurde seitens der Hauptaktionärsgruppe erst gestartet. Wir gehen davon aus, dass es für das international namhafte Unternehmen Wolford und seine Marke ein entsprechendes Interesse geben wird“, erklärt Vorstand Axel Dreher gegenüber den VN. Man habe die Mitarbeiter über die Absichten frühestmöglich direkt informiert. „Natürlich besteht seitens der Belegschaft enormes Interesse an den weiteren Entwicklungen“, so Dreher.
Gewerkschaftsschef Bernhard Heinzle spricht von Verunsicherung unter den Mitarbeitern. „Sie haben die letzten Jahre einiges mitgemacht, darum sind viele beunruhigt.“ Deshalb hoffe man, dass man mit offenen Karten spiele und sich bald ein neuer Mehrheiteigentümer findet.
Im Raum steht dabei natürlich die Standortfrage. Nach Ansicht von Dreher sollen die Absichten der Hauptaktionärsgruppe aber keine Auswirkungen auf den Standort Bregenz haben. „Dieser Standort stellt als textiles Entwicklungs- und Produktionszentrum mit dem globalen Retailnetzwerk eine starke Säule des Unternehmens dar. Wir gehen davon aus, dass auch eine neue Aktionärsgruppe dies so einschätzen wird.“
Bis ein Käufer gefunden ist, wird mit den Banken verhandelt, um die notwendige Liquidität sicherzustellen. „Wir stehen aktuell in konstruktiven und zielgerichteten Verhandlungen mit allen Finanzierungspartnern“, ist Dreher auch hier optimistisch.
Langjährige Geschichte
Die Geschichte von Wolford geht auf das Jahr 1949 zurück, als der Vorarlberger Industrielle Reinhold Wolff und der Wiener Unternehmer Walter Palmers einen Betrieb unter dem Namen Wolff & Co. KG gründeten. Ein Jahr später wurde die Marke Wolford registriert. Im Jahr 1995 folgte der Gang aufs Börsenparkett. Wolford erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2015/16 mit rund 1571 Beschäftigten einen Umsatz von 162,4 Mill. Euro. Der größte Wolford-Einzelaktionär ist der Unternehmer Ralph Bartel, Gründer des Reiseportals travelzoo. Der Rest der Anteile verteilt sich auf firmeneigenen Aktienbesitz und Streubesitz.
Der Prozess der Investorensuche wurde erst gestartet.
Axel Dreher