Ein Handwerk, viele Möglichkeiten

Markt / 23.06.2017 • 10:36 Uhr
Birgit Nöckl (r): „Unser Wunschlehrling ist begeistert von unserem Beruf. Hat gute Kommunikationsfähigkeiten und ist belastbar.“  foto: vn/paulitsch

Die emotionale Ebene ist der Schlüssel für ein positives Arbeitsklima, besonders für junge Talente.

Wie schwer oder einfach ist es, die besten Nachwuchstalente zu finden?

Nöckl: Wir sind sehr zufrieden mit der Qualität und Zahl der Bewerbungen von Lehrlingen. Ich glaube, es ist kein Kampf, sondern ein sich „Neu Orientieren“. Das haben wir auch mit den regelmäßigen Bewerbungen um das Qualitätssiegel „Ausgezeichneter Lehrbetrieb“ gut hinbekommen.

Sie sind schon seit den ersten Auszeichnungen dabei und haben auch noch nie eine Auszeichnung verpasst.

Nöckl: Ja, das ist für uns das Mindestmaß an Leistung gegenüber unseren Lehrlingen. Wer sich auf den Lorbeeren von früher ausruht, geht rückwärts. Unser Budget für Ausbildung ist ein Vielfaches dessen, was wir beispielsweise für die Werbung aufwenden.

Derzeit lernen zehn Lehrlinge das Friseurhandwerk.

Nöckl: Genau. Unseren Salon in Sulzberg führen wir in zweiter Generation, hier wurden seit dem Jahr 1974 Lehrlinge ausgebildet. Sehr spannend und auch zukunftsträchtig sind für unsere Bewerber Kombinationen aus Friseur und Perückenmachen bzw. der Kosmetiklehre. Der Kern unserer Ausbildung findet an unseren Potenzialtagen statt. In dieser eigenen „Lehrwerkstatt“ werden unsere Lehrlinge einmal in der Woche ausgebildet.

Leben Sie Ihren Traumberuf?

Nöckl: Von allen meinen unternehmerischen Aufgaben mache ich die Lehrlingsausbildung am liebsten. Ich fühle mich dabei unglaublich wohl und ich kann mir nichts Schöneres vorstellen, als junge Menschen auf ihrem Weg zu begleiten. Seit 2003 bin ich Lehrlingsausbilderin bei „maischön“, von 1998 bis 2009 war ich an der Berufsschule als Lehrerin tätig und habe dadurch viel Erfahrung in der Ausbildung.

Und wenn es mal „klemmt“?

Nöckl: Es liegt immer nur am eigenen Menschenbild, wie man mit schwierigen Situationen in der Lehrlingsausbildung umgeht. Somit liegt es an mir, wie einfach oder schwer die Zusammenarbeit ist. Jeder Ausbilder wird mit einer guten Vorbereitung und einem ordentlichen Ausbildungskonzept eine solide Grundlage für ein harmonisches Klima schaffen. Wenn zusätzlich eine große Portion an sozialer Kompetenz wie Begeisterung, Vertrauen in die Lehrlinge und Empathie dazukommt, wird es etwas ganz Großes für die Lehrlinge.

Wie begegnen Sie der ge­steigerten Erwartungshaltung der Lehrlinge?

Nöckl: Unsere Gesellschaft, nicht nur die Lehrlinge, hat sich diesbezüglich verändert. Ich finde es sehr positiv, wenn man in das Berufsleben mehr Qualität und auch Begeisterung bringen kann.

Wie schaffen Sie es, dass High-Potentials Ihnen die Treue halten?

Nöckl: Im Grunde ist das Rezept recht simpel, wir bieten unseren Mitarbeitern viele Karrieremöglichkeiten an.

Motivation funktioniert am besten auf emotionaler Ebene, sagen Fachleute. Was meinen Sie?

Nöckl: Das kann ich nur bestätigen, die emotionale Ebene ist der Schlüssel für ein bereicherndes Arbeitsklima. Wir sind ständig im Dialog und haben seit diesem Jahr auch ein Mentorenprogramm eingeführt.

Welche Rolle spielen die Eltern?

Nöckl: Die Eltern werden vom ersten Lehrlings-Eltern-Gespräch an sehr stark in die Ausbildung eingebunden. Eltern helfen mit, Modelle für den Potenzialtag zu finden. Weiter führen wir jedes Halbjahr ein Ziel- und Bilanzgespräch, wo die Eltern mit dabei sind.

Was wollen die Jugendlichen?

Nöckl: Eine ordentliche Ausbildung und das Gefühl, dass Sie für ihre guten Leistungen auch gelobt werden. Wenn es Probleme gibt, dann sollte man sie nicht größer machen als sie sind.

Welche Erfolge konnten Sie bei Lehrlingswettbewerben erzielen?

Nöckl: Wir haben die letzten fünf Jahre jedes Jahr die Landesmeisterin im dritten Lehrjahr gestellt und in den Jahren 2013 und 2014 jeweils eine Bundessiegerin in der Kosmetik sowie im Friseurfach erreicht.

Zur Person

Birgit Nöckl

Ausbildung: Friseurmeisterin,
Dipl. Pädagogin

Laufbahn: Lehre im elterlichen Betrieb in Sulzberg, Landesberufsschule Feldkirch, Geschäftsführung „maischön gmbh“

Alter: 42 Jahre

Familie: verheiratet mit Thomas,
zwei Kinder

Hobbys: Lesen, Malen, Filzen,
meine Familie

Homepage Firma:
www.maischoen.at