Die Automobilindustrie ist im Wandel

Markt / 14.07.2017 • 19:25 Uhr
Stefan Schmitt
Stefan Schmitt

Bregenz. Die Automobilindustrie, bestehend aus Herstellern und Zulieferern, befindet sich in einer massiven strukturellen Umbruchphase. Zu den größten Herausforderungen zählt zum einen die Elektrifizierung des Antriebsstrangs: Dahinter steht die anhaltende Regulierung der Behörden zur Schadstoffreduzierung auch im Rahmen der Pariser Klimaziele. Erwähnenswert ist zum anderen das Digitalisierungs-Thema, das nicht nur für die Fertigung, sondern auch im Produkt selbst mit Verbindungen nach außen (Konnektivität) und zu anderen Verkehrsteilnehmern bedeutsam ist.

Ferner ist die Automatisierung sehr wichtig. Bereits heute ist die Vision vom fahrerlosen Fahren technisch möglich und wird permanent weiterentwickelt. In Kombination mit der Elektrifizierung besteht hier großes Potenzial, das vor allem neue Marktteilnehmer wie etwa Google, Apple und Uber für sich nutzen wollen.

Der strukturelle Wandel dürfte sich auf die Beschäftigungssituation im Automobilsektor auswirken. Zwar wird durch den Aufbau neuer Technologien zunächst ein leichter Beschäftigungsaufbau erwartet, langfristig dürften jedoch Arbeitsplätze verloren gehen. Beispielsweise besteht der Verbrenner aus vielen Einzelteilen und wird in hoher lokaler Wertschöpfung gefertigt, wohingegen der Elektromotor aus deutlich weniger Teilen besteht und in hoher Automatisierung produziert wird

Aus Sicht der Geld- und Kapitalmärkte – sowohl Eigenkapital- als auch Fremdkapitalgeber – sollten die Automobilkonzerne diesen Konsequenzen mit einer klaren Unternehmensstrategie begegnen. Diese beginnt mit einem kritischen Selbstbild und Fragen wie: Wo steht das Unternehmen in der Wertschöpfungskette? Wo im Wettbewerb? Darauf folgt die Auseinandersetzung mit den Branchentrends und Einflussfaktoren, woraus sich dann die langfristigen Handlungsfelder ableiten lassen. Diese können jedoch sehr unterschiedlich sein. So hat ein Zulieferer für Interieur andere Herausforderungen als ein Komponentenhersteller für den Motor. Maßnahmen zur künftigen Ausrichtung sind daher unternehmensspezifisch zu ermitteln.

Auch an den Kapitalmärkten zeigt sich, dass die Herausforderungen und die strukturellen Umbrüche groß sind. Während der Gesamtmarkt europäischer Aktien gemessen am Stoxx 600 seit Jahresanfang um 7 % zulegte, gewann der Subindex Autos & Parts nur 2 %. Der Index für Industriewerte legte im gleichen Zeitraum um 13 % zu. Die Bewertung ist angesichts noch guter Gewinne relativ attraktiv gemessen am KGV und an der Dividendenrendite. Doch die Skepsis der Investoren ist zu spüren.

stefan.schmitt@hypovbg.at,
Stefan Schmitt, Leiter Wealth Management, Hypo Landesbank