Ein Jahr ausspannen

Von den über 45-jährigen Arbeitnehmern wünschen sich 90 Prozent eine Auszeit.
Sabbatical. (cro) Nach dem Urlaub ist die Sehnsucht nach einer Auszeit besonders groß. Einfach mal die Seele baumeln lassen oder sich den einen oder anderen Wunsch erfüllen. Eine Weltreise beispielsweise oder mal nur Zeit mit der Familie verbringen. Möglichkeiten gibt es viele. Und der Wunsch, ein Sabbatical in ihrer Laufbahn unterzubringen, steht bei 85 Prozent der Arbeitnehmer ganz oben auf der Liste. Befragt wurden dafür 304 Österreicher im Alter von 18 bis 55 Jahren. Auffallend dabei war, dass der Wunsch nach einem Sabbatical mit zunehmendem Alter noch etwas höher ist. Diese Altersklasse gab mit über 90 Prozent an, gerne eine berufliche Auszeit zu nehmen.
Die Gründe hingegen sind großteils dieselben. Ganz oben stehen dabei das Reisen. 40 Prozent der 18- bis 44-Jährigen gaben das in der Umfrage an. Ab 45 Jahren hingegen gewinnt die Entspannung an Bedeutung. 32 Prozent wollen deshalb vorwiegend eine Auszeit vom stressigen Job nehmen und sich entspannen. Neben dem Reisen ist außerdem die berufliche Neuorientierung ein wichtiger Grund.
Fragt man Leute, die bereits ein Sabbatical hinter sich haben, kommt ein ähnliches Ergebnis heraus. Außerdem sind sie überzeugt davon, dass sie seitdem zufriedener, glücklicher und energiereicher sind. 40 Prozent nannten außerdem ein reduziertes Stresslevel als direktes Resultat. Lediglich zehn Prozent haben sich genauso wie vor der Auszeit gefühlt – oder sogar etwas schlechter. Dennoch raten Experten, mit der Durchführung des Sabbaticals nicht zu lange zu warten. Auf jeden Fall sollte nicht erst dann eine Auszeit genommen werden, wenn man kurz vor dem Burn-out steht oder total unzufrieden mit dem aktuellen Job ist. Bei Ersterem kommt die Erholungsphase zu spät, bei Letzterem verschiebt man das Problem nur auf später – da ist eher ein Jobwechsel angezeigt.
Planungsphase
Aber auch die Dauer des Sabbaticals sollte gut überlegt sein. Sie ist nicht nur von den eigenen Lebens- und Arbeitsumständen abhängig, sondern auch vom jeweiligen Vorhaben. Empfohlen werden mindestens drei, besser sechs Monate Auszeit. Außerdem sollte sie gut geplant werden. Erfahrungsgemäß ist dafür im Vorfeld ein Zeitrahmen von einem Jahr nötig. Übrigens ist in Österreich in einigen Kollektivverträgen ausdrücklich die Möglichkeit eines Sabbaticals vorgesehen. Doch die Zahl derer, die es tatsächlich in Anspruch nehmen, ist gering. Vor allem die fehlenden finanziellen Möglichkeiten halten viele Arbeitnehmer davon ab, den Traum von der Auszeit zu realisieren. Aber auch Karriereängste spielen eine Rolle.
Rechtliche Rahmenbedingungen
» Sabbaticals sind nicht im Arbeitszeitgesetz und Kollektivvertrag geregelt. Einige Kollektivverträge sehen Regelungen vor, die als Grundlage dienen können.
» Durch eine Sabbaticallösung kann nicht das Arbeitszeitgesetz ausgehebelt werden. Höchstarbeitsgrenzen sowie andere kollektivvertragliche und gesetzliche Bestimmungen sind einzuhalten.
» Es gibt keinen Rechtsanspruch – Sabbaticals unterliegen der Freiwilligkeit.
» Die Versicherungspflicht bleibt auch während der Freizeitphase aufrecht. Nur die Beitragsgrundlage kann schwanken.
» Es gilt das Gleichbehandlungsgebot. Es ist aber zulässig, Bereiche oder Positionen, wo Auszeiten nicht möglich sind, zu definieren.
» Bezieher von All-In-Gehältern können keine Überstunden ansparen. Für sie kommt nur ein Entgeltreduktionsmodell in Frage.