Feilschen für Fortgeschrittene

Markt / 20.09.2017 • 22:25 Uhr
Die Gewerkschafter Rainer Wimmer und Karl Dürtscher mit Johannes Collini, dem Chefverhandler der Arbeitgeber (v.l.). apa
Die Gewerkschafter Rainer Wimmer und Karl Dürtscher mit Johannes Collini, dem Chefverhandler der Arbeitgeber (v.l.). apa

Startschuss zu Lohnverhandlungen für 186.000 Metaller. Einfach wird das traditionell nicht.

Wien In der insgesamt vierten Verhandlungsrunde und nach einem letztlich 16-stündigen Schlussmarathon waren sich die Metaller im vergangenen Jahr eins. Um 5.50 Uhr wurden 1,68 Prozent mehr Lohn und Gehalt für die Beschäftigten fixiert. Heuer bleibt bei den Kollektivvertragsverhandlungen aber zumindest die Nachtruhe gewahrt. Denn zum ersten Mal soll pro Runde bis maximal 22.00 Uhr verhandelt werden. Danach wird vertagt. Dass dadurch auch das bewährte „Mitternachtsgulasch“ ausfällt, daran mussten sich die Teilnehmer bereits im vergangenen Jahr gewöhnen. Damals sorgte der Ausfall noch für großes Erstaunen.

Ebenfalls neu: Gestern zum Start der Verhandlungen gab es keine konkrete Lohnforderung. Von den Gewerkschaften heißt nur, man wolle einen „ordentlichen“ Lohnabschluss. Und ausnahmsweise waren sich Arbeitnehmer und Arbeitgeber sogar darüber einig, dass die wirtschaftliche Ausgangslage derzeit gut ist. 

Viel Optimismus zu Beginn

So optimistisch die Stimmung ist, wird es aber wohl auch heuer wieder mehrere Verhandlungsrunden brauchen. Eine Entscheidung wird deshalb erst nach den Nationalratswahlen erwartet. Zu groß sind die Unterschiede bei den Forderungen zwischen Gewerkschaftern und Industrievertretern.

Während Fachverbandsobmann Christian Knill generell die Sozialpartnerschaft neu andenken will und die Maxime „Gib du mir was, dann bekommst du was“ als völlig überholt ansieht, will sich Gewerkschafter Rainer Wimmer, der zusammen mit dem gebürtigen Vorarlberger Karl Dürtscher die Verhandlungen führt, „das holen, was uns zusteht“. Sprich, aufgrund der guten Konjunkturlage in Österreich muss auch der Lohnabschluss dementsprechend ausfallen.

Abgesehen von höheren Löhnen will die Arbeitnehmerseite höhere Zulagen und Aufwandsentschädigungen. Und auch die Freizeitoption – also der Verzicht auf die KV-Erhöhung und dafür mehr Freizeit – ist erneut Thema. Die Arbeitgeber wiederum halten ihre Forderung nach einer Flexibilisierung der Arbeitszeit aufrecht. Zudem will man mehrjährige KV-Abschlüsse.

In den insgesamt fünf Metaller-Fachverbänden sind 186.000 Menschen von den KV-Verhandlungen betroffen. Im Fachverband der metalltechnischen Industrie, der gestern den Startschuss gab, sind es 130.000, rund zehn Prozent davon in Vorarlberg. VN-reh