Im Hexenkessel der Digitalisierung

Markt / 25.10.2017 • 19:35 Uhr
Bernd Postai und sein Team von Poesis Consulting haben das US-Unternehmen Google Inc. in Mountain View besucht. Poesis
Bernd Postai und sein Team von Poesis Consulting haben das US-Unternehmen Google Inc. in Mountain View besucht. Poesis

Digitale Transformation verändert Geschäftsmodell bei Beratern.

Klaus Die technologischen Veränderungen der vergangenen Jahre treffen die Gesellschaft mit einer großen Wucht. Jeder hat das Gefühl, etwas tun zu müssen. Aus einer aktuellen Umfrage des Kreditschutzverbands (KSV1870) geht sogar hervor, dass 93 Prozent der Unternehmen in Vorarlberg in den nächsten zwölf Monaten Digitalisierungsvorhaben planen. Allen scheint klar zu sein: Jede Branche und jeder Bereich wird von der Digitalisierung erfasst werden. Doch offen bleibt der Weg, der die Richtung angibt.

Grundwissen aneignen

„Der erste Schritt ist, sich das erforderliche Grundwissen zu aktuellen Entwicklungen anzueignen“, rät Bernd Postai, Unternehmensberater und Geschäftsführer von Poesis Consulting in Klaus. Der 47-jährige Physiker und Psychologe setzt sich schon sehr lange mit Automatisierung und Digitalisierung auseinander. „Es begann um die Jahrtausendwende, als in der Versicherungsbranche klar wurde, dass die geburtenstarken Jahrgänge bald pensioniert und nicht genug Junge nachfolgen werden“, erinnert er sich zurück. Damals standen technische Entwicklungen im Vordergrund. Beispielsweise wie eine Schadensmeldung schlauer bzw. digital bearbeitet werden kann.

In der heutigen Zeit der „Hyper-Innovation“, in der mehr revolutionäre Innovationen erwartet werden als in den vergangenen 100 Jahren insgesamt und in der die technischen Möglichkeiten unerschöpflich scheinen, wäre es fatal, diesen Wandel nicht oder zu langsam mitzumachen. „Diese Unternehmen würden isoliert oder substituiert werden“, sagt Postai.

Denn auch etablierte Händlerstrukturen sind einem Wandel unterworfen, etwa wenn Amazon verstärkt ins B2B-Geschäft einsteigt und Handwerker und Gewerbebetriebe direkt beliefert, würde das die Spielregeln fundamental ändern.

Jeder hat zu kämpfen

Allerdings weiß der international tätige Consulter auch: Die Unternehmen sitzen alle in einem Boot. „Wenn ich unsere Firmen mit jenen in anderen Ländern und Regionen vergleiche, in denen wir tätig sind, fällt mir auf, dass fast alle etablierten Unternehmen mit dem Thema ‚kämpfen‘ – nicht nur in Vorarlberg“, bestätigt Postai.

Poesis Consulting in Klaus hat deshalb eine Workshopreihe mit dem Titel „Get Digital Transformation Done?“ gestartet. Dabei geht es zuerst darum, den eigenen Betrieb einzuordnen. Was heißt die Digitalisierung für unser Unternehmen? Wie können wir sie für unsere Firma nutzen? Welcher Vorteil ergibt sich zu welchen Kosten? Antworten werden in einem offenen Erfahrungsaustausch auf Augenhöhe gesucht. „Keiner weiß wirklich, wie es geht und was da genau kommt“, argumentiert der Unternehmensberater. „Wir lernen das alle gerade. Aber wir lernen schneller, wenn wir unsere Erfahrungen teilen.“

Überhaupt liegen für Postai die Chancen der Digitalisierung in Kooperationen. „Sie sind in der digitalen Welt erfolgreich.“ Es braucht mehr echte Zusammenarbeit zwischen den Unternehmen und dabei vor allem auch zwischen Global Playern, Mittelständlern und Start-ups.

Spektrum an Kompetenzen

Auch da steckt der Unternehmensmanager schon mitten drin. „Die Beratung der Zukunft muss viel komplexere Probleme lösen als früher“, beschreibt er die Veränderungen in seiner Branche, „wir brauchen ein breites Spektrum an Kompetenzen.“ Es ist nicht mehr ungewöhnlich, ein Projekt mit zehn bis zwölf Spezialisten umzusetzen. Das Motto lautet dabei: Geteiltes Wissen ist doppeltes Wissen. Beispiele dafür gibt es inzwischen genug.

Poesis Consulting

Unternehmensberatung und Management Consulting

Sitz Klaus

Gründung 2008

Mitarbeiter 10 plus Freelancer

Umsatz 1 bis 1,5 Millionen Euro

Projekte 90

www.poesis.at