„Jede Marke hat ihre Fans“

Markt / 27.10.2017 • 18:56 Uhr
In der Werkstatt des Autohauses herrscht Hochbetrieb.
In der Werkstatt des Autohauses herrscht Hochbetrieb.

Christoph Gerster führt das gleichnamige Autohaus in mittlerweile dritter Generation.

Dornbirn Dass Christoph Gerster den Familienbetrieb weiterführt, war ein logischer Weg, erzählt er im VN-Gespräch. Zudem spricht er über Mehrmarkenstrategie, Dieselskandal und Zukunftspläne.

 

Als Opel-Händler hatte man die letzten Jahre wenig Langeweile. Wie wirken sich Veränderungen und Turbulenzen auf das Geschäft aus?

Gerster Wenn man auf die letzten zehn Jahre mit Wirtschafts- und Finanzkrise zurückblickt, wurden die amerikanischen Autokonzerne extrem gebeutelt. Und General Motors war da mittendrin, weil man sogar von einer Insolvenz sprach. Es war unangenehm, dass wir als Händler monatelang weniger informiert waren als die Medien. Wir haben gar nichts erfahren und hatten keinen Ansprechpartner. Das ist schlimm für die Mitarbeiter und für die Kunden. Am Ende hat sich aber alles in Wohlgefallen aufgelöst.

 

Wie haben die Kunden den Besitzerwechsel von General Motors zu PSA aufgenommen?

Gerster Ich höre viele positive Stimmen. Nachdem die Amerikaner Europa nie ganz verstanden haben, ist das eine gute Entscheidung. Auch weil bei PSA drei Hauptaktionäre dabei sind, die ein langfristiges Interesse haben. Die amerikanischen Aktiengesellschaften kennen hingegen immer nur Quartalsergebnisse.

 

Zuletzt stiegen die Verkaufszahlen von Opel wieder. Macht das die Modellpalette oder ist es die Treue der Kunden zu Gerster?

Gerster Wir müssen natürlich als Firma Gerster unsere Leistung bringen, aber es macht es uns leichter, wenn die Hersteller tolle Produkte liefern. Im Moment haben wir eine Palette, wie wir sie noch nie hatten. Das kommt im Markt an.

 

Sie fahren mit Opel, Ford und Suzuki eine Mehrmarkenstrategie. Wie vertragen sich die Marken?

Gerster Unsere Stärke ist die Nähe zum Kunden. Wir haben Standorte und Partner im ganzen Land. Wenn wir nicht so breit aufgestellt wären, wäre es kostenmäßig nicht möglich. Mit der Mehrmarkenstrategie haben wir die Möglichkeit, in Vorarlberg eine „Nummer“ zu sein. Für den Kunden können wir so nahezu alles anbieten. Klar gibt es Überschneidungen, aber wir haben sehr unterschiedliche Zielgruppen. Jede Marke hat ihre Fans. Darum haben wir keine hohe Fluktuation zwischen den Marken. Das ist auch nicht das Ziel.

 

Was unterscheidet die Käufer der verschiedenen Marken?

Gerster Man kann nicht generell sagen, das ist eine bestimmte Berufs- oder Gesellschaftsgruppe. Es ist eher eine mentale Geschichte. Früher war der klassische Suzuki-Kunde aufgrund der Allradkompetenz der Gastwirt, der eine Hütte hat. Heute ist Suzuki eine sehr moderne Marke geworden, die zum Beispiel radargestützte Bremssysteme schon in ganz niedrigen Fahrzeugkategorien hat. Auch Opel hat mit dem Adam mit der jungen Frau eine neue Zielgruppe erschlossen. Das hat man ewig lange nicht richtig transportieren können. Die Amerikaner haben immer gesagt, so wichtig ist die Emotion beim Auto nicht. In Europa ist es aber so.

 

Die Automobilbranche steht vor einem Zeitenwechsel. Wie wird sich das Geschäft verändern?

Gerster Das Geschäft wird sich in mehrfacher Hinsicht komplett verändern. Vor allem wird es immer schwieriger, die hohen Kosten in der Kalkulation unterzubringen. Die ganzen Maschinen und Geräte, die mittlerweile nötig sind, rechnen sich nur mehr mit einer gewissen Frequenz. Das heißt für ein kleines Autohaus: Man muss sich spezialisieren.

 

Ihre Marken blieben vom Dieselskandal verschont. Was halten Sie von der Diskussion um das Aus von Verbrennungsmotoren?

Gerster Diese Diskussion ärgert mich persönlich ganz enorm, weil alle so tun, als ob das moderne Auto der Umweltverschmutzer par excellence ist. Es gibt keine bessere Technologie als die aktuelle Euro-6-Dieseltechnologie – die auch erschwinglich ist. Klar wäre es für die Umwelt noch besser, wenn sich jeder ein Wasserstoffauto um eine Million Euro kaufen könnte. Das geht halt nicht. Ich bin ein Befürworter des Elektroautos, aber was sollen wir tun, wenn wir nicht den Strom und auch nicht die Produkte zu einem vernünftigen Preis haben? Es gibt Städte und Gemeinden, wo es gar nicht möglich ist, Schnellladestationen zu errichten, weil dann rundherum das ganze Netz zusammenbrechen würde. Der Diesel wird indes so verteufelt, dass ein enormer volkswirtschaftlicher Schaden entsteht. Die Fahrzeuge werden somit weniger wert. Das kostet Autobesitzer und Händler Milliarden. Da macht man vieles kaputt, ohne zu gewinnen.

 

Wie bereiten Sie sich auf diese Zukunft vor?

Gerster Unser nächstes Ziel ist die komplette Integration von Ford in Vorarlberg. Wir wollen alle drei Marken perfekt vertreten. Jede muss für sich optimal aufgestellt sein. Wobei wir natürlich auch Synergien nutzen – mit Werkstatt, Teileversorgung sowie Lack- und Karosseriezentrum. Wir werden für Ford und Suzuki ein neues Gebäude errichten und das Opel-Gebäude aufwerten. Wir haben aber nicht vor, weitere Marken dazuzunehmen. Denn der Elektroautomarkt wird sicher eine Herausforderung.

 

Sie sind in eine Autohändler-Dynastie hineingeboren. War es immer klar, dass Sie das Unternehmen weiterführen?

Gerster Früher war es üblich, dass man im Betrieb wohnt. Das heißt, wir haben auch hier gespielt und mitgearbeitet. Dadurch ergibt sich auch ein logischer Weg. Es war nicht so, dass man das verlangt oder erwartet hätte. Für meinen Sohn ist es auch so, ohne dass wir jemals gesagt haben, er soll. Man muss es freiwillig machen, denn man muss zu viel arbeiten.

„Wären alle Autos elektrisch, gäbe es beim Feinstaub keine drei Prozent Verbesserung.“

Christoph Gerster freut sich über eine Modellpalette, „wie wir sie noch nie hatten“. Das kommt im Markt sehr gut an, wie die Verkaufszahlen zeigen. VN/Steurer
Christoph Gerster freut sich über eine Modellpalette, „wie wir sie noch nie hatten“. Das kommt im Markt sehr gut an, wie die Verkaufszahlen zeigen. VN/Steurer

Kennzahlen

Gegründet 1936

Geschäftführung, Gesellschafter Christoph Gerster, Fam. Gerster

Umsatz 2016 59 Mill. Euro (+23,9%)

Mitarbeiter 162 (22 Lehrlinge)

Investitionen Neubau Ford 2 Mill. Euro, Vetter-Areal 250.000 Euro, Waschanlage 500.000 Euro

Marken Opel, Ford, Suzuki

Betriebe Auto (Dornbirn Bludenz, Koblach), LaKaZe (Dornbirn, Bludenz)

Privat

Christoph Gerster

Geschäftsführer, Gesellschafter Auto Gerster

Geboren 18. Jänner 1961

Ausbildung Volksschule, Gymnasium Dornbirn, BWL-Studium an der Universität Innsbruck, Studienaufenthalte im Ausland

Laufbahn „Ich bin seit meiner Kindheit im Betrieb“, seit 1997 Geschäftsführer bei Auto Gerster

Familie verheiratet, zwei Kinder

 

Momentan gibt es im Leben der Familie Gerster einen Mittelpunkt: Ein junger Labrador, der sein Herrchen sogar ins Büro begleitet. Neben dem neuen Liebling der Gersters legt Christoph Gerster großen Wert auf ein aktives Familienleben. „Bei uns hat die Familie traditionell einen sehr hohen Stellenwert, wir machen viel gemeinsam und kommen oft zusammen“, so Gerster.

Auch sportlich betätigt er sich: Wenn er Zeit findet, verbessert er seine Golffähigkeiten. „Ich spiele schlecht, aber gern“, scherzt er. Und auf eines hätte er fast vergessen. Oldtimer hat er auch in der Garage: eine Chevrolet Corvette und einen Ford Mustang.