So manchem ist der Appetit vergangen

Gepolter und Drohungen: Metaller-Verhandlungen gehen weiter.
Wien An den Wiener Schnitzel, die den Metaller-Kollektivvertragsverhandlern am Dienstagabend serviert wurden, lag es wohl nicht, dass manchem der Appetit vergangen ist. Nach vier Verhandlungsrunden konnten sich Arbeitgeber und Gewerkschaften immer noch nicht auf ein Ergebnis einigen. Und dabei geht es um einiges. Nämlich um die Lohn- und Gehaltserhöhung für rund 130.000 Beschäftigte in der metallverarbeitenden Industrie in Österreich – davon arbeiten 13.000 in Vorarlberg.
Gepolter gehört dabei jährlich zum Ritual beider Seiten. Der heurige Knackpunkt ist die Inflation, die traditionell neben dem Produktionszuwachs als Basis für das Feilschen herangezogen wird. Nun wollen aber die Arbeitgeber nicht die österreichische, sondern die europäische Inflationsrate als Grundlage heranziehen. Diese ist niedriger. Begründung? Die Metalltechnische Industrie verdiene schließlich acht von zehn Euro im Ausland. Die Gewerkschaften fühlen sich provoziert und beharren auf eine Lohn- und Gehaltserhöhung von vier Prozent.
Am Montag gehen die Verhandlungen in die fünfte Runde. Die Gewerkschaften haben sich jedenfalls schon in Stellung gebracht. Gestern starteten als erstes Zeichen des Protestes im ganzen Land Betriebsversammlungen. „Die Arbeitgebervertreter haben ihr verantwortungsloses Verhalten auf die Spitze getrieben. Jetzt werden wir ihnen mit Protestmaßnahmen zeigen, dass es so nicht geht“, sagt der Vorarlberger Gewerkschafter Norbert Loacker und wirft den Arbeitgebern „mangelnde Wertschätzung und zu geringer Respekt gegenüber den Beschäftigten“ vor. Zur Inflation sagt er: „Wir müssen unsere Lebensmittel und Mieten in Österreich bezahlen und haben eben kein Preisniveau wie in Italien oder Holland.“ Zudem seien bei den Verhandlungen alle Vorschläge der Arbeitnehmervertreter wie Verbesserungen bei der Vergütung von Dienstreisen, Nachtzulagen oder Erhöhung der Lehrlingsentschädigung abgelehnt worden. Insgesamt spricht Loacker von einer „Mega-Provokation“. „Dieses Niveau würde in der ersten Klasse Volksschule ‚durchgefallen‘ bedeuten.“ Und die Arbeitgeber? Laut deren Berechnungen würde das gesamte Paket der Gewerkschaften zu Kostensteigerungen von sechs Prozent führen. Bei solchen Forderungen sei es schwer, zu einem fairen, vernünftigen Abschluss zu kommen.
Wie geht es weiter? Sollte es auch am 6. November zu keiner Einigung kommen, wird die Gangart härter. Dann nämlich schließt Norbert Loacker auch Streiks als letztes Mittel nicht aus. Vn-reh