Nach 16-Stunden-Marathon folgt die Kampfansage

Metaller-KV-Verhandlungen erneut gescheitert. Nun drohen Streiks.
Wien, Hohenems Heuer ist es besonders zäh. Noch immer gibt es keine Einigung über einen Kollektivvertrag für die 130.000 österreichischen Beschäftigten der metalltechnischen Industrie (13.000 davon sind in Vorarlberg betroffen). Nach bereits vier Verhandlungsrunden, im Laufe derer die Sozialpartner knapp 40 Stunden verhandelten, wurde auch die fünfte Runde gestern früh nach einem 16-stündigen Verhandlungsmarathon ergebnislos abgebrochen. Was das Ganze besonders schwierig macht: Die Arbeitgeber bieten ein Lohn- und Gehaltsplus von 2,5 Prozent. Die Gewerkschaften bleiben bei ihrer Forderung von vier Prozent. Aber nicht nur am Geld sind die Verhandlungen bislang gescheitert. Die Arbeitszeitflexibilisierung bleibt ein weiterer Zankpunkt.
Gezankt wurde in der Vergangenheit zwar bisweilen immer. Ein gepflegtes Gepoltere gehörte fast schon zur Tagesordnung bei den Metaller-Verhandlungen. Aber zwischen Gulasch und Schnitzel einigte man sich am Ende doch zur allgemeinen Zufriedenheit. Der deutlich rauere Ton, der heuer herrscht, überrascht deshalb und wirkt doch auf viele Beobachter ungewohnt.
„Stimmung besonders gekippt“
„Diesmal ist es schon besonders gekippt“, resümiert Veit Schmid-Schmidsfelden, Mitglied des KV-Verhandlungsteams auf Arbeitgeberseite. Metaller-Fachverbandsobmann Christian Knill wird noch deutlicher: „Die Gewerkschaften haben die Sozialpartnerschaft schwer beschädigt.“ Jedenfalls werde man den Mitgliedsbetrieben nun vorschlagen, bereits ab November freiwillig auf Betriebsebene Lohnanpassungen durchzuführen. Schließlich wolle man ja faire Löhne bezahlen.
Naturgemäß anders sehen das die Gewerkschaften. Die Arbeitgeber seien trotz voller Auftragsbücher nicht zu einem fairen Lohnabschluss bereit gewesen. Der Vorarlberger Gewerkschafter Norbert Loacker, der in Wien dabei war, ist dementsprechend verärgert. „So mache ich das nicht mehr mit. Uns reicht es. Wir lassen uns nicht länger an der Nase herumführen. Wenn die Unternehmer es so wollen, dann müssen wir andere Seiten aufziehen.“ Was ihn auch ärgert: Die Arbeitgeber hätten neuerlich eine Erhöhung der Arbeitszeit gefordert. Das sei inakzeptabel.
Fakt ist, für die Gewerkschaften muss mindestens eine Drei vor dem Komma stehen. Nun gibt es ein Ultimatum bis Montagabend. Gibt es bis dahin keine Einigung zwischen Arbeitnehmer- und Arbeitgeberseite, will die Gewerkschaft Kampfmaßnahmen einläuten. Die Zeichen stehen also auf Streik.
Sozialpartnerschaft in Frage
Nun wird auch die Sozialpartnerschaft in Frage gestellt. Die Arbeitgeber sehen im Abbruch ein Zeichen dafür, dass diese zutiefst reformbedürftig sei. Ins selbe Horn bläst die Industriellenvereinigung. Für sie bedeuten die Streikdrohungen ein fehlendes Verantwortungsbewusstsein einzelner Proponenten. Für Hubert Hämmerle, Präsident der Arbeiterkammer Vorarlberg, wiederum verstärkt sich der Eindruck, dass vonseiten der Industrie im Moment alles daran gesetzt werde, die Sozialpartnerschaft in Misskredit zu bringen. Vom Angebot der Arbeitgeber hält er wenig. Viel mehr als bisher bliebe da nicht in der Geldtasche. Und SPÖ-Clubobmann Michael Ritsch zeigt Verständnis für die Kampfansage. Die Gewerkschaftsforderungen seien gerechtfertigt. Norbert Loacker jedenfalls fordert im VN-Gespräch „Respekt, Anstand und Augenhöhe“. Die ersten Verhandlungsrunden hätten da aber vielmehr an eine Zirkusvorstellung erinnert.
Bleibt also abzuwarten, wann die Vernunft an den Verhandlungstisch zurückkehrt. VN-reh