„Mein Geschäft ist mein Herzblut“

Hard „Ich habe den schönsten Beruf der Welt!“ Die Fröhlichkeit, die in Judith Lugers Stimme mitschwingt, und das Leuchten in ihren Augen lassen keine Zweifel daran offen. Schon ihre Großmutter, Agathe Luger, betrieb in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts einen großen Modesalon mit vier Schneiderinnen, und ihre Mutter, Rosa Luger, legte mit der Gründung des Textilhauses Rosa Luger 1957 den Grundstein für das heute erfolgreiche Modefachgeschäft in Hard. Sie war es auch, die die damals 18-Jährige auf die Modemesse in München mitnahm und weckte, was man gut und gerne Leidenschaft nennen kann. „Das ist jetzt rund 40 Jahre her“, sagt die Inhaberin und fügt staunend hinzu: „Ich bin heute noch so begeistert wie damals.“

Jeans waren revolutionär

Damals: Das war anfangs der 1970er-Jahre, die Zeit von von Levi‘s 505, die als Männerjeans auch an Frauen großartig aussah. „Ich war tief beeindruckt und von da an wusste ich, dass die Mode meine Zukunft ist“, erzählt Luger. Wieder zurück in Hard, fiel die Entscheidung, den Laden in der Ankergasse 5 zu vergrößern und das Sortiment auszuweiten. Natürlich mit einer eigenen Abteilung für Blue Jeans, wie sie damals genannt wurden, und gemeinsam mit Schwester Margit, die nur zwei Jahre jünger ist. „Wir waren damals irgendwie revolutionär!“ Luger lehnt sich lachend zurück, erinnert daran, dass sie zu den Ersten in Vorarlberg zählte, die die Marken Hugo Boss und Armani verkaufte, und blickt stolz auf das Regal, auf dem sich auch heute noch jede Menge Jeans stapeln. „800 Exemplare haben wir da“, verrät sie.

Viele Stammkunden

Doch das ist nicht alles, was sich in den 60 Jahren seit der Gründung verändert hat. Auf 240 Quadratmetern Fläche verkauft Judith Luger neben internationalen Fashion-Labels und bewährten Kult-Labels auch besondere Styles aus kleinen italienischen Manufakturen, wie Stone Island oder Herno. Genau das ist es auch, was die Kunden schätzen. „Wir kreieren daraus einen ganz individuellen Look für Jung und Alt, für Männer und Kinder“, erklärt die Inhaberin, was hinter ihrem Erfolgsgeheimnis steckt. Außerdem sind auch die Kunden inzwischen mit Luger Mode mitgewachsen. Wer in den 70er-Jahren von Judith und Margit die erste Blue Jeans erwarb, schaut heute noch mit seinen Enkelkindern vorbei. Andere, die etwa nach dem Studium in Wien oder woanders geblieben sind, kaufen während ihres Heimaturlaubs hier in Hard ein. Immer mit der Bemerkung: „Was ich bei euch bekomme, gibt es nirgendwo anders.“ Gemeint ist dabei nicht nur die Mode selbst, sondern auch die Atmosphäre, die fünf Angestellten, die durch ihre langjährige Treue schon zu einer Art Lebensmodeberaterinnen wurden, und das Gefühl, hier im Geschäft etwas ganz Besonderes zu sein. „Wir haben hier in unserer Lage keine Laufkundschaft“, betont Judith Luger. Vom ganzen Land, selbst aus dem Montafon, aber auch aus der Schweiz nehmen die Kunden weite Wege auf sich. Was sie dafür bekommen, ist neben dem Gespür für Zeitgeist auch das Herzblut, das im von den Architekten Dietrich Untertrifaller gestalteten Geschäft steckt. CRO