Rosen für die Wälderbahn

Studie bescheinigt Projekt Nutzen und 270.000 Pendler pro Jahr weniger auf der Straße.
Lustenau Wie definiert man ein Leuchtturmprojekt? Für die einen ist es ein spektakulärer Bau, für die anderen ein großer politischer Wurf. Jedenfalls fällt der Begriff immer dann, wenn es um Projekte geht, die auf ihre Art herausragend und wegweisend sind und eine gewisse Strahlkraft nach außen haben. Was die meisten dieser Leuchttürme ebenfalls gemeinsam haben, ist die Tatsache, dass man bis zur Umsetzung eine ordentliche Position Geduld mitbringen muss.
Das Leuchtturmprojekt der Industriellenvereinigung Vorarlberg heißt Wälderbahn. Eine Kombination aus schwebender Seilbahn und Stadthochbahn, die den Bregenzerwald mit Dornbirn verbinden soll. Die Pläne dafür wurden 2016 vorgestellt und mit Seilbahnhersteller Doppelmayr auch deren technische Umsetzbarkeit dokumentiert. Nun gibt es eine neue Studie, die die Wirtschaftlichkeit und den Verkehr in den Fokus stellt.
Autor Samuel Greber hat sich eineinhalb Jahre mit dem Projekt beschäftigt. Zunächst wurden die Verkehrssituation sowie das Pendlerverhalten analysiert, anschließend zusammen mit dem Landbus und der Regio Bregenzerwald ein Bus-System entwickelt, das die Wälderbahn mit einbindet. Das hätte die Folge, so Greber, dass die betroffenen Gemeinden im Bregenzerwald um rund 270.000 Pendler pro Jahr entlastet würden. Zudem brächte das neue Konzept eine Verbesserung des Busfahrplanangebots, aber insgesamt eine Reduzierung der Busflotte und somit keine zusätzlichen öffentlichen Kosten.
Neben der Verkehrsentlastung kommt Greber zum Schluss, dass die Wälderbahn mit einer touristischen Zusatznutzung wirtschaftlich betrieben werden könnte – auch ohne Subventionen seitens der öffentlichen Hand. „Rechnet man die touristische Nutzung hinein, könnte die Wälderbahn die Kosten aus eigener Kraft stemmen“, so der Studienautor.
Um dies zu untermauern, wurde zusätzlich ein Gutachten in Auftrag gegeben. Universitätsprofessor Sebastian Kummer (WU Wien) hat darin alle Annahmen der Studie kritisch hinterfragt. „Die Wälderbahn hätte einen deutlich positiven Nutzen. Dabei wurden die Annahmen eher konservativ getroffen. Zusätzliches Potenzial sehen wir bei den prognostizierten Fahrgastzahlen“, sagt Kummer und sieht auch die Berechnungen zu den Kosten sowie zur Neuausrichtung des öffentlichen Personen- und Nahverkehrs nachvollziehbar.
Hohe Wertschöpfung
Insgesamt hätte die Wälderbahn laut Gutachten drei Profiteure. „Die Gemeinden würden hinsichtlich Attraktivität profitieren, genauso wie die Bevölkerung und die Wirtschaft“, sieht der Professor positive Beschäftigungs- und Wirtschaftsimpulse. Dass die Seilbahn auch Güter transportieren kann, sei ein zusätzlicher Benefit. Aufgrund dieser Wertschöpfung spreche sehr viel für eine Bezuschussung durch die öffentliche Hand. „Sie sollte in das Projekt investieren. Besser heute als morgen. Ich habe selten bei einem Projekt so ein tolles Kosten-Nutzen-Verhältnis gesehen“, streut Kummer der Wälderbahn Rosen und sähe auch eine Abzweigung der Bahn zum Messepark aus verkehrstechnischer Sicht sinnvoll.
Die Industriellenvereinigung sieht sich bestätigt. Das Projekt sei nicht nur eine große Chance für den Standort, ihm sei nun auch die Chance zur Realisierung attestiert, sagt IV-Präsident Martin Ohneberg. „Das Land arbeitet gerade an einer neuen Verkehrsstrategie. Sie haben versprochen, die Wälderbahn in ihre Überlegungen miteinzubeziehen.“ Parallel dazu werde eine Projektgruppe initiiert, in der Entscheidungsträger wie Grundeigentümer oder Unternehmer sitzen sollen.
Wer sich jetzt fragt, was das Projekt Wälderbahn eigentlich kosten würde, dem können noch keine detaillierten Zahlen genannt werden. Die Industriellenvereinigung spricht von einem „niedrigen dreistelligen Millionenbetrag“. VN-reh
