Der Moloch namens Bürokratie

Hypo Vorarlberg hat gutes Jahr hinter sich, kämpft aber mit Regulatorien. Das könnte nun zu ersten Konsequenzen führen.
Bregenz Sie heißen Basel III, MiFID II, PSD II oder DSGVO: Vorschriften, die Banken einhalten müssen und die für mehr Kontrolle sorgen sollen. Sie sind eine Lehre, die man aus der Finanzkrise zog. Bei manchem kam allerdings eine Pflichtübererfüllung zum Tragen. Auch unter dem Aspekt betrachtet, dass Großbanken und regionale Institute in den gleichen Topf geworfen wurden. Was Regulatorik für eine Regionalbank wie die Hypo Vorarlberg bedeutet, erklärt Vorstandschef Michel Haller so: Von den 70 Mitarbeitern, die in den vergangenen zehn Jahren eingestellt wurden, arbeiten zwei Drittel im Backoffice-Bereich. Allein MiFID II, eine Regelung die zum Ziel hat, Wertpapiergeschäfte sicherer zu machen, sei ein „Bürokratie-Moloch mit 10.000 Seiten.“
Entmündigung des Kunden
Diese Vorgaben, so Haller, bedeuten nicht nur einen enormen Verwaltungsaufwand für die Bank, sondern für den Kunden ein Mehr an Formularen sowie wesentliche Einschränkungen, was er kaufen darf und was nicht. Dabei würden weniger und klarere Regeln genügen, um den Bankensektor sicherer zu machen. „Die Regulatorik ist wie ein wuchernder Krebs“, vergleicht Haller. Insgesamt sei sie nicht mehr gesund und schieße über das Ziel hinaus. Eine Entmündigung des Kunden sei das, so Haller. Das wird wahrscheinlich zu ersten Konsequenzen führen. Vorstand Johannes Hefel geht davon aus, dass aufgrund der regulatorischen Auflagen und den damit verbundenen Kosten bis Ende des Jahres, spätestens bis Anfang 2019, bestimmte Kundengruppen keine Wertpapierberatung mehr bekommen könnten. Das betreffe Anlagevolumina von bis zu 50.000 Euro.
Die Regulatorik-Flut beschert Banken nicht nur Mehraufwand, sondern drückt auch auf die Profitabilität. Verbunden mit der Negativzinsphase sind die Hypo-Vorstände Michel Haller, Johannes Hefel und Wilfried Amann deshalb umso froher, für 2017 von einem wirtschaftlich erfolgreichen Jahr mit einem sehr guten Gesamtergebnis zu sprechen. Am Ende stand eine Bilanzsumme von 13,18 Milliarden Euro (-1,1 Prozent) und ein Ergebnis vor Steuern von 95,8 Millionen Euro. Dass dieses um knapp 19 Prozent niedriger als im Vorjahr ausfiel, liegt in der „Nichtvergleichbarkeit“, wie Haller erklärt. Denn 2016 beinhaltete Einmal- und Sondereffekte u. a. aus der Heta-Lösung sowie dem Rückkauf von Hypo-Papieren. Deshalb seien die Zahlen nicht 1:1 vergleichbar.
Mehr Firmenkredite
Der Zinsertrag war leicht rückläufig, Das Kreditvolumen stieg indes um 3,1 Prozent auf 9,33 Milliarden Euro. Vor allem Unternehmen hätten mehr investiert. Hier gab es einen Nettozuwachs um 350 Millionen Euro. Eine Tendenz, die 2018 anhalten werde, so Wilfried Amann. Im Privatkundenbereich wurden 1400 neue Wohnungen und Häuser mit einer Gesamtsumme von 200 Millionen Euro finanziert. Damit ging das Kreditvolumen um zwei Prozent zurück. Nach Wohnungseigentum gebe es trotz hoher Preise nach wie vor eine starke Nachfrage. Was mit den Zinsen in Zukunft passiert, kann auch die Hypo nicht vorhersagen. Johannes Hefel geht aber davon aus, „dass wir in 24 Monaten schrittweise eine leichte Steigerung sehen.“
„Eine grausame Macht, die immer wieder neue Opfer fordert und alles zu verschlingen droht“, so definiert übrigens der Duden den Moloch. VN-reh

Bilanz 2017
Bilanzsumme 13,18 Milliarden Euro (-1,1 %)
Forderungen an Kunden (Kredite) 9,33 Milliarden Euro (+3,1 %)
Einlagen 5,18 Milliarden Euro (-2 %)
Zinsüberschuss 169,32 Millionen Euro (-21,4 %)
Verwaltungsaufwand 99,95 Millionen Euro (+2,9 %)
Ergebnis vor Steuern 95,75 Millionen Euro (-18,6 %)
Kernkapitalquote 14,82 %
Mitarbeiter 737 (+1,7 %)