Neugier seit 1818

Bürs Es war das Jahr 1818, als Christian Getzner, Franz Xaver Mutter und Andreas Gassner die Firma „Getzner, Mutter & Cie.“ gründen. 200 Jahre später gibt es neben der Mutter auch zwei Töchter, die sich erfolgreich etabliert haben: Getzner Textil und Getzner Werkstoffe. Und beide haben im Jubiläumsjahr ein besonders Geschenk dabei. Jeweils das beste Ergebnis ihrer Firmengeschichte.

Getzner Textil wurde 1980 ausgegliedert und hat äußerst turbulente Zeiten hinter sich. Nicht nur mit der Textilkrise in den 90er-Jahren. Dass es das Unternehmen heute in so erfolgreicher Form gibt, liegt für Vorstandsvorsitzenden Josef Lampert vor allem in der hohen Investitionsbereitschaft der Gesellschafter. „Sie haben viel Geld in die Hand genommen und dafür auch Opfer gebracht, beispielsweise mit dem Verkauf ihrer Fohrenburg-Anteile.“ Seit 2012 wurden 280 Millionen Euro allein an Sachinvestitionen getätigt. Ein weiterer Grund war auch der Fokus auf Afrika-Bekleidungsdamaste, heute der größte Geschäftsbereich im Textilunternehmen. 32 Millionen Meter werden im Jahr produziert. Zweiter großer Bereich sind die technischen Textilien, die in Sitzbezügen, Sportbekleidung, deutschen Reisepässen oder Heißluftballonen zu finden sind. Um hier schneller zu wachsen, wurden in den vergangenen Jahren mehrere Firmen zugekauft. Die Getzner-Hemdstoffe, das mittlerweile kleinste Segment, tragen Mercedes-Verkäufer wie Migros-Mitarbeiter. Dass sich das alles letztlich gelohnt hat, zeigt ein Blick auf die Zahlen. 2017 erzielte Getzner Textil einen Rekordumsatz von 306,5 Millionen Euro. Heuer sollen es 364,5 Millionen werden, sagt Lampert, der mit Ende April in den Ruhestand tritt. Dann übernehmen Roland Comploj (CEO) und Martin Frick (CFO) das Ruder.

Die zweite Tochter, Getzner Werkstoffe, fing 1969 eigentlich mit Kunstleder-Erzeugung an, ist heute weltweit führender Spezialist für Schwingungs- und Erschütterungsschutz. Gebäude und Züge auf der ganzen Welt werden gedämpft oder gegen Schwingungen geschützt. Fährt unter einem Hochhaus beispielsweise eine U-Bahn durch, spüren das die Bewohner gar nicht erst. 2017 war auch für Getzner Werkstoffe das beste Jahr der Firmengeschichte. 95,2 Millionen Euro (+ 18,4 Prozent) wurden umgesetzt. Das mit dem Umsatzwachstum soll jedenfalls so weitergehen, sagt Geschäftsführer Jürgen Rainalter. Wichtiges Signal: Bis 2020 wird der Standort in Bürs erweitert. Dazu kommen ein vollautomatisches Hochregallager, neue Produktionsanlagen und mehr Platz für die Adminstration.

Familie als Gesellschafter

„Tradition und Neugier“, so umreißt Georg Comploj, Geschäftsführer der Getzner, Mutter & Cie., den Erfolg des Familienunternehmens. Die Holding steuert heute die Tochterunternehmen, verwaltet die Liegenschaften und betreut die Gesellschafter, immerhin 63 Personen, allesamt Nachkommen der drei Gründer. VN-reh