Immer weniger Lehrbetriebe

Markt / 13.05.2018 • 19:15 Uhr
Die beste duale Ausbildung wird in Betrieben (Bild: Intemann) angeboten, deshalb soll man diese auch unterstützen, sagt Egon Blum. VN/Steurer
Die beste duale Ausbildung wird in Betrieben (Bild: Intemann) angeboten, deshalb soll man diese auch unterstützen, sagt Egon Blum. VN/Steurer

Lehrlingsexperte Egon Blum fordert Umdenken bei der dualen Ausbildung.

Höchst, Wien Das Arbeitsmarktservice will künftig bei den Überbetrieblichen Ausbildungszentren (ÜAZ) sparen. Die Ausbildungsbeihilfe für Jugendliche über 18 Jahre, die eine überbetriebliche Ausbildungseinrichtung besuchen, wird ab 1. September 2018 in den ersten zwei Lehrjahren von 753 auf 325,80 Euro monatlich empfindlich gekürzt, so AMS-Sprecherin Beate Sprenger. Das AMS argumentiert, es soll durch die Ausbildungsbeihilfe nicht passieren, dass Lehrlinge in Betrieben weniger verdienen als Lehrlinge in Lehrwerkstätten. Dass es die Ausbildungszentren braucht, steht für den Vorarlberger Lehrlingspapst Egon Blum außer Frage: „Statt an Kürzungen zu denken, müssen sich unsere Landesregierung und die Sozialpartner dafür einsetzen, dass der Stellenwert und die Ausbildungsqualität unserer ÜAZ noch weiter optimiert werden. Es gibt noch viele Jugendliche, denen eine Ausbildung an ÜAZ angeboten werden müsste.“  Allerdings ortet Blum in seiner aktuellen Analyse zur Situation der dualen Ausbildung, dass der Weg, immer mehr Jugendliche in ÜAZ auszubilden, falsch sei. Und er unternimmt einen neuen Anlauf für den nach ihm benannten Blum-Bonus, um Firmen für die Lehre zurückzugewinnen.

Immer weniger Lehrbetriebe

Österreichweit ist die Zahl betrieblicher Lehrstellen zwischen 2008 und 2017 um fast 31.000 zurückgegangen, in Vorarlberg um knapp über 1000. Die Zahl der Ausbildungsbetriebe schrumpfte um 11.814 Betriebe in Österreich, in Vorarlberg um 561 Betriebe von 2435 auf 1874. Zugenommen hat im gleichen Zeitraum die Ausbildung in ÜAZ von 3647 im Jahr 2008 auf 9101 im Jahr 2017 österreichweit. Wobei die Bundesländer beim Einsatz der Ausbildungszentren höchst unterschiedlich agieren. In Vorarlberg nahm die Zahl der ÜAZ-Lehrlinge von 119 (2008) um 2,7 Prozent auf 188 im Jahr 2017 zu. Aber z. B. in Wien wurden 2017 31,6 Prozent der Auszubildenden in ÜAZ geschult, im Burgenland sind es 25,4 Prozent.

Fehlentwicklung korrigieren

„Wenn der Einsatz der ÜAZ in einigen Bundesländern aus dem sprichwörtlichen Ruder gelaufen ist, gilt es, das zu korrigieren. In jenen Bundesländern, wo ÜAZ als Mitbewerber gegenüber den Unternehmen um lernleistungsstarke Jugendliche werben dürfen, ist das schnellstens abzustellen“, weil es auch nicht dem Sinn der Lehre, die neben der schulischen eben eine betriebliche Ausbildung vorsieht, entspreche.

Unterstützungsbonus

Blum rechnet vor: „Ein ÜAZ-Lehrling kostet das AMS derzeit 16.000 Euro pro Jahr. Also 48.000 Euro für eine dreijährige Lehrzeit“. „Statt die ÜAZ in verschiedenen Bundesländern so stark expandieren zu lassen, hat man es seit Jahren verabsäumt, den Klein- und Mittelbetrieben einen Unterstützungsbonus in einer Größenordnung zu geben, mit dem sie in der Lage gewesen wären, auch lernschwächere Jugendliche in eine betriebliche Lehrausbildung aufzunehmen.“ Er will die Förderungen umleiten. Chancengleichheit zwischen ÜAZ und Betrieben will er auch bei der Ausbildungsqualität herstellen. „In den ÜAZ bemüht man sich um eine gute Ausbildung. Dennoch und besonders hier fehlt, wie im gesamten dualen Bereich, eine  Qualitätssicherung in Form einer verpflichtenden Zwischenprüfung in der Mitte der Lehrzeit.“ 

Die von Blum analysierte Entwicklung sieht Vorarlberg weiterhin an der Spitze bei der Lehrausbildung. 51,1 Prozent der 15-Jährigen – das sind 2140 Mädchen und Burschen – entschieden sich 2017 für eine duale Ausbildung. Österreichweit taten das nur noch 36,5 Prozent der Jugendlichen. Im Burgenland wählten überhaupt nur 23,9 Prozent der Pflichtschulabgänger (629) den Weg in die Lehre.

„Man verabsäumt es seit Jahren, Betriebe bei der Ausbildung finanziell zu unterstützen.“

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