“Auf Dauer siegt die Qualität”

Gestern bestellt, heute montiert: Die Montage punktet mit Flexibilität.
Für Hilti-Thüringen-Werksleiter Thomas Breuer ist die lange Haltbarkeit der Geräte ein Segen.
Thüringen Thomas Breuer ist Werksleiter von Hilti in Thüringen. Im Interview spricht er über die Geräte „made in Vorarlberg“, die Situation in einem umkämpften Markt und wie groß der Entscheidungsspielraum ist, den man in einem Konzern hat.
Hilti Thüringen wurde im vergangenen Jahr von der Beratungsfirma A.T. Kearney zur „Fabrik des Jahres“ gekürt. Dank welcher Maßnahmen bekommt man eine solche Auszeichnung verliehen?
Breuer Beeindruckt hat sie bei uns vor allem die Flexibilität in der Montage. Die Bestellungen für die Geräte, die wir heute montieren, haben wir gestern erst bekommen. Auch unsere Lehrlingswerkstatt wurde honoriert. Wir passen sie immer wieder den modernen Bedürfnissen an, wie aktuell der Digitalisierung, und legen Wert darauf, ein breiteres Wissen zu vermitteln. Und letztlich war es die Produktqualität. Wir haben im vergangenen Jahr 500.000 Geräte ausgeliefert. Davon hatten nur drei einen Fehler, der aber nicht einmal beim Kunden aufgefallen ist, sondern bereits hier bei uns. Das ist Weltklasseniveau.
Welche Hilti-Maschinen sind „made in Vorarlberg“?
Breuer Hier werden die komplexeren Geräte, zum Beispiel die voluminösen Bohr- und Meißelhämmer oder die Diamantsägen, produziert.
Die Produktion der Diamanttechnik wanderte im Jahr 2015 nach Vorarlberg. War das ein Grund für das doch sehr beachtliche Wachstum bei den Arbeitsplätzen?
Breuer Die massive Entwicklung gab es 2009, als die Montage von Mauren nach Thüringen verlagert wurde. Damit ist das Werk um 150 Mitarbeiter gewachsen. Die letzte Verlagerung betraf hingegen nur rund 15 Mitarbeiter.
Ist das Werk ein reiner Produktionsstandort oder wird in Thüringen auch Entwicklung betrieben?
Breuer Konstruieren im Sinne von Geräte entwickeln tun wir hier nicht. Wir arbeiten aber sehr eng mit der Entwicklung zusammen, um die Idee des Entwicklers in Serie produzierbar zu machen. Von unseren 500 Mitarbeitern sind 150 gar nicht direkt in der Produktion tätig, sondern fungieren unter anderem in der Beratung der Entwickler.
Das Werk in Thüringen wurde 1970 als erste Auslandsniederlassung des Liechtensteiner Baumaschinenkonzerns gegründet. Was gab den Ausschlag für die Standortwahl?
Breuer Man hat damals erkannt, dass Liechtenstein für eine Expansion etwas klein wird und wollte gleichzeitig nicht so weit weg. Man hat mehrere Standorte in Augenschein genommen. Unter anderem hatte sich Thüringen darum beworben, denn hier ergab sich die Möglichkeit, den Standort eines ehemaligen Textilunternehmens zu übernehmen.
Was macht Hilti in einem sehr umkämpften Markt so erfolgreich?
Breuer Neben der Leistung und der Bedienerfreundlichkeit punkten wir in industrialisierten Märkten vor allem auch mit sicherheits- und gesundheitsfördernden Features wie Vibrationsreduktion oder Staubabsaugung. Wenn ich auf der Baustelle den ganzen Tag mit Hilti-Geräten arbeite und mir tut am Abend nichts weh, dann ist das eine Wertschätzung gegenüber den Mitarbeitern. Damit können wir uns etablieren. In den Schwellenländern ist es eher die Haltbarkeit der Geräte. Insgesamt sind auch die Serviceleistungen wie Flottenmanagement oder Betriebsmittelverwaltung ein wichtiger Punkt.
Hilti-Geräte kann man nur über den Direktvertrieb kaufen. Wurde nie überlegt, in Baumärkte zu gehen?
Breuer Was wir nicht machen, ist, unsere Produkte über Händlerketten anzubieten. Der Grund dafür ist, dass wir Geräte für Profianwender entwickeln. Zugegebenermaßen braucht der private Handwerker auch gar nicht alles, was wir einbauen.
Ist die lange Haltbarkeit Ihrer Geräte mehr Fluch oder Segen?
Breuer Die Haltbarkeit ist mit Sicherheit ein Segen, weil die Geräte auch von Kunden gekauft werden, die die Lebensdauer nicht voll ausreizen. Es gibt also immer noch genügend Bedarf dafür, ein neues Modell, das etwas mehr kann, gegen ein älteres Modell zu ersetzen. Und auf Dauer siegt einfach die Qualität.
Hilti Thüringen ist einer der größten Lehrlingsausbilder im Land. Können Sie damit Ihren Fachkräftebedarf decken?
Breuer Können wir. Wir bilden rund 80 Lehrlinge aus. Jedes Jahr werden 20 Lehrlinge fertig, die wir in der aktuellen Situation alle gerne übernehmen. Wenn wir Lehrlinge nach der Lehre verlieren, dann nur, weil sie sich weiterbilden wollen. Fünf Jahre nach der Lehre sind noch 50 Prozent bei uns. Sie können bei uns auch innerhalb des Konzerns wechseln, denn wir haben auf der ganzen Welt Werke oder Reparaturcenter. Wir fördern es sehr, wenn jemand nach der Lehre ins Ausland gehen will.
Das Werk ist Teil eines großen Konzerns. Wie groß ist Ihr Entscheidungsspielraum?
Breuer Ich kann nichts Negatives darüber sagen, Teil dieses Konzerns zu sein. Innerhalb des Konzerns begegnen uns viele positive Aspekte. Wir können Mitarbeitern dank der Internationalität ein größeres Spielfeld bieten. Genauso unterstützt uns der Konzern mit Funktionen, die sich ein anderes mittelständisches Unternehmen in unserer Größenordnung nicht leisten könnte. Wir haben zum Beispiel keine Rechtsabteilung und keinen strategischen Einkauf. Beides macht der Konzern für uns. Wir fühlen uns nicht eingeschränkt. Alles, was man hier vor Ort regeln kann, ist in der Hilti-Führungskultur so verankert, dass man diese Verantwortung bekommt. Obrigkeitshörigkeit ist nicht gewünscht, sondern vielmehr unternehmerisches Handeln. Wir haben also den Vorteil der Handlungsfreiheit und bekommen Unterstützung, wo es hilfreich ist.
„Obrigkeitshörigkeit ist nicht gewünscht, sondern vielmehr unternehmerisches Handeln.“

Kennzahlen
Gegründet 1941,
Gründung Hilti Thüringen 1970
Geschäftsführer Christoph Loos
Werksleiter Thomas Breuer
Mitarbeiter weltweit 27.000, Werk Thüringen 480
Umsatz 2017 weltweit 5,1 Mrd. Euro
Eigentümer Martin Hilti Family Trust
Produktion Thüringen Diamantbohr- und -sägesysteme
Privat
Geboren 2. August 1973
Ausbildung Maschinenbaustudium, weiterführende Studien am Fraunhofer-Institut
Laufbahn Fraunhofer-Institut – Firmenberatung Innovation, nach der Promotion seit 2006 bei Hilti (Headquarter im Einkauf), Werksleiter Hilti Thüringen
Familie verheiratet, drei Töchter
Der gebürtige Deutsche Thomas
Breuer lebt in Dornbirn, seit er sich für einen Arbeitsplatz in der Region (zuerst Schaan, nun Thüringen) entschieden hat. An der Stadt gefällt ihm, dass man vor der Haustür so viel machen kann. Er ist passionierter Sportler, wie er im Gespräch mit den VN offenbart. In seiner Freizeit macht er „so viel Sport wie möglich“. Natürlich hat er eine Familie, die das mitmacht. Wenn nicht, so der studierte Maschinenbauer, sportelt er allein. „Hier gibt es so viele Möglichkeiten. Pflichtprogramm ist Skifahren im Winter.“ Im Sommer hat Breuer gleich mehrere Möglichkeiten, sich zu bewegen: „Wandern und Laufen oder auch Radfahren. Da gibt es immer eine Sportart, die passt.“