Gute Ideen von smarten Umsetzern

Wieso Start-ups besser loslegen sollten, anstatt lange zu planen.
Dornbirn Das Lustenauer „Crazywin“-Team verknüpft Fotowettbewerbe mit Gewinnspielen und sucht einen strategischen Partner. „Multivative“ von Elias Vögel und Laurenz Fussenegger (19) will den Prototypenbau revolutionieren. Die Maschine der beiden Vorarlberger kombiniert verschiedene Bearbeitungsprozesse wie fräsen, 3D-drucken oder messen. Der Wechsel zwischen den Modulen erfolgt dabei vollautomatisch.
Ihre Geschäftsideen präsentierten die beiden Vorarlberger Start-up-Unternehmen vor einer hochkarätigen Expertenjury im Designforum. Sie konnten danach miterleben, wie man es von einer Idee zum Unternehmen mit hoher Millionenbewertung schafft, denn Georg Hauer (30), General Manager Austria der digitalen Bank N26, schilderte bei der von Brutkasten und Startupland organisierten Veranstaltung den Erfolgsweg des Fintech-Unternehmens. Vor fünf Jahren hieß N26 noch Papayer und ging mit einer Taschengeld-App auf den Markt. Schnell merkte man, dass der Bedarf an der einfachen Lösung nicht nur bei Kindern, sondern auch Jugendlichen und Erwachsenen da ist. Heute hat N26 eine Vollbanklizenz und 850.000 Kunden in Europa. Es gibt keine einzige Filiale, für alle Funktionen reicht das Smartphone. Genauso gut kommt die „Bank 2.0“ bei Investoren an. In der letzten Finanzierungsrunde konnte N26 160 Millionen Dollar einsammeln. An Bord sind nun Bigplayer wie die Allianz oder Chinas Internetriese Tencent.
Unglaubliches Potenzial
In Vorarlberg stellt Georg Hauer übrigens ein „exzellentes Umfeld“ für Start-ups fest. Bauunternehmer Hubert Rhomberg (50) ortet ein „unglaubliches Effizienzpotenzial“ in Vorarlberg, das durch digitale Möglichkeiten behoben werden könnte. Sein Tipp für Start-ups: Hinschauen, wo mehrere große Unternehmen dieselben „Pain Points“, also Schmerzpunkte, haben und dafür Lösungen entwickeln. Wo liegt das Effizienzprotenzial im Bauwesen? „Es ist heute normal, dass eine Firma Paletten mit Ziegeln auf die Baustelle liefert und am Monatsende die Gesamtrechnung schickt, die dann bezahlt wird, anstatt dass jede Palette einen RFID-Code hat und direkt per Kryptowährung bezahlt wird.“
Von Start-ups lernen
Russmedia wird in den kommenden Jahren 100 Millionen Euro in Beteiligungen investieren. Für Georg Burtscher (37), Geschäftsführer von Russmedia Digital, geht es bei jedem Investment aber nicht nur um Geldanlage, sondern auch um Know-how. „Wir können von Start-ups extrem viel lernen. Früher hat man oft den Fehler gemacht, dass man Gründer zu schnell aus den Unternehmen rausgelassen hat. Wir wollen, dass sie so lange wie möglich drinbleiben.“
Ob Vorarlberg für Investoren interessant ist? Für Lisa-Marie Fassl (27), Austrian Angel Investors Association, ist Geografie kein Hindernis. „Es geht darum, ob es hier spannende Start-ups gibt. Da ist es egal, wo sie ihren Sitz haben.“
Was für Georg Hauer ein gutes Start-up ausmacht? „Das Wichtigste sind gute Ideen von smarten Leuten, die Dinge umsetzen wollen.“ An guten Ideen mangle es nicht, sondern vielmehr an guten Umsetzern. Daher seien Communities wichtig, in denen man lernen und sich inspirieren lassen kann. Sein Tipp: Loslegen und nicht lange planen. „Jedesmal, wenn man gegen die Wand läuft, hat man wieder einen Weg gefunden, wie es nicht funktioniert.“ VN-reh