“Energie ist mein großes Thema im Leben”

Der Wagner-Firmensitz in Nüziders ist ein Holzhybridgebäude.
Für Martin Wagner ist das nicht nur persönlich bedeutend. Er lebt es auch täglich im Beruf.
Nüziders Martin Wagner ist ein Energieeffizienz-Fan. Beruflich verwirklicht er das im eigenen Unternehmen, der Wagner GmbH. Ein reiner Installateurbetrieb ist das Nüziger Unternehmen aber schon lange nicht mehr. Vielmehr steht man auf vielen Beinen.
1957 wurde Wagner noch als klassisches Installationsunternehmen gegründet. Später kam die Verarbeitung von Edelstahlrohren und die Kühlung von Kraftwerken hinzu. Weshalb gibt es so viele Standbeine?
Wagner Gestartet hat alles damit, dass mein Vater ein sehr technisch orientierter, innovativer Mensch war, der viele Dinge ausprobiert hat. Mit den Edelstahlrohren hat er eher zufällig angefangen. Er hat gesagt, für die Rohrleitungen im Krankenhaus Bludenz brauchen wir keine Wiener Firma. Das können wir selber. In den Folgejahren hat er die Liebe zur Wasserversorgung entdeckt. Es gibt wahrscheinlich kaum jemanden, der so viele Güterwege kannte wie er. Denn er war auf fast jeder Alpe und bei jeder Quellfassung. Als ich eingestiegen bin, kamen die Kläranlagen dazu und das Thema Edelstahl ging weiter in Richtung Lebensmittelbetriebe.
Wie kam es zu den Kraftwerksaufträgen?
Wagner Das war auch eher ein Zufall. Wir hatten einen großen Auftrag bei Kops II. Im Zuge dessen habe ich gemerkt, dass die Kraftwerksbranche zwar hochkompetent ist, nur nicht im Bereich Kühlen. Wir haben dann selbst verschiedene Kühlvarianten auf den Markt gebracht und haben uns so zum Partner entwickelt. Hier kommen unsere Kompetenz in der Edelstahlverarbeitung und meine persönliche Liebe zur Energie zusammen. Da sind wir wie ein Architekt. Denn jede Anlage ist anders. Zudem haben wir noch die Hotellerie als Standbein. Hier haben wir speziell in Lech/Zürs einen sehr hohen Marktanteil. Und natürlich betreuen wir die Privatkunden.
Kann man dennoch der Installateur von nebenan sein?
Wagner Es ist ein Thema, das uns beschäftigt. Der Spagat ist nie ganz einfach und es funktioniert nur bis zu einem gewissen Grad. Aber auf verschiedenen Füßen steht man generell schon gut. Denn wenn eine Branche hinkt, tut uns das nicht so weh.
Eine Spezialisierung war nie eine Überlegung?
Wagner Wir arbeiten daran und misten auch immer wieder mal aus. Den großen Schritt trauen wir uns aber noch nicht. Dafür macht doch jeder Bereich noch zu viel aus. Sie sind somit für uns alle bedeutend. Wobei wir Blickrichtungen haben, die wir ganz konkret verfolgen. So zum Beispiel das Energiethema.
Ein dankbares Thema, denn Energie sparen will schließlich jeder.
Wagner Ja, so ist es. Es ist aber auch für mich persönlich bedeutend. Ich habe es schon ganz früh zu meinem großen Thema im Leben gemacht. Ich bin viel gereist und habe dort das Tempo der Welt gespürt. Zum Beispiel wenn man damals in Asien innerhalb von fünf Jahren zweimal in derselben Stadt war. Allein aufgrund der Tatsache, dass Bangkok von der Fahrradstadt zur Autostadt wurde, kann man sich ausrechnen, was da mit dem Energieverbrauch passiert. Somit ist es eigentlich ein privates Thema, das ich aber zum Glück auch beruflich ausleben kann.
Ist das Thema Energie Ihrer Meinung nach in der Gesellschaft angekommen?
Wagner Die Bevölkerung beginnt das zu realisieren. Es gibt aber immer noch Zweifler. Das geht bis hin zur Politik. Um irgendwann wirklich Co2-neutral zu sein, müsste man ein ganz anderes Tempo anschlagen. Auf Betriebsebene bekommt man mit Energiesparprojekten keine Rentabilität von drei Jahren her, was viele gerne hätten. Ein vernünftiges Projekt rechnet sich erst in sieben bis zehn Jahren. Manche auch erst in zwölf bis 15 Jahren. Dadurch passiert hier insgesamt viel zu wenig.
Welche Projekte stehen bei Ihnen demnächst an?
Wagner Wir setzen stark auf Vorfertigung von Rohrleitungen oder Modulen. Das ist unserer Ansicht nach die Zukunft. Wir bauen deshalb eine eigene Halle für den Modulzusammenbau. Aufträge zu bekommen ist generell nicht das Problem, sondern vielmehr die Fachkräfte dafür zu finden.
Wie wirkt sich das auf die Exporttätigkeit aus?
Wagner Im Modulbereich geht es einfach zu expandieren. Hier erwarten wir uns künftig sehr viel. Aber im Bereich, wo man montieren muss, beschränken wir uns momentan auf die Schweiz und die Kraftwerke.
Gibt es eigentlich einen klassischen Mitbewerber, wenn man auf so vielen Beinen steht?
Wagner Installateure gibt es sehr, sehr viele in Vorarlberg, von klein bis ganz groß. Im Energiebereich gibt es erheblich weniger Konkurrenten, die das in dieser Dimension und Komplexität umsetzen. Im Edelstahlbereich sind wir von Bregenz nach Innsbruck sicher führend.
Ihre Lehrlinge sorgen immer wieder für positive Schlagzeilen bei Wettbewerben. Wie motivieren Sie junge Menschen für die Branche und den Beruf?
Wagner Mit der Motivation haben wir kein Problem. Die Jugendlichen sind insgesamt gleich gut drauf wie in den vorangegangenen 30 Jahren. Man muss sie heute vielleicht anders nehmen, aber sie sind nicht grundsätzlich schlecht und demotiviert. Jugendliche überhaupt zu finden, ist viel eher das Thema. Denn der Markt ist beinhart umkämpft. Dabei sehe ich gerade bei kleineren und mittleren Unternehmen einen Trumpf, der nicht ausgespielt wird. Wir bieten eine Familie und das fehlt vielen jungen Menschen heutzutage. Die Industrie kann das nicht bieten.
„Ich bin immer viel gereist und habe dort das Tempo der Welt gespürt.“

Kennzahlen
Gegründet 1957
Gesellschafter Martin Wagner (90%), Anton Mündle (10%)
Geschäftsführer Martin Wagner
Mitarbeiter 60
Umsatz 2018 12 Millionen Euro
Geschäftsfelder Anlagenbau, Haustechnik, Rohrvorfertigung
Export Schweiz, Aufträge im Kraftwerksbau und im Modulbau international
Privat
Martin Wagner
Geboren 20. September 1972
Ausbildung Gymnasium Bludenz, ETH Zürich – Verfahrenstechnik, Praktika in Ostasien
Laufbahn Praktika, Ingenieurbüro in Wien, Eintritt in das Familienunternehmen, seit 2001 Geschäftsführer der Wagner GmbH
Familie Partnerschaft
Reisen ist ein intensives Hobby von Martin Wagner, denn ursprünglich strebte er eine internationale Karriere an, wie er erzählt. Spannende Projekte banden ihn dann aber an seine Heimat und das Familienunternehmen, in dem die Firmenübergabe anstand. Auf seinen Reisen interessiert ihn mittlerweile besonders die Architektur, auch die Städte in Europa vermögen ihn zu fesseln. Gerne geht er als Rucksacktourist auf Reisen, quer durch Afrika zum Beispiel. „Dann bin ich mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs, da will ich auch Kontakt zu den Menschen.“ Beim Sport lässt er es mittlerweile etwas ruhiger angehen. „Wandern, joggen, nichts Aufregendes.“ Mittlerweile spielt er gerne Golf, „da werde ich immer besser“.