“Mitarbeiter sind unser höchstes Gut”

Markt / 31.05.2019 • 18:04 Uhr
gbd ist bei Projekten im In- und Ausland engagiert.
gbd ist bei Projekten im In- und Ausland engagiert.

Sigurd Flora und Markus Beck setzen bei gbd auf Wertschätzung und flache Hierarchien.

Dornbirn Sigurd Flora und Markus Beck sind zwei der vier geschäftsführenden Gesellschafter der gbd Gruppe. Im Interview sprechen sie über die hohen Anforderungen in der Branche, spannende Projekte und wie sich Ökologisierung und Digitalisierung auswirken.

 

Viele Menschen kommen irgendwann mit Ihrer Arbeit in Berührung, wobei die gbd nicht jedem ein Begriff ist. Was sind Ihre Schwerpunkte?

Flora Wir decken neun Kerngebiete ab. Wir machen Tragwerksplanung, Baumanagement, Fassadenberatung, wir haben ein Prüflabor und eine Inspektionsstelle, sind Zertifizierungsstelle sowie Schul- und Prüfungszentrum, machen Qualitätsüberwachung und Gutachtertätigkeiten und haben ein Büro für Maschinenbau. Wir können Kunden also viele Dienstleistungen anbieten.

 

Ingenieurbüros alter Schule waren oft auf einen Bereich fokussiert. Wieso gibt es neun Unternehmen?

Flora Wir bewegen uns in einem risikoreichen Bereich. Wenn es irgendeinem Bereich schlecht ginge oder ein Risiko durchschlagen würde, wären alle betroffen. Da sind wir sehr vorsichtig und demütig, und deshalb haben wir diese Struktur geschaffen.

Beck In der Statik machen wir vor allem spezielle Sachen von Fassaden über Seilbahnen. Im Baumanagement sind wir vor allem im Krankenhausbereich tätig. Die Prüfanstalt macht Prüfungen für wiederkehrende Dinge wie Dübel oder Fassaden. Das heißt, ein auftretendes Problem oder ein Fehler würde sich auf alle anderen Bereiche auswirken.

Flora Natürlich gibt es große, spezielle Projekte wie die Fassadenstatik für die Europäische Zentralbank.  Genauso machen wir aber auch die Statik für über 100 Einfamilienhäuser im Jahr. Das ist eine gute und gesunde Grundauslastung.

 

Hier gibt es wahrscheinlich aber auch mehr Mitbewerb.

Flora Im Wohnbau haben wir mehr Konkurrenz, aber es ist ein gesunder Wettbewerb.

Wie sieht es international aus?

Flora Wir sind auch international tätig, aber unsere Kunden kommen alle aus dem D-A-CH-Raum und Italien. Sie liefern ihre Produkte zwar weltweit, sind aber in der Nähe angesiedelt. Wir haben keine Kunden aus Russland oder Asien. Wir würden uns niemals anmaßen, mit einem russischen Auftraggeber Verträge auszuhandeln.

Beck Der planende Bereich kann überregional unterwegs sein. Das können wir im Baumanagement nicht, weil wir dann vor Ort sein müssten. Deshalb haben wir einen Radius von einer Stunde.

 

Wie wirkt sich die gute Konjunktur aus?

Beck Das wirkt sich auf Termine und Preise sehr stark aus. Wir haben das bei unseren Projekten aber sehr gut im Griff. Denn wir übernehmen auf Wunsch auch die Koordination der Planung und begleiten Kunden durch den Planungsprozess. Unsere Großprojekte in Vorarlberg sind alle unter Budget. Bei der Preisentwicklung glaube ich aber nicht an weitere deutliche Steigerungen. Wir sehen erste Zeichen, dass es sich beruhigen könnte.

Flora In den letzten Jahren ist der Markt etwas heißgelaufen. Da ist es wichtig, entsprechend gute Mitarbeiter zu haben, die auch bleiben. Sie sind das höchste Gut, das wir haben. Wir haben eine sehr geringe Fluktuation und eine sehr flache Hier­archie und wertschätzen unsere Mitarbeiter.

 

Wie sieht die Personalsituation in der Branche aus?

Flora Leicht ist es insgesamt nicht. Wir halten gute Kontakte zu Universitäten und versuchen, Absolventen zu rekrutieren.

 

Steigen die Anforderungen?

Flora Wir haben allein für die Statik 7000 Seiten Normen. Da ist aber noch kein Baugesetz, keine Verordnung und keine OIB-Richtlinie dabei. Da kann man sich die Anforderung vorstellen. Es ist daher im Gegensatz zu früher schwieriger, allumfassender Ingenieur zu sein. Man tut sich leichter, wenn man sich spezialisiert. Ein Seilbahnprojekt kann niemand abwickeln, der im Stahlbau nicht profundeste Kenntnisse hat. Denn wir sprechen von äußerst komplexen Anlagen. Genauso ist es im Holzbau oder bei Fassaden. Ein interner Wissensaustausch und Weiterbildung sind uns daher sehr wichtig.

 

Inwieweit hat sich die Arbeit in den vergangenen Jahren verändert?

Flora Als ich angefangen habe, haben wir noch sehr viel von Hand gerechnet. Dadurch entsteht ein gewisses Ingenieurgefühl. Mit der Normenlandschaft hat sich die Software stark verändert. Heute müssen Projekte oft schnell gehen. Ohne Softwareunterstützung wäre das nicht möglich.

 

Welche Rolle spielt Ökologisierung heute bei Ihren Projekten?

Flora Das wird schon stark mitgedacht. Wir müssen heute oft in Varianten denken und rechnen. Die Messe Dornbirn ist ein gutes Beispiel. Die Hallen waren ursprünglich im Stahlbau konzipiert. Dann gab es unter den Planern einen Anstoß, eventuell in Holz zu denken. Am Ende haben wir beide Ergebnisse gegenübergestellt. Die Kosten waren neutral und im Holzbau war die Wahrscheinlichkeit groß, die Wertschöpfung im Land behalten zu können. Im Stahlbau hat es damals niemanden in der Größe gegeben. Heute ist es anders.

Beck Das Thema begleitet uns seit vielen Jahren, funktioniert und wird gut angenommen.

 

gbd hat den Slogan constructive thinking. Was steckt dahinter?

Beck Die Idee war, alle unter einen Hut zu bringen. Konstruktives Denken und Hausverstand ist überall wichtig. Es drückt auch unsere Haltung aus. Nicht Dienst nach Vorschrift machen, sondern einen Schritt weitergehen und gemeinsam Lösungen finden.

„Wir wollen konstruktiv mitarbeiten, sind Teamplayer und denken konstruktiv.“

Sigurd Flora (l.) und Markus Beck sind neben Eugen Schuler und Heinz Pfefferkorn die geschäftsführenden Gesellschafter von gbd. VN/Paulitsch
Sigurd Flora (l.) und Markus Beck sind neben Eugen Schuler und Heinz Pfefferkorn die geschäftsführenden Gesellschafter von gbd. VN/Paulitsch

Kennzahlen

Gegründet 1969 als Statikbüro Rüsch, Umgründung 2003 mit Namen gbd ZT GmbH

Geschäftsführende Gesellschafter Heinz Pfefferkorn, Eugen Schuler, Sigurd Flora, Markus Beck (Anteile: je 25 Prozent)

Mitarbeiter über 100 (in allen Firmen der Holding)

Umsatz 11 Millionen Euro

Firmen und Filialen 11

Privat

Markus Beck

Geboren 26. April 1974 in Lindau

Ausbildung Schreiner, Studium Baumanagement Biberach, berufsbegleitendes Masterstudium Projektmanagement, Staatsprüfung

Laufbahn seit 2001 bei gbd, seit 2007 in der Geschäftsführung

Familie verheiratet, zwei Kinder

 

Sigurd Flora

Geboren 28. Dezember 1972 im Vinschgau

Ausbildung HTL Bozen (Informatik), Bauingenieursstudium in Wien, Auslandsjahr in Mailand, Staatsprüfung

Laufbahn IC Konsulenten, seit 2001 bei GBD, 2004 Büroleitung, außerdem im Vorstand der Kammer der Ziviltechniker

Familie verheiratet, zwei Kinder

„Familie und gbd“ nennt Markus Beck ohne viel zu überlegen, wenn man ihn nach seinen Hobbys fragt, um dann doch noch zu präzisieren: Tennis und Wandern. Die sportlichen Vorlieben teilt er mit seinem Geschäftsführer-Kollegen Sigurd Flora, der in der Freizeit als Mitglied des Vokalensembles „Ottava Rima“ hohes Ansehen unter Musikfreunden genießt.