Bessere Kinderbetreuung in Vorarlberg gefordert

Gemeinsamer Appell von Unternehmen und Mitarbeitern: Vom Mittelmaß zur Exzellenz bei der Kinderbetreuung in Vorarlberg.
Feldkirch, Lustenau 2035 will Vorarlberg der chancenreichste Lebensraum für Kinder sein. Das Ziel ist formuliert, an ihm wird die Marke Vorarlberg positioniert und schlussendlich auch gemessen. Doch die Vision allein ist Arbeitenden und Arbeitgebern deutlich zu wenig. Sie fordern eine deutlich ambitionierte Umsetzung der Ziele durch das Land. Das Angebot und die Betreuungsquoten in Sachen Kinderbetreung haben in den letzten Jahren zwar zugenommen und das sei anzuerkennen. Doch die Realität spricht eine andere Sprache, bemängeln nun die Präsidenten von Wirtschaftskammer und Industriellenvereinigung, Hans Peter Metzler und Martin Ohneberg, sowie ihre Mitstreiter Perrine Palombo (Getzner Betriebsrätin), sowie die Unternehmerinnen Christine Schwarz-Fuchs und Katharina Rhomberg im Namen weiterer 25 Unterzeichner eines Appells an die Landesregierung.
Denn bei den Öffnungszeiten in der Kinderbetreuung ist Vorarlberg gemeinsam mit Tirol Schlusslicht. Über die Hälfte aller Einrichtungen haben Öffnungszeiten von weniger als acht Stunden. Auch bei der Anzahl der Schließtage pro Jahr liegt Vorarlberg an drittletzter Stelle in Österreich. Das wird durch den Vereinbarkeitsindikator für Familie und Beruf bestätigt, wonach nur ein gutes Drittel, konkret 34,2 Prozent, aller Null- bis Fünfjährigen Kinder in einer Einrichtung betreut wird, die eine Vollzeitbeschäftigung ermöglicht. Dass Vorarlberger Politiker kinderlieb sind, bezweifeln die „Appellatoren“ aus der Wirtschaft nicht, doch sie wissen um den Hintergrund des Hintertreffens. Eine bis heute in Vorarlberg regierende vertrat bis vor wenigen Jahren ein rigides Gesellschaftsbild, das Frauen mit Kindern eher im Haushalt denn an der Werkbank oder im Büro verortete.
Schnell war Vertretern von Arbeitnehmern und Arbeitgebern deshalb bei ersten informativen Treffen klar, dass dem Thema Kinderbetreuung in Vorarlberg deutlich mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden muss und die Situation unzufriedenstellend ist. Eine Task Force wurde gegründet, die „vom Mittelmaß zur Exzellenz bei der Kinderbetreuung“ im Land sorgen will.
Damit Exzellenz geschieht, haben die Unterzeichner des Appells auch gleich drei Eckpfeiler als Handlungsempfehlungen zur künftigen Kinderbetreuung ausgearbeitet: Nämlich Quantität und Qualität verbessern, Zuständigkeiten und Finanzierung optimieren sowie die Sensibilisierung vorantreiben. Unterfütterh haben sie diese Eckpunkte mit einer ganzen Reihe von Handlungsempfehlungen für die Politik, die sich indes nicht in Verzug sieht, wie eine Reaktion der Landesrätinnen Katharina Wiesflecker und Barbara Schöbi-Fink zeigt. In den letzten Jahren sei das Kinderbetreuungsangebot in Vorarlberg beträchtlich erweitert worden. „Die Richtung stimmt, aber der Weg muss auch konsequent fortgesetzt werden.“
Statements
Eine funktionierende Kinderbetreuung ist für die Menschen zukunftsweisend. Auch wenn sich einiges getan hat, besteht keine wirkliche Wahlfreiheit. Es gilt deutlich mehr Angebot zu schaffen. Hans Peter Metzler, Präsident WKV
Die Chance auf einen Kinderbetreuungsplatz darf nicht von Gemeindegrenzen abhängig sein, hier muss das Land mehr Verantwortung übernehmen. Katharina Rhomberg, Vorsitzende Junge Industrie Vorarlberg
Wer voll erwerbstätig ist, ist auf ein entsprechendes Betreuungsangebot angewiesen. Wir dürfen die öffentliche Hand nicht aus der Pflicht für eine funktionierende Kinderbetreuung lassen. Christine Schwarz-Fuchs, Unternehmerin
Wenn Vorarlberg 2035 der chancenreichste Lebensraum für Kinder sein will, muss noch deutlich mehr Fokus auf die Kinderbetreuung gelegt werden. Martin Ohneberg, Präsident IV Vorarlberg
Es braucht eine Ausweitung der Öffnungszeiten und Reduktion der Schließtage, damit die Vereinbarkeit von Familie und Beruf auch tatsächlich ermöglicht wird. Perrine Palombo, Betriebsratsvorsitzende Getzner Textil