Irre Unterschiede: Um so viel schwieriger ist es, in Vorarlberg bei Fahrprüfung zu bestehen

Vorarlberg / 21.08.2025 • 16:18 Uhr
Irre Unterschiede: Um so viel schwieriger ist es, in Vorarlberg bei Fahrprüfung zu bestehen

Den VN liegen exklusive Zahlen zu den Durchfallquoten bei Fahrprüfungen in allen Bundesländern vor. Die Unterschiede sind deutlich größer als bisher angenommen.

Bregenz Vorarlberg ist kein guter Boden für Fahrprüfungen. In keinem anderen Bundesland ist die Durchfallquote bei Prüffahrten ähnlich hoch, wie zwischen Bodensee und Arlberg. Einen möglichen Grund liefern VN-Enthüllungen zu üppigen Nebenverdiensten der Sachverständigen. Der Verdacht: Einzelne Prüfer, die Teil eines Netzwerkes sein dürften, könnten mit nicht bestandenen Prüfungen ein Geschäftsmodell etabliert haben. Neue Daten, die der VN vorliegen, stützen diese Annahme. Demnach sind die Unterschiede bei den Durchfallquoten zwischen Vorarlberg und den restlichen Bundesländern viel höher, als bisher angenommen. Ein Nachweis dafür, dass in Vorarlberg trotz genormten Prüfungshandbuch mit anderem Maß gemessen wird – jedenfalls zum Nachteil der Prüflinge. Mittlerweile steht auch fest: Die hohe Durchfallquote ist gut fürs Geschäft der internen wie externen Sachverständigen.

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Die Chance, im ersten Anlauf durch die Fahrprüfung zu kommen, ist in fast allen Bundesländern eklatant höher als in Vorarlberg. Den VN liegen Zahlen für die Jahre 2023 und 2024 vor. Nur zwei von zehn Fahrschülern sind etwa in der Steiermark beim ersten Anlauf gescheitert, in Tirol ist die Quote mit 22 Prozent ähnlich niedrig. Das Burgenland (25 Prozent), Kärnten (25 Prozent), Salzburg (28 Prozent), und Oberösterreich (30 Prozent) folgen. Etwas höher ist die Durchfallquote in Niederösterreich (36 Prozent) und Wien (44 Prozent). Weit abgeschlagen Vorarlberg, wo jeder zweite bei der Fahrprüfung gescheitert ist (48 Prozent). Die Zahlen beziehen sich auf Pkw-Prüfungen und das Jahr 2023. Im Vorjahr war das Bild ein ähnliches, wenn auch mit leicht geringerem Abstand. In den meisten Bundesländern schafften es rund 7 von 10 Fahrschülern auf Anhieb, Vorarlberg war mit 5 von 10 Fahrschülern erneut abgeschlagenes Schlusslicht. Vorarlbergs Fahrschüler sind gleichzeitig bei der theoretischen Prüfung, die keine externen Einflüsse zulässt, die Besten in ganz Österreich. Das geht aus einer anderen Statistik hervor.

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Die hohen Durchfallquoten haben die Fahrschulen schon seit einiger Zeit auf den Plan gerufen. Immer wieder habe man sich über die Prüfungssituation bei der Verkehrsrechtsabteilung des Landes, die für den Fahrschulbereich zuständig ist, beschwert. “Wir haben zuerst versucht, mit der Behörde eine Lösung zu finden. Das hat aber nicht gefruchtet”, sagt die Sprecherin der Fahrschulen in der Wirtschaftskammer, Barbara Germann-Frener. “Die Beschwerden haben immer damit geendet, dass der Fahrprüfer von der Behörde in Schutz genommen wurde”. Danach habe man sich an die Politik gewandt, so die Sprecherin weiter.

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Den VN liegen Zahlen auch für frühere Jahre vor. 2013 lag die Durchfallquote bei Fahrprüfungen im Land noch unter 30 Prozent und damit im Österreich-Schnitt. Was danach geschah, erklären gut informierte Kreise mit personellen Änderungen in der zuständigen Behörde. Demnach soll sich später um einen der Mitarbeiter ein Netzwerk gebildet haben, das jetzt im Fokus der Aufmerksamkeit steht. Hohe Durchfallquoten hatten jedenfalls kräftige Zusatzeinkünfte zur Folge. Im Vorjahr lagen die auf 31 Fahrprüfer im Nebenjob aufgeteilten Einnahmen bei 580.000 Euro – knapp die Hälfte davon spülten Wiederholungsprüfungen in die Sachverständigen-Kassa.