Firmen stemmen sich gegen Infektion

Betriebe im Krisenmodus – Arbeitsabläufe neu organisiert – engagierte Mitarbeiter.
Schwarzach Eine Woche nachdem die strengen Maßnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus eingeführt wurden, zeigt sich immer konkreter, wie die Wirtschaft mit dem Virus infiziert wurde. Beim AMS sind von den fast 1500 Anfragen zum Thema Kurzarbeit inzwischen rund 300 “quer durch alle Branchen”, so Geschäftsführer Bernhard Bereuter, in Abstimmung, um die Kurzarbeit einzuführen. Darunter auch wieder große Industriebetriebe, aber auch der Gastrogroßhändler Transgourmet, dem durch die Schließung der Gastbetriebe und Hotels die Hauptkundschaft verlustig gegangen ist. In der Industrie, aber auch in der Logistik und bei gewerblichen Zulieferern wurde eine Kettenreaktion durch die Schließung von bisherigen Auftraggebern, etwa aus der Automobilindustrie, ausgelöst.
Kurzarbeit im Handel
Thema ist Kurzarbeit auch im Handel, etwa bei den Möbelketten XXXLutz (die VN berichteten) und Kika/Leiner, aber auch beim Modehändler H&M oder der Drogeriemarktkette dm. Auch Sportartikelhändler schicken ihre Mitarbeiter in Kurzarbeit, etwa Sports Direct. Betroffen sind aber nicht nur die großen Ketten, besonders trifft es kleine Händler in der Region, die mit Serviceangeboten und Lieferdiensten versuchen, wenigstens einen Notbetrieb in Gang zu halten, um die Wünsche und Bedürfnisse der Kundschaft vor Ort zu erfüllen. Österreichweit gibt es 115.600 mehr registrierte Arbeitslose als noch am 15. März. 41.000 zusätzliche Arbeitslose gebe es im Bereich Gastronomie und Beherbergung, 14.000 am Bau und 11.000 aus dem Bereich sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen.
Meusburger
Wolfurt Bei Meusburger wurde ein Krisenteam mit acht Personen eingerichtet, welches täglich in Verbindung steht, um die notwendigen Maßnahmen einzuleiten. Der Schwerpunkt liegt dabei darauf, die direkten Kontakte zu verhindern und dadurch die Gesundheit der Mitarbeiter und deren Angehörigen zu schützen. Der Maßnahmenplan wird an alle Mitarbeitenden versandt, im Intranet veröffentlicht und am Schwarzen Brett angebracht. Alle Pausenräume sowie die Kantine wurden geschlossen, Werksverkehr gibt es nur mehr in reduzierter Form mit weniger Personen pro Bus, zwei Drittel der Büro-Belegschaft ist im Homeoffice, Zeitausgleich oder Urlaub. Kontakte der Mitarbeitenden im Haus werden mithilfe von Skype-Telefonie und E-Mailverkehr auf ein Minimum reduziert. Alle internen Events wurden abgesagt, Schichten getrennt, die Reinigungsmaßnahmen intensiviert. Präventive Schutzmaßnahmen für Risikopatienten: wenn möglich Homeoffice oder Urlaub.
Hypo Vorarlberg
Bregenz Die Hypo Vorarlberg hat bereits vor einigen Wochen mit Präventivmaßnahmen und umfangreichen Vorkehrungen begonnen, um das Risiko einer Ansteckungsgefahr zu minimieren. Maßnahmen waren z.B. Bereitstellung von Homeoffice-Möglichkeiten, Hygienehinweise und Verhaltensanweisungen, (Dienst-)Reiserichtlinien bzw. -verbote, Absage aller Veranstaltungen und Schulungen. Unsere Beratungsleistungen sind sichergestellt, allerdings finden Termine hauptsächlich telefonisch oder via E-Mail statt. In zahlreichen Filialen sind Plexiglas-Scheiben am Schalter angebracht, damit wir Kunden und Mitarbeiter bestmöglich vor Ansteckungen schützen. Alle Mitarbeiter sind derzeit angehalten, mit dem Pkw zur Arbeit zu kommen, die Bank übernimmt etwaige Parkgebühren. Als systemkritische Branche müssen wir also dafür Sorge tragen, dass der Betrieb weiterhin aufrechterhalten bleibt und die Basisversorgung für die Bevölkerung gewährleistet ist (z.B. Bargeldversorgung, Zahlungsverkehr etc.). Wir sind diesbezüglich gut organisiert: Derzeit arbeiten all jene Mitarbeiter, welche zur Aufrechterhaltung des Betriebs nicht zwingend an ihrem Arbeitsplatz arbeiten müssen, von zu Hause oder sind quasi als Backup auf Abruf zu Hause.
Etiketten Carini
Lustenau Geschäftsführer Edgar Sohm: Wir haben ein Notfallteam COVID-19 installiert, welches sich täglich trifft – den aktuellen Stand bewertet, evaluiert, neue Regelungen trifft, kommuniziert, ein großes Maßnahmenpaket geschnürt, welches unbürokratisch umgesetzt worden ist; wir vermeiden soziale Kontakte – haben z.B. Schichtmodelle geändert, damit sich die Mirtarbeiter nicht mehr begegnen, und Schichtarbeit in administrativen Bereichen eingeführt. Mitarbeiter in unterschiedlichen Stockwerken werden bestmöglich voneinander getrennt, vorteilhaft wird unser Hygienemanagement, welches bereits installiert ist, weiter ausgebaut, Kunden- und Lieferantenbesuche werden ausgesetzt (intern und extern), potenzielle Infektionsquellen werden eliminiert, immer wieder geben wir Verweise auf die Sicherheitsabstände (2m), uvm. Oberstes Ziel ist die Gesundheit unserer Mitarbeitenden und derer Familien sowie unserer Kunden und Partner; unser Betriebsarzt ist involviert und steht für Auskünfte bereit. Wir versuchen, unseren Betrieb aufrechtzuerhalten und handlungsfähig zu bleiben. Mit das Wichtigste ist die fortlaufende Kommunikation im gesamten Team – dafür wenden wir in der GF (und im Krisenstab) einen Großteil unserer Zeit auf. Nach Möglichkeit haben wir Mitarbeiter im Homeoffice (leider nur begrenzt möglich als produzierender Betrieb). Die Rohstoffversorgung ist aktuell gegeben, kann sich jedoch täglich ändern. Wir versuchen jedoch, durch massive Aufstockung der Lager lieferfähig zu bleiben.
Hilti & Jehle
Feldkirch Das Bauunternehmen Hilti & Jehle bietet seinen Beschäftigten im Büro seit vergangener Woche Homeoffice an – das wird angenommen und funktioniert perfekt –, somit sind maximal 50 Prozent der Mitarbeiter im Büro und in der Abteilung. Die Tätigkeit auf den Baustellen in Vorarlberg und Tirol wurde eingestellt. Beim Bauunternehmen hofft und erwartet die Geschäftsführung , dass infizierte Personen nicht zur Arbeit kommen und somit der Rest der Belegschaft geschützt ist. Sie haben sich umgehend im Personalbüro zu melden, auch jene, die in einem „Krisengebiet“ waren, etwa in Ischgl oder St. Anton. Konsequenzen müssen H&J-Mitarbeiter, die fernbleiben, nicht fürchten.
Rauch Fruchtsäfte
Rankweil Das Unternehmen hat bereits mit Bekanntwerden der erstem Fälle in Italien mit einem weitreichenden internen Maßnahmenprogramm zum Schutz der Mitarbeiter begonnen. Die jetzigen Empfehlungen der Bundesregierung setzt der Fruchtsaftproduzent weiter konsequent um, mit dem Ziel die Mitarbeiter(innen), die Gesellschaft aber auch des Unternehmens und die Marke Rauch zu schützen. Erwarten Sie, dass nicht gefährdete oder infizierte Personen bzw. Abteilungen dennoch zur Arbeit erscheinen? Ja; Gibt es Konsequenzen bei Fernbleiben? Nein.
Feldkirch Homeoffice und Videokonferenzen im Verwaltungs-Bereich, telefonische Beratung von Klient(inn)en wo möglich, Einschränkung von Besuchsmöglichkeiten (beispielsweise Hospiz am See oder in Wohngemeinschaften für Menschen mit Beeinträchtigung), Absage von Veranstaltungen (unter anderem auch Seniorenerholungswochen), befristetes Aussetzen von Gruppenangeboten , frühzeitige und laufende Information der Mitarbeiter und Klienten.
Caritas Vorarlberg
Feldkirch Erwartet wird bei der Caritas, dass in all den Einrichtungen und Hilfsdiensten gearbeitet wird, auf die Menschen existenziell angewiesen sind. Gerade im Bereich von vollbetreuten Einrichtungen muss der Betrieb aufrecht erhalten bleiben. Bei der Erstellung von Dienstplänen wird auf die individuelle Situation Rücksicht genommen. Alle Mitarbeiter möchten ihren Beitrag dazu leisten, damit Menschen in ihren jeweiligen Notsituationen auch jetzt möglichst gut begleitet werden.