Tankstellenpächter im Kampf um ihre Existenz

Markt / 08.04.2020 • 20:15 Uhr
An den Tankstellen in Vorarlberg herrscht Existenzangst: Waschanlagen gesperrt, nur wenige Tankkunden und Shops, die nicht frequentiert werden.VN/Steurer
An den Tankstellen in Vorarlberg herrscht Existenzangst: Waschanlagen gesperrt, nur wenige Tankkunden und Shops, die nicht frequentiert werden.VN/Steurer

Umsatzminus bis zu 95 Prozent. Forderung Waschanlagen zu öffnen.

Schwarzach Petra Girardi betreibt die Eni-Tankstelle im Dornbirner Schwefel an der Bundesstraße, einer der üblicherweise meistbefahrenen Straßen in Vorarlberg. Damit ist jetzt nichts mehr, am Abend schleichen nur wenige Autos vorbei. Benzin oder Diesel brauchen die wenigsten. Was sie öfter sieht, sind Polizeiautos. „Die Polizei kontrolliert regelmäßig, ob es auch keine Menschengruppen an den Zapfsäulen gibt.“ Denn an der Autowaschanlage ist sowieso niemand, die ist geschlossen.

Keine Kunden in Shops

„Für viele Pächter geht es um die schiere Existenz“, berichtet die Sprecherin der Tankstellen über ihre Telefonate mit anderen Tankstellenpächtern, die zwar offen halten müssen, um die Treibstoffversorgung zu sichern, aber neben dem Umsatzverlust an der Tanksäule auch keine Kunden mehr im Shop oder in der Waschanlage haben. Sie hat wie ihre Kollegen Verständnis für die Maßnahmen der Regierung, was sie aber nicht einsehen, ist das Waschverbot. Denn in anderen Ländern gehört die Autowäsche zur Virusbekämpfung. Herbert Oberscheider, Geschäftsführer von Carwash-Anlagen, die zu den größten in Österreich gehören, fordert ein Umdenken, denn wer sein Auto wasche, vernichte die Viren und habe keinen wie auch immer gearteten Kontakt mit den Mitarbeitern. „Das geht schon bisher kontaktlos.“ Wenn es denn um Ansammlungen von Menschen gehe, das sei in den Griff zu bekommen, zumal auch bei ihm die Polizei regelmäßig patrouilliert. Treibstoff verkauft er an seine Lustenauer Kunden, die Schweizer Kundschaft fällt aus. Rund 85 Prozent macht bei ihm das Minus an der Tankstelle aus. Die Maßnahmen der Regierung trage er mit, „die sind alles in allem sehr gut“ – bis auf das Waschverbot. Da wünscht er sich zeitnah eine Lösung wie seine Branchenkollegin Girardi, die berichtet, dass man in Wien das Thema auch in die Regierung getragen habe und weiter insistieren werde. Eine Tankstellenbetreiber nahe der deutschen Grenze, der nicht namentlich genannt werden will, hat mit einem Umsatzrückgang von 95 Prozent zu kämpfen, sind doch in coronalosen Zeiten auch fast 90 Prozent der Tankkunden aus dem Nachbarland. Er will, dass die Öffnung des kleinen Grenzverkehrs bei den handelnden Politikern zumindest in Erwägung gezogen wird, dass man eine Perpektive erhalte, wie man sich das vorstellt. Gerade im Leiblachtal sei außerdem der Lindauer Handel näher als jener in Bregenz. „Da regt sich schon Unmut gegen manche Maßnahmen.“

Viele Mitarbeiter in Kurzarbeit

Die Mitarbeiter sind, so es möglich ist, bei vielen Tankstellen bereits in Kurzarbeit. Doch alleine könne man eine solche Tankstelle nicht betreiben, stellt Girardi fest. Die Lage Tankstellenbranche ist schon vor Corona sehr schwierig gewesen, mit Benzin und Diesel alleine sei kein Einkommen zu erzielen, mit dem man wirtschaftlich überleben kann. Wenn nun der Shop und die Waschanlagen ausfallen, gehe es wirklich ums nackte Überleben, so Girardi, die hofft, dass die verantwortlichen Politiker bei allen Maßnahmen, die sie setzen, auch das bedenken. Sie gibt außerdem zu bedenken, dass die vielen Förderungen, Hilfen und Krediterleichterungen zwar schön sind, aber nach dem Ende der Maßnahmen meist auch wieder zurückgezahlt werden müssen. Das geht sich für einige der Kollegen dann nicht mehr aus. Derzeit gibt es rund 80 Tankstellen im Land, die alle offenhalten. Der Verkehr ist aber, so amtliche Meldungen, um über 50 Prozent zurückgegangen. VN-sca

„Spätestens, wenn Drive-ins wieder aufmachen, erwarten wir auch eine Lösung für Tankstellen.“

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