Corona hat die Firmen langfristig im Griff

Bisher größte Unternehmerumfrage zu Coronamaßnahmen und den Erwartungen für die Zukunft der Firmen in Vorarlberg.
Feldkirch Die Wirtschaftskammer wollte es genau wissen. Sie hat deshalb in der Zeit vom 5. Bis 13. Mai ihre Mitglieder (mit Ausnahme der Industrie, dort gibt es die Blitzumfrage der Industriellenvereinigung) zu den Auswirkungen der Coronakrise auf ihre Unternehmen sowie ihre Zukunftsaussichten befragt. Mit 3738 Teilnehmern von 16.452 Unternehmen ist der Sample von 22,72 Prozent aller Firmen im Land mehr als repräsentativ und gibt ein sehr detailliertes Bild zur Lage der Selbstständigen. Befragt wurde mit dem Umfragesystem Inquery.
Umsatzeinbrüche erwartet
6,41 Prozent der Unternehmen sind von der Krise gar nicht betroffen, fast zehnmal so viele, nämlich 60,64 Prozent geben allerdings an, dass das Virus sie schwer bzw. ganz schwer getroffen hat. Das wird sich auch nicht so schnell ändern. 79,46 Prozent rechnen für 2020 mit weniger Umsatz als 2019. 18,66 Prozent dieser Unternehmen werden nach eigenen Angaben einen Umsatzeinbruch zwischen 70 und 100 Prozent haben. Mit weniger Umsatz als im Vorjahr rechneten allerdings schon vor Covid19 zu Jahresbeginn 79,96 Prozent, denn die Konjunkturerwartungen waren schon seit vergangenem Jahr aufgrund der globale Wirtschaftskonflikte, dem Umbruch in der Automobilindustrie, dem Brexit, um nur die wichtigsten Indikatoren zu nennen, eher zurückhaltend.
Information und Beratung war für die Firmen seit 16. März wichtig, dennoch haben 15,69 Prozent der Betriebe von dieser Möglichkeit keinen Gebrauch gemacht. Die weitaus meisten Unternehmer haben sich aber an die Wirtschaftskammer (59,57 Prozent) und ihre Steuerberater gewandt (58,77 Prozent), es konnten mehrere Ansprechpartner genannt werden). Danach folgen die Hausbanken (28,42 Prozent) und das Arbeitsmarktservice (26,67 Prozent). Bei der Landesregierung klopften 7,23 Prozent an.
Die besten Auskünfte haben sie laut Umfrage vom jeweiligen Steuerberater bekommen, die eine Spitzennote von 1,74 für ihre Beratung bekamen. Unter den institutionellen bzw. amtlichen Stellen konnte die Wirtschaftskammer die beste Noten einfahren: 2,15. „Die Umfrage bestätigt eindrücklich, daß unsere Mitglieder die Serviceagentur Wirtschaftskammer sehr schätzen. Wir werden alles unternehmen, um beim Aufbruch aus der Coronakrise bestmöglichst zu helfen“, sagt dazu Wirtschaftskammerpräsident Hans Peter Metzler.
Gute Noten für Kurzarbeit
Die Coronakurzarbeit, die von über 30 Prozent der Befragten in Anspruch genommen wird, bekommt gute Noten: 61,15 Prozent sind damit zufrieden oder sogar sehr zufrieden. Nur 5,37 Prozent der Firmen, die das Instrument in Anspruch genommen haben, sind nicht zufrieden. Bei der Abwicklung hapert es allerdings nach Angaben von 32,26 Prozent der Unternehmen (weniger oder gar nicht zufrieden). Exakt 19,18 Prozent sind auch mit der Abwicklung von Überbrückungskrediten durch die Hausbank unzufrieden. Für die Vorarlberger Banken Anlass zum Nachschärfen, wie aus der Vertretung der Banken zu vernehmen ist.
Noten gaben die Unternehmer auch der Politik. Dabei kommt die Vorarlberger Landesregierung mit Note 2,66 etwas besser als die Regierungsmannschaft in Wien davon, welche von den Umfrageteilnehmern die Note 2,71 erhielt.
Die meisten Teilnehmer an der Wirtschaftskammerumfrage kommen aus dem Bereich Gewerbe und Handwerk, sie stellen 44,82 Prozent, gefolgt vom Handel mit 24,18 Prozent und dem Tourismus mit 23.44 Prozent. Gereiht nach Unternehmensgröße stellen die Ein-Personen-Unternehmen die größte Gruppe mit 42,95 Prozent, gefolgt von Firmen,die bis zu neun Mitarbeiter beschäftigen mit 40,81 Prozent. Wie und ob es Änderungen gibt nach den weiteren Erleichterungen, soll eine weitere Umfrage, die in rund einem Monat durchgeführt wird, zeigen.
„Wir unternehmen alles, um beim Aufbruch aus der Krise bestmöglichst zu helfen.“
