Corona erhöht Wolford-Verlust

Minus 28,7 Millionen: Ergebnis stark unter Druck. Nun stehen Zeichen auf Neuaufstellung.
Bregenz Während in der Coronakrise vor allem Lebensmittel in hohem Ausmaß gekauft wurden, wurde auf Luxusprodukte tendenziell verzichtet. Zu groß war die Unsicherheit, wie groß die Auswirkungen der Krise tatsächlich sein würden.
Der Bregenzer Strumpfkonzern Wolford war da mit seinen Produkten im höheren Preissegment unmittelbar betroffen. Bereits vor Corona kämpfte das mehrheitlich in chinesischem Besitz stehende Unternehmen mit Verlusten. Diese wurden noch einmal verschärft.
Das Geschäftsjahr 2019/20 (Mai 2019 bis April 2020) brachte einen Umsatzrückgang von knapp 14 Prozent auf 118,5 Millionen Euro. Allein in den Monaten März und April brachen die Umsätze coronabedingt um rund 60 Prozent ein. Denn die meisten Shops weltweit mussten aufgrund des Lockdowns schließen. Für die Mitarbeiter wurde daraufhin Kurzarbeit angemeldet, ein Krisenplan kam zum Tragen und Wolford stieg kurzerhand in die Schutzmaskenproduktion ein. Nichtsdestotrotz ist auch das Ergebnis schwer unter Druck geraten. Das operative Ergebnis (EBIT) sank von minus 8,98 auf minus 28,7 Millionen Euro. Der Verlust nach Steuern von minus 11,1 auf minus 27,42 Millionen Euro.
Dass die Liegenschaft von Wolford mittlerweile an den Beschlägehersteller Blum verkauft wurde (Kaufpreis: 72 Millionen Euro) führte zumindest dazu, dass sich Wolford entschulden konnte. Damit habe man nun den notwendigen Spielraum, um die Zukunft des Unternehmens zu gestalten, sagen Andrew Thorndike und Silvia Azzali.
Das neue Vorstandsduo, das im Herbst 2019 startete, hatte noch vor Corona einen Plan entwickelt, um das Unternehmen neu auszurichten. Keine “Quick Wins”, also keine einfach und schnell umsetzbaren Verbesserungen, wie sie betonen. Denn das sei von den Vorgängern bereits realisiert und teilweise überstrapaziert worden.
Shops auf Prüfstand
Ihr Plan beinhaltet unter anderem eine Anpassung bei den internationalen Standorten, die Optimierung von Einkauf und Beschaffung sowie eine Effizienzsteigerung in Produktion und Logistik. Zudem wurde in Technologie und Personal für das Onlinegeschäft investiert und das Produktportfolio gestrafft. „Bei allen einschneidenden Auswirkungen war und ist die Corona-Pandemie für uns keine Entschuldigung“, betont Andrew Thorndike. Man habe das Programm nun einem Corona-Stresstest unterzogen, teilweise adaptiert und werde es jetzt konsequent weiter umsetzen.
Beim Onlinegeschäft beispielsweise sieht man eine erste Wirkung. Per Ende April 2020 sind die Online-Umsätze um über 41 Prozent gestiegen, Ende Juni lagen sie bei über 54 Prozent zum Vorjahr und repräsentieren nun rund 30 Prozent des Gesamtumsatzes.
Dennoch werde Corona den Strukturwandel in der Modebranche noch einmal drastisch verschärfen. Das bedeute, dass viele der Boutiquen-Standorte neu bewertet werden müssten. Andererseits will man sich zurückbesinnen auf jene Produkte wie Strümpfe oder Bodys, die Wolford bekannt gemacht haben. Zudem sollen die nachhaltige Portfolios weiter ausgebaut werden. „Die Pandemiezeit hat uns die Gelegenheit gegeben, unsere Markenarchitektur zu überprüfen und zu straffen“, sagt Vertriebsvorstand Silvia Azzali. Deshalb wolle man nun auch konsequent zur Marken-DNA zurückkehren.
Gewinnzone als Ziel
Insgesamt geht das Vorstandsduo davon aus, dass die Auswirkungen der Coronakrise noch bis Mitte kommenden Jahres spürbar sein werden. Dennoch will man Ende 2021 operativ wieder in die Gewinnzone zurückkehren. VN-reh
„Ich glaube fest daran, dass schwierige Situationen ebenso Chancen bergen.“
Geschäftsjahr 2019/20
Umsatz 118,5 Millionen Euro (- 13,6 Prozent)
EBIT -28,7 Millionen Euro (Vorjahr: -8,98 Mill. Euro)
Verlust nach Steuern – 27,42 Millionen. Euro (Vorjahr: -11,10 Mill. Euro)
Eigenkapitalquote 9,3 Prozent
Mitarbeiter 1243 Mitarbeiter (-104)