Vorarlberg ist eine Insel

Europa knapp an Stromblackout vorbeigeschrammt. Inselbetrieb in Vorarlberg möglich.
Bregenz Nicht genug, dass uns das Coronavirus das Leben seit Monaten schwer macht, am Freitagnachmittag war außerdem das europäischen Verbundnetz nahe an einem Blackout. Es ist zu einem kurzzeitigen Frequenzeinbruch gekommen. Durch den starken Frequenzabfall im europäischen Stromnetz sei ganz Europa laut Fachleuten nur knapp an einem flächendeckenden Stromausfall vorbeigeschrammt. Der vermehrte Ausbau von erneuerbaren Energien und damit die volatile Erzeugung von Wind- und Sonnenstrom führten, so die Experten, zu immer stärkeren Schwankungen in den Stromnetzen, und das ist brandgefährlich.
illwerke vkw haben ihren Teil dazu beigetragen, das Netz wieder zu stabilisieren. Die automatischen Systeme zur Netzstabilisierung bei vorarlberg netz und im
Kraftwerksbereich haben einwandfrei funktioniert, berichtet der Sprecher des Vorarlberger Energiekonzerns, Andreas Neuhauser. Durch die Speicherkraftwerke der illwerke vkw wurden zusätzlich zur bereits vorhandenen Erzeugung 120 Megawatt an Leistung zur Stabilisierung der europäischen Stromversorgung eingespeist. Endkunden in Vorarlberg waren von dem Vorfall nicht betroffen.
Die richtige Balance
Im europäischen Verbundnetz muss zu jeder Zeit gleich viel Energie erzeugt werden, wie auch verbraucht wird. Wird zu viel Strom ins Netz eingespeist, steigt die Netzfrequenz, bei zu hohem Verbrauch sinkt die Frequenz. Ziel ist, dass diese bei genau 50 Hertz liegt. Speicher- und Pumpspeicherkraftwerke, wie sie von den illwerken vkw betrieben werden, können innerhalb von Sekunden angefahren werden und sind damit der am besten geeignete Kraftwerkstyp, um im Falle einer Störung das Versorgungssystem zu stabilisieren.
Am vergangenen Freitag kam es um exakt 14.05 Uhr zu Frequenzabweichungen und in Folge zu einer Auftrennung des europäischen Verbundnetzes in einen südöstlichen Teil, also von den Balkanländer bis Griechenland mit einer Überfrequenz von rund 50,3 Hertz und einen westlichen Teil mit einer Frequenz von rund 49,75 Hertz, in dem sich auch Österreich befunden hat. In Vorarlberg wurden die Frequenzabweichungen vom Leitsystem registriert und automatisiert Maßnahmen eingeleitet, so Neuhauser im Gespräch mit den VN. Bei einer Frequenz von 49,8 Hertz werden automatisch die Pumpen gestoppt und alle Turbinen der Speicherkraftwerke in Betrieb genommen. Zusätzlich zur bereits vorhandenen Erzeugung wurden zur Stabilisierung 120 Megawatt Leistung ins Netz eingespeist.
Endkunden nicht betroffen
Netzseitige Maßnahmen waren in Vorarlberg nicht notwendig, es kam auch zu keinem Spannungseinbruch. Endkunden waren von dem Vorfall nicht betroffen, informiert der Vorarlberger Energieversorger. Rund eine Stunde später, um 15.08 Uhr, konnten die europäischen Netzteile nach vorübergehenden Lastabschaltungen in Italien und Frankreich und einer Reduktion der Einspeisung in Serbien und Bosnien-Herzegowina wieder zusammengeschaltet und synchronisiert werden.
In Vorarlberg sei man gut vorbereitet. Bei einem großflächigen Stromausfall bestehe im Land mit den für einen raschen Netzwiederaufbau am besten geeigneten Speicher- und Pumpspeicherkraftwerken die Möglichkeit, in einen Inselbetrieb zu wechseln und so die Stromversorgung zumindest regional wiederherzustellen. Damit das auch klappt, werde dieser Netzwiederaufbau, der im engen Zusammenspiel von Netzen und Kraftwerken erfolgen muss, regelmäßig trainiert. VN-sca
„Systeme zur Netzstabilisierung und im Kraftwerksbereich haben funktioniert.“
